Sub Terra
Harry«, stellte Michaelson vor.
»Das ist ja Wahnsinn«, sagte Ashley, »Sie haben ihn gefunden!«
»Eigentlich hat er mich gefunden. Er hat die letzten drei Monate bei diesen … bei diesen Wesen gelebt.«
Ben bemerkte, wie Harry Ashley anerkennend von oben bis unten musterte.
»Hast du es ihnen schon gesagt?«, fragte Harry seinen Bruder.
»Nein, ich war gerade dabei.«
Harry nickte Ben und Ashley zu. »Tut mir leid, ich dachte, Sie wären Flüchtlinge.«
»Was soll das heißen?«, fragte Ben.
Harry musste schlucken. »Ich hatte gehofft, Sie wüssten es bereits. Sonst hätte ich mich eher bemüht, Sie zu finden.«
»Was?«, fragte Ashley nun drängender, damit Harry endlich ausspuckte, was er ihnen verschwieg.
Michaelson räusperte sich. »Die Alpha-Basis ist zerstört worden. Von diesen Dinosaurier-Viechern.«
Ashley erstarrte. In ihrem Blick stand deutlich die unausgesprochene Frage geschrieben. Langsam drehte sie sich zu Ben um. Er sah die Angst in ihren Augen. »Das kann nicht sein«, flüsterte sie. »Was ist mit Jason?«
Ben nahm sie in die Arme und drückte sie. »Ganz ruhig«, raunte er ihr zu, »ich bin sicher, dass Blakely ihn beim ersten Anzeichen von Gefahr in Sicherheit gebracht hat.«
Seine Worte schienen sie zu beruhigen und ihr wieder Hoffnung zu geben. Das Zittern schwand langsam. Sie wand sich mit entschlossener Miene aus seinen Armen. »Wir müssen hinauf. Ich will wissen, was dort los ist.«
Ben spürte die Verzweiflung in ihren Worten. »Ich weiß. Wir brechen sofort auf.«
Harry trat vor. »Hört zu, wir können nicht einfach …« Er zuckte zusammen, als es hinter ihnen laut knackte.
Ben wirbelte herum und sah, dass der Häuptling des Stamms auf sie zukam. Er warf auch den neuen Stab auf den Boden. Der Knall ließ jeden in der Höhle verstummen. »Oh, oh«, sagte Ben, »da ist einer verflucht sauer.«
Mo’amba versuchte aufzustehen und stemmte sich mit seinem Stab in die Höhe. Er schlurfte auf sie zu, um einzuschreiten. Wütende Worte wurden ausgetauscht. Mitten in einem Ausbruch von knurrendem Gebrüll schwang der Häuptling seinen Stab über den Boden und schlug Mo’ambas Stab unter ihm weg. Ohne Stütze fiel der alte Mann zu Boden.
Die Krieger, die um sie herum standen, schnappten laut nach Luft. Mehrere wandten sich ab. Der Häuptling beobachtete die anderen vorsichtig. Seine Brust hob und senkte sich. Schließlich beruhigte er sich ein wenig und half Mo’amba auf. Nun unterhielt man sich in einem ruhigeren Ton. Dann folgte ein beklemmender Moment, in dem die beiden sich Auge in Auge blickten, bis der Häuptling knurrte, mit seinem Stab abschließend auf den Boden aufstieß und davonstolzierte.
Michaelson drehte sich zu Harry um. »Hast du das alles verstanden?«
Harry nickte mit blutleerem Gesicht. »Es gibt Ärger.«
25
JASON WUSSTE, DASS sie in Schwierigkeiten steckten, als er hörte, wie die beiden Erwachsenen sich in leisem Tonfall unterhielten. Der Tunneleingang vor ihnen war früher einmal von einem Steinschlag verschüttet worden. Nur ein kleines Loch von der Größe eines Kürbis führte durch das Geröll. Aus diesem kleinen Loch puffte ihnen Rauch ins Gesicht. Er beobachtete die beiden Erwachsenen, die neben dem Geröllhaufen hockten.
»Wir können nicht zurück«, sagte Linda, »er wartet sicher auf uns.«
»In Ordnung, dann müssen wir aber einen anderen Weg zur Alpha-Basis hinauf finden. Vielleicht über einen der Seitengänge«, sagte Blakely. Sein Atem rasselte wegen der verräucherten Luft, und seine Augen waren rot angelaufen und tränten.
Jason blickte den Weg zurück, den sie hergekommen waren. Er hielt sich die Nase gegen den Gestank zu und sah, wie die schwarzen Rauchfetzen sich von ihm entfernten. Der Rauch stank nach geschmorten Gummireifen. Er konnte ihn förmlich schmecken. Das feuchte Tuch, das er vors Gesicht hielt, konnte den Geruch kaum abhalten.
Dennoch beschwerte sich keiner, denn der Rauch diente ihnen auch als Führer. Im Laufe des vergangenen Tages hatte er ihnen immer dann den richtigen Weg gewiesen, wenn sie an eine Tunnelkreuzung gelangten und sich entscheiden mussten, welchen Weg sie nehmen sollten.
»Umkehren? Ich weiß nicht«, sagte Linda hinter ihm, »in keinem der anderen Gänge wehte ein Lüftchen. Die Luft schien zu stehen.«
»Haben wir eine andere Wahl? Wir kommen nicht mehr vorwärts.« Blakely lachte unangenehm. »Und wenigstens entkommen wir diesem verfluchten Rauch.«
Jason trat an Lindas Seite.
Weitere Kostenlose Bücher