Sub Terra
und die Antarktis auf der dritten Karte. »Einst waren sie verbunden. Dann vertrieb irgendetwas dieses Volk aus Australien, zumindest einige von ihnen. Und als die Landbrücke versank, waren sie hier gefangen.«
Ben betrachtete die Karten und stellte sich vor, wie ein Volk über eine Felsenbrücke auf diesen eisigen Kontinent fliehen musste. Er setzte den Finger auf die Antarktis. Zwei Stämme voneinander getrennt. »Mein Gott … die Große Trennung«, murmelte er. »Vielleicht hat Mo’amba das gemeint.«
»Wer?«, fragte Ashley und blickte vom mittleren Bild auf.
»Ash, vielleicht setzt du dich besser hin, bevor ich dir das erzähle.« Er bemerkte, dass sie ihm gebannt und mit konzentrierter Miene zuhörte. Als er ihr erklärte, was gerade zwischen ihm und dem Alten vorgefallen war, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie riss ihre Augen immer weiter auf.
»Du meinst, er kann mit dir sprechen?«, rief sie, als er fertig war. »Sie benutzen wirklich eine rudimentäre Telepathie.« Sie blickte auf das Wesen, das ihnen mit untergeschlagenen Beinen gegenübersaß. »Hört er uns gerade zu und liest unsere Gedanken?«
»Das glaube ich nicht. Wir müssen uns dazu beide in Trance befinden. So wie das die Aborigines mit den Traumpools machen, wenn sie miteinander in Kontakt treten.«
»Und er ist der Letzte seines Volkes mit dieser Fähigkeit?«
Ben nickte. »Außer mir.«
Ashley machte ein nachdenkliches Gesicht. »Aus Sicht der Populationsgenetik hat der Verlust dieses Merkmals einen Sinn. Diese Gemeinschaft lebt hier seit tausenden Generationen isoliert. Die hohe Rate an Inzucht innerhalb dieser geschlossenen Gemeinschaft, der Mangel an frischem genetischem Material muss die komplexe Verbindung der Gene, die für diese Fähigkeit zuständig sind, schwächen und sie am Ende auslöschen.« Sie drehte sich zu ihm um, ihre Augen waren weit offen, ihr Blick starr. »Ich könnte hier mein ganzes Leben damit zubringen, die Wirkung dieses einen genetischen Merkmals auf die Population zu erforschen. Die Erkenntnisse würden die gesamte Anthropologie auf den Kopf stellen. Ich meine …«
Ben hob die Hand. »Ash, das ist alles schön und gut, aber wir müssen hier rauskommen. Oder wenigstens Michaelson und die anderen herholen.«
Bens Worte ernüchterten Ashley. »Du hast Recht«, sagte sie nickend. »Wir haben immer noch jede Menge Zeit für die Forschung, wenn wir wieder in der Alpha-Basis sind.« Sie wies auf die sitzende Gestalt. »Hast du Mo’amba gefragt, wie wir hier herauskommen?«
»Nein. Ich glaube auch nicht, dass er bereit ist, es uns zu sagen. Er will, dass ich bleibe und seinen Platz in der Gemeinschaft einnehme.«
»Das könnte problematisch werden.« Ashley tippte mit dem Finger auf ihr Kinn. »Hier stimmt etwas nicht. Wenn du so verdammt wichtig für den Stamm bist, warum wollten sie dich dann töten?«
»Ich weiß es nicht.«
»Anscheinend teilt nicht jeder hier Mo’ambas Standpunkt. Dieser Jungspund mit dem Rubinstab, wahrscheinlich das Oberhaupt des Stamms, wollte uns auf Teufel komm raus loswerden. Vielleicht könnten wir …«
Hinter ihnen wurde es plötzlich unruhig. Ben drehte sich um und sah eine bekannte Gestalt, die ihm durch die behangenen Steinsäulen entgegenhumpelte. Eine kleine Schar bewaffneter Wesen folgte. Das Aufstoßen ihrer Speere brachte die roten Pilze zum Schwingen.
Ashley schoss in die Höhe.
»Das ist Michaelson!«
Ben sah die zahlreichen Speerspitzen, die dem Major folgten. Er zählte die Anzahl der bewaffneten Krieger. Während die meisten ihre Speere lässig über die Schulter gelegt hatten, hatten andere die Hand auf das Messer in ihrem Gürtel gelegt.
Ben ging auf Michaelson zu und klopfte ihm auf die Schulter. Er bemerkte das Blut, das in seinem Gesicht klebte. »Was ist passiert?«, fragte er. »Sie sehen aus, als wären Sie durch den Fleischwolf gedreht worden.«
Ashley kam dazu und untersuchte mit besorgtem Gesicht seine Verletzungen.
Michaelson vermied es, ihr in die Augen zu sehen. Er schien verlegen zu sein. »Das ist nichts. Das meiste Blut stammt nicht einmal von mir. Hört zu, wir haben nicht viel Zeit.«
Die Krieger hinter ihnen bewegten sich unruhig hin und her. Michaelson blickte zurück. Eine große Gestalt in einem verschlissenen Arbeitsanzug der Armee pflügte sich durch die Menge. Als er zu ihnen herüberkam, erkannte Ben die Familienähnlichkeit. Dieselben schwarzen Haare, dieselben blauen Augen, dieselbe Hakennase.
»Mein Bruder
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