Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Ausbildung sind.«
Ich lachte kurz auf, trotz der Anspannung, die immer noch in der Luft lag. »Du meinst deine Sekretärin?«
Dad grinste. »Ja, sie gehört auch dazu.«
»Wie alt ist sie?«, fragte ich. Schon seit sie mir gesagt hatte, ich solle sie Miss Stewart nennen, brannte ich darauf, das zu erfahren.
»Neunzehn.«
»Die CIA wirbt Teenager an?«, fragte ich.
»In gewissen ungewöhnlichen Fällen ja«, sagte er und wählte seine Worte offenkundig mit Bedacht. »Jenni Stewart ist noch recht neu. Wenn du ihr noch mal begegnest, darfst du ihr weder dein wahres Alter verraten noch wie du hierhergekommen bist.«
Ich lachte, weil ich wusste, dass sie mir ihren Vornamen nicht verraten wollte. »Ich sage es niemandem. Ich bin ja kein Idiot.«
»Du hast es Holly also auch nicht erzählt?«, fragte er.
»Was glaubst du denn?« Ich verdrehte die Augen. »Sie hält mich für einen Schulabbrecher aus Jersey.«
Nun zeigte sich das erste Anzeichen von Besorgnis auf Dads Gesicht. »Jetzt nicht mehr. Ich habe Agent Stewart gebeten, nach ihr zu sehen und sie zu einer Firmenparty bei uns zu Hause einzuladen.«
Ich rieb mir die Augen und stöhnte. »Na toll. Jetzt wird sie mich dafür hassen, dass ich sie angelogen habe … Im Ernst? Eine Firmenparty? Das dürfte interessant werden.«
»Tut mir leid, ich hatte gedacht, dass es vielleicht zu ihrer Beruhigung beiträgt«, sagte er seufzend. »Wenn sie sieht, dass wir ganz normale Leute sind.«
»Auch ohne die CIA-Sache würde sie uns niemals für normal halten.« Ich wechselte das Thema, damit ich ihn nicht am Ende noch anschrie. »Was ist denn eigentlich mit deinem Büro, in dem ich schon tausend Mal war?«
»Das ist eine Firma, hinter der die Regierung steckt, die aber wie ein ganz normales Unternehmen aussehen soll. Mit deren Tagesgeschäft hab ich nur ganz am Rande zu tun.«
Schon allein mit welcher Beiläufigkeit er das sagte, machte mich wütend. »Okay, zuerst finde ich also heraus, dass du nicht mein richtiger Vater bist, dann bist du bei der CIA, und alles, was ich über dein Arbeitsleben wusste, war nur vorgetäuscht. Eine komplette Lüge. Was weiß ich denn eigentlich über dich?«
»Das ist kompliziert, Jackson. Es gibt Leute, die ihr Leben verlieren können, wenn Agenten wie ich nicht jede erdenkliche Vorsichtsmaßnahme treffen, um ihre Tätigkeit zu verschleiern.«
Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme und sah ihn direkt an. »Dann sag mir genau, was du tust. Bekämpfst du Schurken, die es irgendwie hinkriegen, von hier aus gesehen zwei Jahre in der Zukunft zu sein und dann hier, mit denselben Kleidern am Leib und mit derselben Wunde im Gesicht?«
»Ich glaube, wir sollten mit Dr. Melvin reden«, schlug er vor.
»Noch nicht. Du kannst mich zwar hinbringen, aber ich werde dir nichts weiter erzählen.« Ich wandte meinen Blick dem Fenster zu und sah, dass große Regentropfen immer schneller auf den Gehsteig fielen. »Ich muss später noch zur Arbeit und sehen, wie sehr Holly mich jetzt hasst.«
Wahrscheinlich mehr, als ich wiedergutmachen konnte, weshalb ich mich einsamer fühlte als je zuvor.
22
Freitag, 12. Oktober 2007, 14:30 Uhr
Als ich später ins Studio kam, hatte ich im Kopf mehrere Versionen eines Gesprächs vorbereitet, mit dem ich Holly dazu bringen wollte, mich nicht zu hassen. Aber Mike hatte eigene Pläne für mich.
»Ich möchte, dass du die rote Farbe an dem Namenszug im Trainingsraum ausbesserst. Und da freitags sonst nicht viel zu tun ist, dachte ich mir, dass du das gleich heute machen könntest.« Er stand vor der rückwärtigen Wand im Studio und zeigte auf das Wort TWISTERS, das in roten Lettern auf die weiße Wand gemalt war. Die rote Farbe blätterte an manchen Stellen ab.
Als ich Plastikfolie auf dem Teppich ausgebreitet und die Leiter und die Farbwannen bereitgestellt hatte, kamen Holly und Jana, um ihre Kurse zu unterrichten. Als ich sie entdeckte, sprang ich sofort von der Leiter und ging zu ihnen.
»Hallo, Jackson, wie geht’s?«, fragte Jana mit einem freundlichen Lächeln.
Das war ein gutes Zeichen. Holly hatte ihr also nichts erzählt.
»Gut. Und selbst? Bist du froh, dass Freitag ist?«, fragte ich mit einer vorgetäuschten Lässigkeit.
»Absolut.« Sie stieß Holly mit dem Ellbogen an, und schließlich sah Holly mich an.
»Äh … ja, Freitag … das ist gut.« Sie kaute auf ihrem Daumennagel rum und trat von einem Bein aufs andere.
Jana sah uns abwechselnd an, dann schüttelte sie den Kopf
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