Styling deluxe / Roman
überstehen«, scherzte Lana.
»Ich auch … glaube ich«, meinte Annie, dann setzte sie sich auf die Kante des reichlich überfüllten Betts. Eine riesige Auswahl an Lanas Kleidungsstücken, Taschen, Büchern und Siebensachen lagen hier verstreut.
»Planst du deine Wochenendgarderobe?«, fragte Annie lächelnd.
»Hm … so ähnlich«, antwortete Lana.
»Es ist erst Dienstag«, erinnerte Annie sie.
»Und wenn schon! Ist ja noch nichts dabei rausgekommen.«
»Hast du am Wochenende etwas Größeres vor?«
»Hm … Daisy gibt eine Geburtstagsparty. Bei sich zu Hause«, fügte Lana rasch hinzu. »Die Eltern sind da, es wird nicht zu wild.«
»Klingt gut«, erwiderte Annie, »aber du weißt ja, dass ich dir vertraue. Du bist jetzt älter und viel vernünftiger. Dass du älter wirst, gefällt mir gar nicht, aber Vernünftigerwerden ist gut«, ergänzte sie. »Vielleicht ist das die Entschädigung.«
Sie sah ihre Tochter mit dem hübschen, blassen, süßen Gesicht und dem dunklen Haar lange an. Je älter sie wurde, desto mehr ähnelte sie ihrem überaus gutaussehenden Schauspieler-Dad. Annie ließ diesen Gedanken zu.
Nur in wenigen Momenten des Tages gestattete sie sich den Gedanken an den verstorbenen Roddy Valentine, mit dem sie sechs Jahre lang verheiratet gewesen war. Sehr glücklich verheiratet, bis ein kleiner, absolut unglückseliger und unsinniger Unfall ihn seiner Familie entrissen hatte.
Wie sie Leuten, die danach fragten, gelegentlich erklärte: Nein, man kam nicht darüber hinweg, nicht über einen derartigen Verlust. Man musste sich allerdings irgendwann wieder fangen und weitermachen – besonders um der Kinder willen. Irgendwo auf dem Weg, im Lauf der Jahre, hatte sie die Wut, die in ihr tobte, aufgegeben und eine Art Frieden mit ihrer Lage geschlossen.
Roddys Verlust war Teil dessen geworden, was sie alle ausmachte: Annie, Lana, Owen, Dinah, Connor, sogar Ed.
Das Einzige, was ihr immer noch das Herz brach, wenn sie den Gedanken zuließ, war die Vorstellung, wie stolz, wie unendlich stolz Roddy auf seine Kinder gewesen wäre. Doch das würden sie nie von ihm zu hören bekommen.
Deshalb musste sie überkompensieren. »Du siehst echt hübsch aus«, sagte sie zu Lana. »Dein Haar gefällt mir so.«
»Oh, danke!« Ihre Tochter lächelte und zog ein bisschen schüchtern ihre Locken über die Schultern.
»Ich bin froh, dass es nicht mehr gar so schwarz ist. Das heißt, das war schon in Ordnung«, berichtigte Annie sich, »aber damit sahst du ein bisschen nach Tod aus.«
»Ja, ein bisschen zu sehr nach Gothic-Szene. Das habe ich hinter mir«, pflichtete Lana ihr bei. »Also, was gab’s heute bei den Filmaufnahmen?«, fragte sie und konnte das begeisterte Lächeln, das die Vorstellung von ihrer Mum beim Fernsehen heraufbeschwor, nicht verbergen.
»Ach, Schätzchen, ich habe keine Ahnung, was als Nächstes passiert!«, platzte Annie heraus. »Die Frau, die ich von Kopf bis Fuß umstylen und zum Ball schicken soll, damit sie ihren Märchenprinzen findet, will nicht hingehen. Ich habe ihr das Kleid, die Tasche und die Schuhe dafür besorgt, aber ich kann nun einmal nicht in ihren Kopf hinein. Jedenfalls nicht in den fünf Minuten, die ich mit ihr vor den Kameras verbringen darf. Ich habe keine Ahnung, was jetzt werden soll.«
Annie ließ sich auf die ausgebreiteten Teenie-Kleider auf dem Bett zurückfallen. Lana brauchte Stunden, um sich fertigzumachen, wenn sie am Wochenende ausging. Manchmal benötigte sie geschlagene zwei Stunden, bis sie aufbruchbereit war, nur um dann noch einmal schnell nach oben zu hasten und sich in letzter Minute für ein völlig anderes Outfit zu entscheiden. Sie war eigentlich fast so unsicher, wenn es um Partys ging, wie Cath sich jetzt erwies – ein Gedanke, der Annie zu der nächsten Frage anregte.
»Wie verwandle ich die ganz normale, unscheinbare Cath für die Kameras in eine Prinzessin, Schatz? Wie stelle ich das an? Sie war seit Jahren nicht mehr auf einer Party. Sie ist zu befangen. Aber der Produzent will diese Party als Happy End. Er will, dass Cath umwerfend aussieht und jedem attraktiven Fremden gegenüber, dem sie auf dem Ball über den Weg läuft, Glück und Selbstbewusstsein ausstrahlt. Also wirklich, du liebe Zeit! Unmöglich, oder wie? Er verlangt nicht einfach ein Umstyling, er will eine Persönlichkeitstransplantation!«
»Aschenputtel kennt nur drei Personen auf dem Ball, und die erkennen sie nicht einmal«, kommentierte Lana versonnen. »Es ist
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