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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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mochte die Farbe Schwarz nicht. Schwarz war langweilig. Schwarz war einfach so schwarz. Aber Cath trug so oft Pastellfarben, Wischiwaschi und Beige, dass Annie Schwarz unwillkürlich wie eine dramatische Veränderung empfand. Außerdem sah Schwarz gut zu rotem Lackleder aus.
    »Okay, meine Liebe, ich glaube, hier haben wir einen ernsthaften Kandidaten«, eröffnete Annie ihr und reichte das Kleid in die Kabine. »Zieh es an, und ich schaue mich unterdessen nach Accessoires um!«
    »Oh!«, kam es erstaunt von der anderen Seite des Vorhangs. Doch Annie nahm sich nicht die Zeit zuzuhören, sondern schwirrte ab in die Accessoire-Abteilung.
    Das Glamouröse, Klobige, Außergewöhnliche – sämtliche Halsketten, die sie sich nur wünschen konnte, fanden sich hier zu genau dem Preis, den sie aufbringen wollte.
    Mit einer Auswahl an Perlenketten, Taschen und Armbändern kam sie zur Umkleidekabine zurück, gespannt auf die Wirkung des Kleids.
    »Komm schon!«, sagte sie zu Bob. »Leg los! Ich habe ein gutes Gefühl bei diesem Kleid. – Bist du fertig?«, fragte sie vor dem Vorhang der Kabine.
    »Ja … ich glaube schon«, ertönte die Antwort.
    Daraufhin zog Annie den Vorhang zur Seite. Bob neben ihr filmte bereits.
    »Oh ja!«, verkündete sie sogleich. »Ja, ja ja!! Zieh die Schuhe an, wir brauchen den Gesamteindruck!«
    Annie half ihr kurz, ein paar Korrekturen vorzunehmen. Cath zog die roten Mary Janes an, legte eine Halskette aus silbernen und schwarzen Blättern um, und schließlich drückte Annie ihr eine glitzernde silberne Clutch in die Hand.
    »Nun?«, fragte sie, während Cath sich drehte und wendete und verschämt ihr Spiegelbild betrachtete.
    Das Kleid passte prima; Annie zog es nur am Rücken ein wenig mit der Hand ein, um Cath zu zeigen, wie es nach einer kleineren Änderung perfekt sitzen würde. Cath selbst sah verändert aus. Endlich hatten sie ein Kleid gefunden, das sie aufzurichten, zu heben und zu strecken schien. Zum ersten Mal an diesem Tag nahm sie ihre Schultern zurück, trug den Kopf hoch und sah gleich um Zentimeter schlanker aus. Die Spitze betonte ihren weichen weißen Hals und ihr Dekolleté, ihre zierlichen Hände und Handgelenke. Genau so hatte Annie es geplant. Der drapierte Rock kaschierte die Problemzonen Bauch, Schenkel und Po.
    »Jetzt möchte ich …«, begann Annie und trat hinter sie, so dass sie gemeinsam in den Spiegel blicken konnten, »dich den Händen eines sehr netten Friseurs anvertrauen, den ich kenne und der dein Haar verlängern, glätten und dunkler tönen wird.«
    Sie zupfte eine von Caths stumpfen graublonden Locken heraus und zeigte eine Länge von einigen Zentimetern. »Zeit, deinen Pony auf Vordermann zu bringen und die Künstlerin in dir zu betonen«, fügte Annie mit einem Lächeln hinzu. »Dunkleres Haar zu deinem hellen Teint … Und weißt du, diese Tasche gefällt mir nicht und die Halskette auch nicht«, verkündete Annie und nahm Cath, die sich nicht wehrte, beides ab.
    »Weißt du, was mir zu Schwarz sehr gut gefällt? Violett … Bleib du hier, schau dir genau dein hübsches, knackiges Spiegelbild an, und ich bin gleich mit etwas Violettem zurück.«
    Als Annie ihr eine Kette in leuchtendem Violett umlegte, das Caths blaue Augen strahlen ließ, und ihr eine freche kleine violette Tasche in die Hand drückte, entfuhr ihr unwillkürlich ein triumphierendes »Ta-taa!«
    »Was hältst du davon?«, fragte sie Cath und sah sie gespannt an.
    »Ich finde … Ich finde das Kleid wirklich hübsch«, gestand Cath. Ein Lächeln drohte auf ihr Gesicht zu treten. »Aber ich fühle mich darin nicht zu Hause.«
    Sie bewegte unbehaglich ihre Schultern und strich mit beiden Händen über das Kleid.
    »Zu Hause? Nein!«, stöhnte Annie mit einem Hauch von Verzweiflung. »Du sollst dich darin nicht zu Hause fühlen. Ist das etwa ein Sweatshirt mit Jogginghose? Nein, ist es nicht! Ich will nicht, dass du dich zu Hause fühlst. Ich will nicht, dass du zu Hause
bist!
Du bist eine heiße, reizvolle Mama, und wir führen dich aus, damit du zeigst, was du hast!«
    »Aber ich will nicht ausgehen!«, jammerte Cath.
    »Oje, oje!«, begann Annie. »Du hast eine Menge verloren, Schätzchen. Du hast deinen Mann verloren, dein Junge wird erwachsen, dein babyblondes Haar ist futsch und wahrscheinlich auch deine frühere Taille. Wenn du zu Hause herumsitzt und wartest, verlierst du wahrscheinlich noch viel mehr: deine Verwandten, deine Freunde und schließlich alles andere. Schon

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