Sub Terra
er verrückt. »Es gab keine Evakuierung. Sie griffen urplötzlich an. Uns blieb keine Zeit. Alle sind tot.«
»Was? Aber kam keine Verstärkung von oben?«
»Die Funkverbindung riss beinahe gleichzeitig ab. Am Tag nach dem Angriff hörte ich den Motor des Aufzugs, nahm mir ein Herz und ging nachschauen.« Sie wurde ganz blass, als sie die Geschichte erzählte.
»Der Aufzug war voller Soldaten. Aber sie konnten es nicht ahnen.« Sie drehte sich mit aufgerissenen Augen zu ihm. »Sie konnten es nicht ahnen. Das Geräusch lockte die Bestien herbei. Es waren so viele. Als sich der Aufzug öffnete, wurden die Männer überwältigt und in Stücke gerissen.« Sie legte die Hände vors Gesicht. »Seitdem hat sich niemand mehr heruntergewagt.«
Ben nickte. »Kein Wunder, McMurdo liegt am Arsch der Welt. Die brauchen mindestens eine Woche, um ein komplettes Überfallkommando auf die Beine zu stellen. Bis dahin sind wir auf uns allein gestellt.«
Sandy schluchzte immer mehr.
Er tätschelte ihre Hand. »Bis dahin halten wir durch.« Mit tränenerstickter Stimme sagte sie: »Sie sind alle fortgelaufen. Ich war ganz allein. Ich konnte nichts tun.«
»Was ist mit Blakely?«
Sie schüttelte den Kopf. »Als ich ihn das letzte Mal sah, lief er mit dem Jungen hinaus.«
Für eine Millisekunde setzte Bens Herz aus. »Wissen Sie, ob sie in Sicherheit sind?«
»Ich weiß nicht, was mit ihnen geschehen ist. Ich habe mich hier eingeschlossen. Aber die Schreie … die Schreie konnte man noch tagelang hören. Dann nichts. Gar nichts mehr. Das war am schlimmsten. Die Stille.« Sie schaute zu ihm hoch und zitterte. »Ich habe gedacht, ich wäre die letzte Überlebende.«
»Nein, das sind Sie nicht.« Er stand auf. Was sollte er Ashley sagen? Er ging auf und ab und blickte auf seine Armbanduhr. 14 Stunden waren um. Er musste den Safe in die Luft sprengen und zu den Mimi’swee zurückkehren. Da blieb ihm keine Zeit, um die Basis gründlich abzusuchen. Vor allem, wo die Cra’kan immer noch herumliefen. Er blieb vor dem Safe stehen und ballte die Fäuste. Wo zum Teufel blieb Harry nur? Er drehte sich zu Sandy um. »Sie kennen nicht zufällig die Kombination von Blakelys Safe?«
Sie nickte und verriet sie ihm.
Endlich war das Glück wieder auf seiner Seite! Er drehte das Kombinationsschloss nach ihren Angaben und öffnete die schwere Tür. Einen Augenblick lang glaubte er, die Statue wäre fort, bis er begriff, dass sie in braunes Papier gewickelt und verschnürt war. Er holte das Päckchen heraus, riss das Papier ab und hielt die Statue gegen das durchscheinende Licht. Mit dem Finger fuhr er über den schwangeren Bauch der Figur. Hoffentlich brachte sie ihm Glück.
In diesem Moment stürzte Nob’cobi mit einem panischen Gesichtsausdruck herein.
Ben ahnte, dass sein Glück nur von kurzer Dauer war.
Tränen der Enttäuschung liefen über Jasons Gesicht. Er konnte es immer noch nicht glauben. Zuerst dachte er, er würde träumen, aber der Akzent war so deutlich gewesen. Ben! Er hatte gehört, wie er mit jemandem sprach. Dann folgte ein lautes Klopfen. Ganz in der Nähe! Er hatte die Worte zwar nicht genau verstehen können, doch es musste Ben gewesen sein. Jason hatte versucht, ihm etwas zuzurufen, aber durch den Knebel drang nur ein leises Stöhnen, das er selbst kaum hören konnte.
Schließlich hatte er gehört, wie eine Tür zufiel, dann herrschte Stille. Nun lauschte er angestrengt nach einem Hinweis, dass Ben noch in der Nähe war. Nichts. Wahrscheinlich war er jetzt in dem Gebäude.
Jason zerrte wieder an den Fesseln. Wenn er nur eine Hand frei bekäme und den Knebel aus dem Mund ziehen könnte. Er musste es irgendwie schaffen, Ben etwas zuzurufen, wenn er das Gebäude wieder verließ. Wenn ihm das nicht gelänge … Er warf einen Blick auf die LED-Anzeige an seinem Gürtel. Dort leuchtete die Zahl Elf, die schon im nächsten Moment auf die Zehn umsprang.
Er brauchte Hilfe, und zwar schnell. Wieder zerrte er am Seil – vergeblich. Resigniert gab er den Widerstand auf. Ein anderer Plan musste her.
Während er erschöpft an der Säule hing, schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht …
Er bewegte die Hüften hin und her. Wenn er mit seiner linken Hand in seine Jackentasche fassen könnte … Er presste die Augenlider zusammen, während er sich streckte, den Körper verdrehte und sich in seinen Fesseln aufbäumte. Mit den Fingerspitzen fühlte er schon die vertraute Kunststoffumhüllung. Vorsichtig zog er
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