Styling deluxe / Roman
verdrehte die Augen und konnte ein Lächeln nicht verhindern. »Hey, ich mache nur IVF . Und ich fühle mich jetzt schon so viel besser dabei«, fügte sie hinzu.
Daraufhin lachte Annie immerhin kurz auf.
»Und ich finde meine Frisur scheußlich«, ergänzte Annie.
»Deine Frisur?« Dinah wandte sich ihr zu und betrachtete den geschmähten Pferdeschwanz. »Die Farbe ist prima. Warum findest du sie scheußlich?«
Annie strich mürrisch mit der Hand über ihren Pferdeschwanz. »Deswegen!«, antwortete sie. »Weißt du, wie viele Jahre ich mein Haar schon so trage?«
»Nein«, musste Dinah zugeben.
»Zwölf!«
»Tja, diese Frisur ist dein Markenzeichen. Jeder kennt dich als die mit dem blonden hüpfenden Pferdeschwanz.«
»Markenzeichen? Nein, alte Gewohnheit, wolltest du sagen.«
»Aber für manche ist die Frisur eben ein Markenzeichen: für Anna Wintour der Bob, für Jerry Hall die blonde Mähne, für Annie Valentine der Pferdeschwanz.«
»Weißt du, was ich mit einer Klientin machen würde, die seit zwölf Jahren die gleiche Frisur trägt? Ich würde sie am Arm packen und zu einem neuen Friseur schleppen.«
»Na ja …« Dinah trank von dem Mineralwasser vor ihr auf dem Tisch. Offenkundig mied sie Alkohol, schließlich befand sie sich im Zustand der von der Klinik empfohlenen Vor-Schwangerschafts-Abstinenz. »Könnte es sein, dass du wegen allem, was passiert, und wegen zu viel Stress all deine Ängste auf dein Haar projizierst?«
»Uuuuh!« Annie versetzte ihr mit dem Ellbogen einen sanften Rippenstoß. »Schon kapiert, Dr. Dinah. Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
»Geh erst zum Friseur, wenn du dich wieder besser fühlst! Weißt du noch, damals in der Schule, als du diese Vokuhilafrisur hattest?«
Beide schnaubten, als sie sich daran erinnerten.
»Und es hat sooo lange gedauert, bis sie herausgewachsen war!«, lamentierte Annie.
»Jetzt mal im Ernst.« Dinah griff nach ihrem Wasser, während Annie noch einen Schluck Wein trank. »Zuerst zu Mum. Fehlt ihr was?«
»Hm, du hast sie doch gesehen. Heute Abend wirkte sie völlig okay, gestern auch. Na ja, abgesehen davon, dass sie aus heiterem Himmel bei uns auftauchte. Ich würde sagen, ich gehe mit ihr zum Arzt, wenn sie von ihrer Karibik-Kreuzfahrt oder was auch immer zurückkommt.«
»Das kann ich übernehmen, falls du keine Zeit hast.«
»Ja, ich weiß. Vielleicht sollten wir beide mit ihr gehen. Hören, was der Arzt sagt.«
»Und was willst du unternehmen, um zu Geld zu kommen?«, lautete Dinahs nächste Frage.
»Das Gleiche wie immer«, antwortete Annie. »All die treuen alten Mädels anrufen und ihnen einen Einkaufsbummel mit mir zur ›saisongemäßen Auffrischung‹ vorschlagen, meinen Freund Mr. Timi Woo anrufen und fragen, ob er mir ein paar von seinen schicken Schuhen verkauft, um sie bei eBay zu verkloppen – und so weiter. Das kenne ich schon, damit hab ich mich früher auch schon durchgeschlagen …«
Trotz Annies Bemühungen, Begeisterung zu zeigen, spürte Dinah, dass sie dieses Mal nicht mit dem Herzen dabei war.
»So ein Mist, diese Fernsehsache!«, bedauerte sie.
»Ja«, stimmte Annie zu. »Ich dachte, ich würde etwas wirklich Neues, wirklich Aufregendes anfangen. Ich mochte Finn nicht, und diese Wonder-Women-Idee hat mich auch nicht vom Hocker gerissen … aber etwas daran war schon toll, hat mich richtig heißgemacht. Und jetzt ist es vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat.«
»Lohnt es sich, irgendwelche TV -Agenten aufzusuchen?«, schlug Dinah vor. »Die Sache mit ihnen durchzusprechen?«
»Ich besitze nicht mal ein Demoband!«, klagte Annie. »Aber vielleicht könnte ich Bob bitten … Ach, ich weiß nicht«, murrte sie, »immerzu an Türen klopfen und um eine Chance betteln. Meinst du nicht auch, dass für jede schlaffe alte Annie fünfundzwanzig jüngere, blondere, auffälligere Miss Marlises auf der Matte stehen?«
»Ach, Kopf hoch!« Jetzt war es Dinah, die Annie in die Rippen boxte. »Als persönliche Einkaufsberaterin warst du echt gut. Arbeite mit deinen Klientinnen, mach deinen eBay-Shop, und dann wird sich schon etwas Gutes ergeben! Willst du zurück zu
The Store?
«, fragte sie vorsichtig.
»Zurück? Zum zweiten Mal mit eingekniffenem Schwanz?« Annie trank einen großen Schluck Wein. »Ich weiß nicht«, gab sie zu.
»Der Personalrabatt«, erinnerte Dinah sie.
»Ich weiß … Ohne diesen Rabatt werde ich für immer und ewig in Kaufhausketten shoppen.«
»Was meint Ed?«, wollte Dinah
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