Sturz ins Glück
Gideon keine Munition mehr. Er ließ seine Waffe fallen und rannte noch schneller als zuvor auf die Tür zu. Mit seinem vollen Gewicht warf er sich gegen die maroden Balken. Das alte Holz zersplitterte, als es unter seinem Ansturm nachgab. Er stürzte in das kleine Blockhaus.
„Gideon!“
Er sah, wie Addie sich dem Griff des dürren Farnsworth entwand. Im selben Moment wandte er sich dorthin, wo er Petchey vermutete, bevor dieser ihn ergreifen konnte. Doch der Viscount befand sich nicht am Fenster, wie Gideon erwartet hatte. Der Mistkerl stürzte auf Adelaide los und riss sie an sich, um sie als lebendes Schutzschild zu benutzen. Er legte seinen Arm um ihren Hals, sodass ihr Kopf in seinem Ellbogen festgeklemmt war, und setzte ihr seinen Revolver an die Stirn. Sie erstarrte. Gideon erstarrte. Sein Herz drohte stehen zu bleiben.
Miguel stürzte in den Raum und richtete seine Waffe auf Petcheys Kopf. Gideon wusste nicht, ob er noch Munition hatte, aber auch ein Bluff konnte funktionieren.
„Lassen Sie sie los.“ Gideon ballte seine Hände zu Fäusten und starrte Petchey an.
„Bringen Sie mir meine Nichte, dann können wir darüber reden.“
„Ich glaube kaum.“
Petcheys Augen wurden schmal. „Dann haben wir nichts mehr zu besprechen.“
Er warf Adelaide in Miguels Arme und schaltete damit denjenigen aus, der die Waffe hielt. Im gleichen Atemzug richtete er seinen Revolver auf Gideon.
Wie ein Büffel, der sein Territorium verteidigt, senkte Gideon den Kopf und rammte Petchey so heftig er konnte. Der Viscount stürzte rücklings auf den Tisch und schrie auf, als seine Waffe zu Boden fiel. Gideon platzierte zwei harte Schläge im Magen des Mannes. Dann rammte Petchey sein Knie gegen Gideons Stirn. Schmerzen explodierten als sein Kopf zurückgeschleudert wurde. Der Viscount schlug nach. Er traf Gideons Bauch und traf die kaum verheilte Wunde. Gideon schrie auf und brach zusammen.
Als Petchey nach seiner Waffe griff, flog plötzlich ein gelber Blitz an Gideon vorbei. Addie sprang gegen Petcheys Rücken und wollte ihm die Waffe entwenden. Miguel folgte ihr und schwang sein Gewehr wie eine Keule, doch er konnte nicht zuschlagen, da er auch Addie treffen konnte. Gideon musste sie wegzerren.
Bevor er jedoch eingreifen konnte, hatte Petchey Addie abgeschüttelt und schleuderte sie auf ihn. Gideon schloss seine Arme um sie, als sie gemeinsam zu Boden stürzten.
In diesem Moment richtete Petchey die Waffe auf Adelaide. Gideon rollte sie herum und sah aus dem Augenwinkel, wie Miguel sein Gewehr über den Kopf des Mannes schwang. Ein Schuss knallte. Gideon zuckte zusammen, weil er auf den Schmerz wartete, doch nichts geschah.
Der Schuss war ins Leere gegangen.
Petchey brach zusammen.
Gideon schob Adelaide zur Seite und kam taumelnd auf die Beine. „Ich verdanke dir mein Leben, Miguel.“
„Ich war das nicht, patrón.“ Der Mann zog die Augenbrauen zusammen. „Petchey ist gestürzt, bevor ich ihn treffen konnte.“
Adelaide erhob sich langsam und ergriff seine Hand. „Gideon, schau.“
Er folgte ihrem Blick bis zum anderen Ende des Raumes. Dort stand Mr Farnsworth mit einem Revolver in der Hand. Er zitterte am ganzen Körper.
„Ich musste ihn aufhalten“, sagte der Mann mit unsicherer Stimme. „Er hat genug Menschen Leid zugefügt. Ich musste ihn aufhalten.“
Die Waffe fiel ihm aus der Hand und schlug dumpf auf dem Holzboden auf.
Adelaide barg ihr Gesicht an Gideons Hals. Er umarmte sie und streichelte ihre Schultern, ihren Nacken, ihr Kinn. Im Stillen dankte er Gott dafür, dass sie alles überstanden hatten. Dann hob er ihr Gesicht an. All das Schreckliche, was sie erlebt hatten, verschwand, als er Adelaides strahlende Schönheit sah. Seine Schmerzen ließen nach, als er in ihren Augen versank. Seine Liebe zu ihr war so groß, dass es ihm den Atem verschlug.
„Ist es vorbei?“, fragte sie.
Er nickte. „Es ist vorbei.“
Kapitel 44
Einen Monat später
Geschirr klapperte, als Isabella und ihre Großmutter, Lady Westcott, auf der Veranda eine kleine Erfrischung zu sich nahmen. Adelaide runzelte hinter ihrem Buch die Stirn. Nein, nicht Lady Westcott. Lady Mansfield . Gideons Mutter hatte ihr geduldig erklärt, dass man sie nicht mit ihrem Nachnamen, sondern mit dem Titel ihres Mannes anredete. Adelaide fiel es immer noch schwer, daran zu denken. Zum Glück hatte Gideon zwei ältere Brüder, die den fürchterlichen Titel erben konnten, deshalb blieb es ihr hoffentlich erspart, ihren Mann
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