Sub Terra
»Vielleicht komme ich durch das Loch durch.«
Linda schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Nein, mein Süßer, es ist zu klein.«
»Lass mal sehen«, sagte Jason und quetschte sich zwischen Linda und Blakely durch. Er hustete, als ihm ein Fetzen dichter Rauch aus dem Loch entgegenwehte.
Blakely legte einen Arm um ihn. »Stop, Jason. Wir wissen nicht, wie stabil es ist. Außerdem hat Linda Recht. Es ist viel zu klein.«
Jason ließ nicht locker. »Das will ich sehen!« Er wand sich aus Blakelys Griff und ging in die Hocke. Der Rauch strömte wie eine massive Säule aus der Öffnung, genau auf ihn zu. Er steckte eine Faust hinein und war erstaunt über den Druck, den der Wind ausübte. So als würde er die Hand bei voller Fahrt aus dem Beifahrerfenster eines Autos halten. Aber sein Erstaunen verwandelte sich schnell in Übelkeit, als sein Arm den Luftstrom unterbrach und einen Strahl direkt auf sein Gesicht lenkte. Würgend zog er seine Hand wieder heraus. Vor seinen Augen tanzten Sterne, und er schnappte nach Luft.
Blakely legte ihm die Hand auf die Schulter und lächelte beinahe amüsiert. »Vorsicht, mein Junge, da steckt genügend Kraft hinter, um dich umzubringen.«
Jasons Gesicht lief rot an, und er schüttelte Blakelys Hand ab. Jetzt war er noch entschlossener, durch die Öffnung zu dringen. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, füllte er seine Lungen mit Luft und kniff Augen und Lippen zu. Dann tauchte er in den rauchigen Luftstrom ein.
Zwar wurde er von dem Luftdruck sofort abgebremst, doch stemmte er sich mit den Füßen dagegen. Er zwängte einen Arm und die Schulter hindurch, drehte sich dann herum und versuchte vorwärtszukrabbeln.
Wenn er nur seinen Kopf wenden und den Körper in die andere Richtung drehen könnte … Aber die Steine leisteten bei jedem Versuch Widerstand. Wenige Sekunden später musste er einsehen, dass die Öffnung zu klein für ihn war. Enttäuscht zog er sich zurück, rollte auf die Seite und atmete mit einem langen Seufzer die angehaltene Luft aus.
Er sah, dass Blakely sich mit der Hand vor der Nase hin- und herwedelte, da der aufgewühlte Rauch ihm ums Gesicht wehte. »Das war wohl nichts. Mit deiner Dummheit hättest du uns beide fast erstickt.«
»Aber ich wollte doch nur …«
»Schluss jetzt mit dem Unfug. Wir müssen unsere Lage akzeptieren und einen anderen Weg finden. Dieser Tunnel ist für uns hier zu Ende.«
Jason schniefte und versuchte, keine Miene zu verziehen. »Aber ich habe herausgefunden, dass das enge Loch nur einen halben Meter tief ist. Nach diesem kurzen Stück wird der Tunnel wieder breiter, und wir können ihn wieder benutzen. Wenn wir einen Weg finden würden, der uns auf die andere Seite führt …«
»Ich fürchte nur, wenn du keine Hacke unter deinem Hemd versteckt hast, hilft uns das nicht viel.«
Jason, der sich nun geschlagen gab, ließ den Kopf hängen.
Linda legte ihm eine tröstende Hand aufs Knie. »He, du hast es wenigstens versucht. Und es ist ja nichts passiert. Zum Teufel, wenn wir schlauer gewesen wären, hätten wir einen Würfel von Khalids Plastiksprengstoff mitgenommen und uns den Weg frei gesprengt.« Sie hob sein Kinn mit einem Finger hoch. »Ich bin stolz auf dich.«
Jason versuchte erfolglos, ein Lächeln zu unterdrücken. »Danke.«
Sie wuschelte durch seine Haare und wandte sich wieder zu Blakely. »Ich fürchte, wir haben wirklich keine andere Wahl, als uns einen anderen Weg zu suchen.«
Blakely murmelte eine Antwort, doch Jason hörte nicht mehr hin. Stattdessen hallten Lindas letzte Worte in seinem Kopf: Würfel? Sprengstoff? Er stand auf. Könnte es sein …?
Er ging hinüber zu Linda, die sich gerade intensiv mit Blakely besprach, und zog sie am Ärmel. Linda blickte zu ihm hinunter, während Blakely die Stirn runzelte und ihn wegen der Unterbrechung zornig anblickte.
»Was ist denn, Jason?«, fragte sie und schob eine blonde Strähne hinter ihr Ohr.
Er trat unruhig auf der Stelle. »Hm, Linda, der Sprengstoff, von dem du gesprochen hast. Ich glaube, davon habe ich etwas.«
Blakely trat auf ihn zu. »Was? Wie?«
Linda hielt Blakely mit einer Hand zurück. »Jason, wie kommst du auf die Idee, du hättest Sprengstoff?«
Jason scharrte mit seinem Turnschuh über den felsigen Boden und schaute den anderen nicht in die Augen, während er ihnen erzählte, wie der Inhalt aus Khalids Tasche in Jasons Toilettenkabine gekullert war. »Ich habe das Zeug in meiner Sporttasche«, sagte er abschließend und zeigte auf die
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