Sub Terra
starrte auf Bens Hand. Er knetete ihre in einem fort, als wollte er ihr etwas mitteilen. Sie verkniff sich eine spitze Bemerkung. Ihr Sohn, der mit offenem Mund in den Tunnel vor ihnen starrte, winkte mit einer Hand ab. »Mir egal.«
»Na gut«, sagte Ashley, »dann kannst du es aufmachen, Linda. Aber du, Jason, bleibst warm eingepackt.«
Linda grinste schwach und wandte sich wieder nach vorn. Als sie das Fenster wenige Zentimeter öffnete, wirbelte eine eisige Brise in die Kabine. Linda hielt die Nase ans Fenster, holte tief Luft und entspannte sich spürbar.
Ben ließ Ashleys Hand los. Sie kuschelte sich tiefer in ihren Parka und zog die Kapuze vors Gesicht. Sie drehte sich zu Ben, um ihn etwas zu fragen, doch er beobachtete Linda mit sorgenvollem Blick.
Resigniert lehnte sich Ashley zurück und betrachtete das Aufblitzen der Deckenlampen, unter denen sie fuhren.
Und Alice verschwand im Bau des weißen Kaninchens.
Blakely saß neben dem Fahrer und starrte auf das Rücklicht der Sno-Cat vor ihnen. Er hatte die vorbeiziehenden Tunnelwände betrachtet und besonders ein Auge auf die Elektrizitäts- und Telefonleitungen geworfen. Es war alles in Ordnung. Solange der Base Commander nicht in letzter Minute ihre Pläne sabotierte, stand alles bereit.
Khalid beugte sich aus seinem Sitz im hinteren Teil der Sno-Cat vor. »Wie weit noch?«, fragte er.
Blakely schaute über die Schulter und sah den Geologen an. »Wir erreichen den Fahrstuhlschacht in etwa zehn Minuten. Zum Mittagessen sind wir in der Alpha-Basis. Entspannen Sie sich also und genießen Sie die Fahrt.« Khalid nickte, und Blakely sah, wie der Ägypter die vorbeihuschenden Lampen und Kabel aufmerksam betrachtete und sich dabei alle Einzelheiten einprägte.
Blakely lehnte sich in seinen Sitz zurück. Er verstand die Nervosität des Geologen. Das Warten zerrte an den Nerven.
Ashley dehnte die Muskeln, die während der Fahrt steif geworden waren. Sie warf einen Blick zurück und sah, wie die zweite Sno-Cat in die große Höhle rumpelte und ihre Passagiere entließ. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den mächtigen Aufzug – einen Gitterkäfig aus Stahl.
Jason erforschte die riesigen Kisten, die den hinteren Teil der Höhle füllten. Er sah wie eine Maus aus, die im Kinderzimmer zwischen den verstreuten Bauklötzen umherhuschte. » Jason!«, rief sie. »Bleib in der Nähe, Schatz.«
Jason winkte ihr zu.
Blakely deutete auf den Aufzug und bat Ben: »Helfen Sie mir mit den Türen.«
Ben und Major Michaelson schoben die Türen auf, und die Crew ging hinein. Jason war herübergeschlendert. Ben wuschelte ihm durchs Haar. »Bist du bereit, Sportsfreund?«
Jason grinste, als sie den Aufzug betraten, der so groß wie eine Garage war und in dem beide Sno-Cats Platz fanden. »Und ob. Es ist irre.«
Ashley nahm das Innere des Aufzugs in Augenschein. Decke und Boden bestanden aus massiven roten Eisenplatten, doch die Wände aus Eisenstäben von einem Zoll Stärke. Wie ein überdimensionaler Vogelkäfig.
»Wir legen jetzt umgerechnet zweihundert Stockwerke zurück«, sagte Blakely, als sich die Türen schlossen. »Es hat allein drei Jahre gedauert, den Schacht zu bohren, der von dieser Höhle bis hinunter zur Alpha-Höhle in sechshundert Meter Tiefe führt.« Er betätigte einen Hebel, und Ashley spürte einen vertrauten Ruck, als sich der Aufzug rumpelnd in Bewegung setzte.
Sie hielt Jasons Hand. Wie sicher war diese Konstruktion? Ashley äußerte ihre Bedenken.
Blakely lächelte. »Wir haben schwere Maschinen mit diesem Aufzug befördert. Sogar einige Lastwagen. Da wird er ein paar Menschen wie uns schon aushalten.« Er klopfte an die Metallstäbe des Käfigs. »Das hier ist die Hauptschlagader der Alpha-Basis. Sie wird wie eine teure Schweizer Uhr gewartet und wie die Kronjuwelen bewacht.«
Ashley bemerkte Khalids Lächeln. Wahrscheinlich amüsierten ihn ihre weiblichen Ängste, dachte sie. Noch so ein Macho und furchtloser Rationalist. Sie sah, wie er den Käfig prüfend in Augenschein nahm.
Ein peinliches Schweigen entstand, während das Team weiter in die Tiefe vordrang. Die einzige Lichtquelle war die Lampe an der Decke des Käfigs. Es schien, als schwebten sie im All.
Um das Schweigen zu unterbrechen, wandte sich Ashley an Blakely. »Wissen Sie«, sagte sie, »eine Sache quält mich. Und ich könnte mir vorstellen, die anderen auch.«
»Hm?« Er schien in Gedanken versunken.
Ben wurde hellhörig und löste sich vom Gitter, an dem er
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