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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gelehnt hatte. Auch die anderen sahen sie interessiert an.
    »Ich erwarte eine ehrliche Antwort«, sagte sie. »Sind wir hier, um diesen Kontinent zu erforschen oder um ihn auszubeuten?«
    Blakely hob die Augenbrauen.
    »Uns allen ist bekannt, dass man in den Naturwissenschaften nicht so viel verdienen kann. Hier geht es doch um mehr als nur um eine archäologische Untersuchung.«
    »Richtig«, bestätigte Blakely, nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken, »doch möchte ich Ihnen versichern, dass ich in erster Linie Wissenschaftler bin. Für mich ist und bleibt dies eine wissenschaftliche Mission. Das ist einer der Gründe, warum ich Sie zur Leiterin dieses Teams ernannt habe, Professor Carter. Ich möchte, dass diese Mission ein wissenschaftliches Unternehmen bleibt. Natürlich befinden wir uns nicht im luftleeren Raum. Die Mission weist einige signifikante ökonomische und politische Züge auf.« Er fügte hinzu: »Fällen Sie keine voreiligen Urteile. Dadurch sind wir in der Lage, die Kosten zu decken, unsere Ausrüstung zu beschaffen und« – er zeigte auf jeden Einzelnen, zuletzt auf sie – »ein erstklassiges Team anzuheuern.«
    »Dennoch«, sagte sie, »welche Konsequenzen der Erforschung müssen wir in Kauf nehmen? Wenn am Ende ein ausgebeuteter und verwüsteter Kontinent übrig bleibt … ist mir der Preis zu hoch. Ich muss das Geheimnis der Höhlen nicht lüften.«
    Er schaute sie traurig an. »Wirklich, Professor Carter?«
    Sie wollte ihre Überzeugungen näher erläutern, doch eine Lüge kam ihr einfach nicht über die Lippen. Sie hatte Blakely gebeten, ehrlich zu sein. Wie konnte sie ihm da nicht die Wahrheit sagen? Sie erinnerte sich an die im letzten Licht des Sonnenuntergangs funkelnde Diamantfigur und schwieg. Verflucht.
    Er nickte und zeigte nach unten. »Da ist es.«
    In diesem Moment wehte eine Brise in den Käfig und blies Ashley die Kapuze vom Kopf. Eine warme Brise! Im gleichen Augenblick brach Licht über sie herein. Der Aufzug hatte soeben die Höhle erreicht.
    Die Höhlendecke, die von unten angestrahlt wurde, war voller tropfender Stalagtiten, gewaltigen Bergen, die kopfüber herunterhingen. Einige reichten bis zum Boden und bildeten gigantische Säulen. Eine natürliche Kolonnade. Der Aufzug stieg neben einer Säule hinab, die den doppelten Durchmesser der Kabine hatte. Ashley sah, dass jemand Graffiti auf die Säule geschmiert hatte. Ein Pfeil, der nach unten zeigte, mit grob eingeritzten Buchstaben beschriftet: »Hölle … 1 km!«
    Ben runzelte die Stirn. »Eine Höhle verunstalten. Das zeugt nicht nur von schlechtem Geschmack, für einen Höhlenforscher bedeutet das sogar Unglück.«
    Blakely sah Roland, seinen Assistenten, grimmig an. »Sorgen Sie dafür, dass das entfernt wird – heute noch .«
    Ashley schüttelte den Kopf. Tröpfchen flogen ihr von der Nasenspitze. Sie wischte sich über die Stirn. Feucht. Die Luftfeuchtigkeit musste fast einhundert Prozent betragen. Aber diese Luft! Sie atmete tief ein. Sie war so rein.
    Suchend schaute sie mit zusammengekniffenen Augen umher, doch die Wand auf der anderen Seite wurde von der Säule verdeckt. Verdammt. Sie hatte gehofft, einen Blick auf die Höhlenbehausungen werfen zu können.
    »Mama! Schau!« Jason zeigte auf den Boden der Höhle.
    Ashley stöhnte fassungslos, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Stirn gegen die kalten Gitterstäbe. Der Boden unter ihnen war übersät von Gebäuden und Zelten, die von Suchscheinwerfern beleuchtet wurden und mit Lampen behängt waren. Eine tiefe Schlucht teilte die Basis wie eine schwarze Wunde in zwei Hälften. Eine beleuchtete Brücke führte über die Kluft und verband die beiden Hälften. Sie waren am Ziel ihrer Reise.
    Die Alpha-Basis.
    »Schaut, dort drüben«, rief Linda, »da kann man Fische erkennen.«
    Ashley trat hinter Linda, legte eine Hand auf ihre Schulter und schaute hinunter. Am Rand der Alpha-Basis reflektierte ein riesiger See, der mehrere hundert Morgen groß war, die Lichter des Camps. Seine Oberfläche kräuselte sich sanft. Von oben konnte man sehen, wie die schimmernden Bewohner des Sees unter der glasklaren Wasseroberfläche umherschossen oder gemächlich schwammen. Auf eine merkwürdige Art poetisch.
    »Cool«, rief Jason.
    »Allerdings, Sportsfreund.« Ben stupste Ashley mit dem Ellbogen an. »Faszinierend, was?«
    Ashley nickte benommen. Ihre Bedenken von vorhin waren plötzlich nur noch eine vage Erinnerung. Ihr Forscherdrang war erwacht.

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