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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wurde sie von einem Aufruhr vor dem Eingang unterbrochen. Sie fuhr herum und sah, wie sich Harry an den Wachen vorbeidrängte. Michaelson hinkte mit einem Speer als Krücke hinter ihm her. Im Stillen seufzte Ashley erleichtert auf über die Unterbrechung und war froh, dass die anderen den intimen Moment störten.
    Sie räusperte sich. »Haben Sie … ach was, hast du etwas erfahren können, Harry?«
    Er nickte. »Ich bin die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und habe versucht, aus dem Klatsch und Tratsch irgendwelche brauchbaren Informationen zu gewinnen. Man braut hier so eine Art Fusel, der aus einer speziellen Schimmelart gewonnen wird – schmeckt wie warme Zahnpasta. Aber was soll’s, Suff ist Suff.«
    »Jetzt erzähl schon«, brummte Ben mürrisch, »wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Ashley blickte ihn kurz an. Es war nicht seine Art, Leute derart anzufahren.
    Harry blinzelte mehrmals mit den Augen, offensichtlich übermüdet, vielleicht auch verkatert. »Egal, dieser kleine Schlummertrunk hat die eine oder andere Zunge gelöst. Es scheint so, als ob jeder glaubt, ihr tötet ihren wertvollen Schimmelpilz.«
    Ashley nickte. »Das wissen wir schon.«
    Er hob die Brauen. »Woher zum Teufel …«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache. Was hast du über die Versammlung des Ältestenrats erfahren können? Wird man uns Gelegenheit geben, uns zu verteidigen?«
    Harry schaute sie wissend an. »Aus der Gerüchteküche hört man, dass Mo’amba euch verteidigen wird. Auch wenn er alt ist, will es sich doch niemand mit ihm verderben. Daher haben wir vielleicht die winzige Chance, sie zu überzeugen.«
    »Wir brauchen auch einen Ersatzplan.« Sie warf einen Blick auf Michaelson und registrierte, dass er immer noch die Pistole im Holster trug. »Wie steht es mit unserer Bewaffnung?«
    Michaelson schlug auf sein Holster. »Das hier, eine kurzläufige AK-47, und mein Gewehr zum Zusammensetzen hinten in Harrys Höhle.«
    »Wie stehen die Chancen, dass wir uns den Weg freischießen?«
    »Darauf würde ich keinen Pfennig verwetten. Ich habe den Verhandlungsraum gesehen. Er liegt mitten in der Siedlung. Ich bezweifle, dass wir da herauskommen. Und selbst wenn wir es schaffen, müssen wir den Weg hinauf finden.«
    Ashley runzelte die Stirn. »Dann sollten wir besser alles daransetzen, verdammt überzeugend aufzutreten.«
    In der Ferne begannen die Trommeln einen langsamen Rhythmus zu schlagen. Die Wachen am Eingang wurden unruhig. Einer bellte einen Befehl.
    Harry wandte sich zu Ashley. »Showtime.«
    Das Erste, was Ashley im Verhandlungsraum auffiel, war der Boden. Der Felsen war spiegelglatt poliert und wirkte rutschig wie schwarzes Eis. In der Mitte des Raums senkte sich der Boden in eine schüsselähnliche Grube. Säulen standen wie Wachposten in einem Kreis um den Raum herum. Sie waren ebenso seidig glatt poliert wie der Boden. Girlanden aus Schimmelpilz, die mal rot, mal grün leuchteten, hingen an den Säulen herab und bildeten kunstvolle Muster. Ähnliche Muster in phosphoreszierenden Linien schmückten die Wände.
    Acht Kissen mit Troddeln, jedes in einer anderen Farbe, umgaben die Grube in der Mitte. Dies war der einzige Bereich des Raums, der nicht poliert war und aussah, als hätte man ihn erst kürzlich aus dem Fels gehauen. Obwohl Ashley sich immer wieder Sorgen um Jason machte und sie die Angst um Bens und ihr eigenes Schicksal plagte, dachte sie wie eine Anthropologin. Ihr Verstand beschäftigte sich unaufhörlich mit den Geheimnissen dieses Volks. Worin bestand zum Beispiel die kulturelle Bedeutung dieser Gruben? Beinahe jede bewohnte Höhle – selbst die Alpha-Basis – hatte diese Vertiefung in der Mitte. Zuerst hatte sie angenommen, es wären Feuerstellen. Aber seit sie gesehen hatte, wie dieses Volk lebte, glaubte sie nicht mehr an diese Erklärung. Bisher hatte sie noch keinen brennenden Herd gesehen. In Anbetracht der zahlreichen kochenden Quellen, der vulkanischen Wärme und des Mangels an Holz gab es für sie keinen Grund mehr, an der kulturellen Notwendigkeit von derart zahlreichen Feuerstellen festzuhalten. Worum handelte es sich dann?
    Eine Wache stieß sie in den Rücken, und sie stolperte in den Raum hinein.
    Ben gab ihr einen Stups. »Sieht so aus, als wären wir die Ersten.«
    Ashley ging zur Seite, um für Harry Platz zu schaffen. Michaelson machte einen Umweg zum Lager der Jäger, um dort sein Gewehr zusammenzusetzen und zu laden. Die Pistole des Majors drückte ihr ins Kreuz – Ashley hatte

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