Sub Terra
gelingt, unbeschadet an ihnen vorbeizukommen – diese kleinen Kerle kennen das Gelände wie ihre Westentasche. Sie schneiden euch die Kehle durch, bevor ihr sie überhaupt kommen hört.«
Ben rieb sich die Schläfe. »Verdammt will ich sein, wenn ich mich kampflos ergebe. Ich werde …«
Ashley unterbrach ihn. »Harry, werden wir die Gelegenheit bekommen, bei dieser Ältestenversammlung etwas zu sagen?«
»Ich nehme es an.«
»Könnten Sie für mich übersetzen?«
»Ja, natürlich. Vielleicht nicht perfekt, aber ich werde mein Bestes tun.«
»Gut. Sie stehen uns zwar feindselig gegenüber, doch aus ihren Felsmalereien kann man schließen, dass sie normalerweise eine friedliebende Gemeinschaft sind. Sozial eingestellt. Alles wird geteilt, die Kranken und Schwachen werden mitgetragen, fast wie eine große Familie.«
»Sie nahmen mich wie einen der Ihren auf«, bestätigte Harry.
Ashley nickte. »Irgendetwas hat sie aufgewühlt und so aggressiv gemacht. Wenn wir herausbekommen, was es ist, können wir vielleicht unsere Haut retten.«
»Und was ist, wenn nicht?«, murrte Ben.
Ashleys Stimme wurde kalt. »Dann kämpfen wir.«
Plötzlich erklang von der Siedlung her ein Gong, der beinahe sogar die Felsen zum Schwingen brachte. Wie auf ein Stichwort hin eskortierten die Wachen sie durch das Labyrinth der Tunnel in eine andere große Höhle. Ben und Ashley wurden hineingetrieben, und mehrere Wachen stellten sich vor den Eingang, um eine Flucht zu verhindern.
Harry sprach vom Eingang aus zu Ashley. »Dennis und ich müssen die Nacht im Lager der Krieger verbringen, aber ich sehe zu, dass ich morgen früh sofort wieder hier bin. Vielleicht können wir sie überzeugen.«
»Bitte kommen Sie unbedingt«, sagte Ben. »Ich konnte noch nie gut Scharade spielen.«
Ashley sah den Brüdern nach. Dann schaute sie sich in ihrer Höhle um. Über die Höhle verteilt lagen meterbreite Kissen mit zusammengefalteten Laken darauf. Jedes war in einer unterschiedlichen Farbe und einem anderen Muster gefertigt. In den Ecken waren steinerne Wasserbecken im Boden eingelassen.
»Ich nehme an, das ist unsere Zelle«, sagte Ben und trat eines der Kissen durch den Raum.
Ashley nickte. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Nach all dem Stress des Tages fühlte sie sich vollkommen leer.
Ben legte den Arm um sie. »Es wird alles gut werden«, sagte er so sanft und leise, als würde ein anderer Mensch mit ihr sprechen. Sie sah ihn an. Wo war der laute Draufgänger geblieben? Er drückte ihren Arm und hielt sie fest.
»Ich mache mir solche Sorgen um Jason«, sagte sie und lehnte sich an ihn. »Diese Ungewissheit ist eine Qual. Was, wenn …«
Ben legte einen Finger auf ihre Lippen. »Psst. Deinem Sohn geht es gut.« Wieder waren seine Worte so klar und ruhig, dass sie ihm einfach glaubte. Sie blickte in seine ernsten blauen Augen, die jetzt nicht mehr die eines Spaßmachers waren. Es wäre so einfach, sich darin zu verlieren und diesen breiten Schultern all die Belastungen und Sorgen für eine Weile zu überlassen.
Alte emotionale Wunden drohten aufzubrechen, und sie wollte protestieren, doch bevor sie ein Wort sagen konnte, hatte Ben sich über sie gebeugt, statt des Fingers sanft seine Lippen auf ihren Mund gedrückt und auf diese Weise jedem Einwand den Wind aus den Segeln genommen. Sie gab nur noch ein leises Seufzen von sich.
Dann glitten seine Lippen an ihrem Hals hinunter, und seine bärtige Wange streifte ihren Wangenknochen, als er die sanfte Biegung ihres Halsansatzes liebkoste. Sie verlor sich in der sanften Stärke seiner Umarmung, legte ihren Kopf zurück und bot ihm ihren Hals ganz an.
Nur für einen Moment hielt er inne, hob den Blick, um in ihre Augen zu blicken, die Wangen gerötet vor Leidenschaft. Sie wusste, dass das ihre letzte Gelegenheit war. Noch konnte sie ihn aufhalten, sagte ihr sein Blick. Einen ängstlichen Augenblick lang verkrampfte sie sich und wehrte sich dagegen, sich ihm ganz hinzugeben und das Risiko einzugehen, wieder verlassen zu werden und die Trennung verwinden zu müssen.
Er schien ihre Furcht zu spüren und zog sich ein wenig zurück, das Feuer in seinen Augen wich einer liebevollen Sorge. Noch nie hatte sie einen so leidenschaftlichen Mann getroffen, der gleichzeitig so voller Mitgefühl war. Sie sah, wie ihre Hand in sein dichtes Haar griff und ihn zu sich zog, als würde sie versinken und sich zur Wasseroberfläche kämpfen.
In seinen Armen geborgen ließ sie sich von ihm
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