Styling deluxe / Roman
nur für den Fall, dass noch in letzter Minute Korrekturen am Kleid erforderlich wurden.
»Annah!«, flüsterte Svetlana am anderen Ende der Leitung. »Ich bin in der Kirche!«
Annie sah sich noch einmal nach dem Vorraum um, doch von der Braut war nichts zu sehen.
»Hat Uri mir per Kurier gerade riesigen Diamantring geschickt. Riesigen!«, wiederholte sie. »Sagt er, soll ich seine Frau werden, nicht Harrys. Jetzt ich bin nicht mehr sicher. Uri sehr reicher Mann. Will er mein ganzes Geld in seinen Fonds investieren, macht er mich zu Multimillionärin. Mit Harry … leben wir einfach nur ohne Sorgen.«
» WAS ?!«, fuhr Annie auf und zog neugierige Blicke von den Leuten um sie herum auf sich. In hitzigem Flüsterton erklärte sie Svetlana: »Aber Harry wird dich glücklich machen! Vergiss endlich deinen Multimillionär-Fimmel, Schätzchen, das ist vorbei! Wir leben in einer Wirtschaftkrise. Wenn du mich fragst: Uri ist ein Schwindler. Und außerdem ist Schluss mit Klunkern. Das Echte ist gefragt. Die Nullerjahre sind um, und es ist Zeit, erwachsen zu werden!« In einem letzten Überzeugungsversuch brach es aus ihr heraus: »Du kannst goldene Schlangenledertaschen nicht mal mehr bei eBay verkloppen! Niemand bietet etwas dafür!«
Annie sah hilflos Ed an, der sichtlich verwirrt neben ihr saß.
»Svetlana?«, erriet er. »Krise?«
»Momentchen«, sagte Annie ins Handy.
»Nein! Habe ich keinen Moment Zeit«, erwiderte Svetlana, doch Annie hatte das Handy schon vom Ohr genommen.
»Diese Art von Krise kann auch nur Svetlana haben«, flüsterte Annie Ed eindringlich zu. »Ein anderer angeblicher Millionär hat gerade um sie angehalten. Jetzt weiß sie nicht, was sie tun soll.«
Ein amüsierter Ausdruck trat auf Eds Gesicht, und er schüttelte sachte den Kopf. »Kann es denn noch bunter werden?«, fragte er, eine Braue in die Stirn gezogen. »Gib mir das Handy!«
Jetzt zog Annie die Brauen hoch. »Das Handy?
Du
willst mit ihr sprechen? Meinst du … Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
Gäste drehten sich zu ihnen um, und Harry nahm eine rosa Färbung an, die, wie Annie wusste, sich noch vertiefen würde, je länger die Verzögerung dauerte. Der Organist klimperte immer noch seine Fließbandmusik und hatte augenscheinlich noch nicht das Zeichen bekommen, den Hochzeitsmarsch zu spielen.
»Hallo, Svetlana, hier ist Ed – Annies Ed«, begann er. »Ich wollte dir etwas sagen …«
»Ed?«, fragte Svetlana verblüfft. Das war der Mann, der Elena zu ihr gebracht hatte. Der Mann, der sie auf ihrer eigenen Türschwelle so streng ins Gebet genommen hatte!
»Wenn du wegen Geld heiratest«, fuhr Ed fort, »findet sich immer noch einer, der mehr Geld hat. Wenn du wegen Schönheit heiratest, kommt immer noch jemand, der schöner ist, aber wenn du aus Liebe heiratest …«
Er hob den Kopf, und sein Blick fand Annies, während er in seinem ruhigen Lehrertonfall fortfuhr: »Dann findest du keinen Menschen, der einem Vergleich standhalten würde.«
Damit klappte er das Handy zu und ergriff Annies Hand.
»Was hat sie gesagt?« Annie brannte darauf, es zu erfahren.
»Weiß nicht.« Ed zuckte mit den Achseln. »Sie ist ein großes Mädchen. Es ist ihre eigene Entscheidung.« Er sah sie immer noch an. »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Lass uns heiraten!«
Plötzlich schlang Annie ganz fest beide Arme um ihn und beichtete flüsternd und mit wenigen Worten an seinem Ohr: »Ed, du hast mich geschwängert.«
Zu ihrer Verblüffung wandte er den Kopf und flüsterte zurück: »Ich weiß.«
»Du weißt es?« Sie löste sich von ihm. »Was soll das heißen?«
In dem Bewusstsein, dass die Reihen von Gästen vor und hinter ihnen inzwischen sehr interessiert lauschten, neigte Ed sich ihr zu und raunte ihr so leise wie möglich ins Ohr: »Annie, du siehst schwanger aus, du verhältst dich wie eine Schwangere … wie sollte ich es da nicht wissen?«
»Warum hast du nichts gesagt?«, fragte sie, doch noch während die Worte über ihre Lippen kamen, wurde ihr klar, dass er darauf gewartet hatte, dass sie es ihm erzählte … er wollte ihr Zeit lassen. »Danke«, sagte sie und rückte wieder näher an ihn heran.
Den Arm fest um ihre Taille gelegt, im Flüsterton, um ihre Privatsphäre zu wahren, so gut es ging, musste er jetzt doch die Frage stellen. Er wäre geplatzt, wenn er sie noch länger hätte zurückhalten müssen.
»Ich habe einen Anruf für dich entgegengenommen, und da wollte jemand einen Termin bestätigt
Weitere Kostenlose Bücher