Sub Terra
Fundortes.«
»Wie meinst du das?«
»Die ersten Forscher haben nur eine Hand voll zerbrochene Werkzeuge und primitive Steinschüsseln gefunden. Normalerweise sind solche primitiven Behausungen voller Artefakte. Doch hier … nichts.«
»Dann müssen sie weitergezogen sein und ihre Sachen mitgenommen haben.«
»Genau!« Sie nickte, beeindruckt von Bens Intuition. »Aber warum? Warum haben sie Jahrzehnte damit verbracht, ihre Wohnungen herauszuhauen, nur um sie dann wieder zu verlassen? Und was ist mit der Diamantstatue? Warum haben sie die zurückgelassen?«
Ben schwieg.
»Wenn ich nur mehr Zeit hier verbringen könnte.« Sie klatschte mit der flachen Hand auf den Fels.
»Warum? Sieht doch so aus, als hätte man bereits alles sorgfältig durchkämmt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, zu oft werden Hinweise übersehen. Auch nach jahrelanger Untersuchung. Ich brauche mehr Zeit.«
»Warum? Vielleicht finden wir Antworten auf unserer Expedition.«
»Ich hoffe es.« Sie kroch wieder zum Eingang. Ben reichte ihr die Hand. Sie akzeptierte sie, und seine warme Hand ergriff ihre kalten Finger. Er zog sie zu sich. Überrascht registrierte sie seine Kraft. Mit dem linken Fuß glitt sie in der Feuerstelle aus. Sie kippte nach hinten, landete mitten in der Feuerstelle und zog Ben bäuchlings auf sich. Bens Nase befand sich nur einen Zentimeter von ihrem Busen entfernt. Er schaute zu ihr hoch. »Kriege ich jetzt wieder Prügel?«
»Entschuldige. Ich bin ausgerutscht.« Sie wurde puterrot, als sie das Gewicht seines Körpers spürte.
Er räusperte sich. »Kein Problem«, sagte er grinsend. »Noch ein paar dieser Ausrutscher, und wir müssen wohl heiraten.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Mach, dass du von mir runterkommst.« Sie wollte streng sein, konnte aber nicht ernst bleiben.
Plötzlich brach sie in unkontrolliertes Lachen aus. Sie konnte einfach nicht anders. Und sie konnte auch nicht mehr aufhören. »Ich meine es ernst …«, keuchte sie zwischen ihren Lachanfällen. »Steig runter!«
Er schaute sie sonderbar an und erhob sich. »Es ist schön, dich lachen zu hören.«
Sie wischte sich die Lachtränen aus den Augen. Immer noch schüttelten sie einzelne Ausbrüche. Sie legte den Kopf auf den Boden, versuchte, zu Atem zu kommen, und starrte dabei an die Decke. Und sah es. An der Decke, direkt über dem Eingang. »Verdammt!«
Sie zwinkerte mit den Augen und schaute noch einmal hin. Es war keine Einbildung. »Verdammt!«
Sie richtete sich auf.
»Was ist los?«, fragte Ben mit sorgenvoller Miene.
»Diese Amateure behaupten, sie hätten hier jeden Quadratzentimeter untersucht. Keine Kunstgegenstände. Keine Höhlenmalereien.« Sie zeigte an die Decke. »Und was ist das?«
Ben lehnte sich zurück und drehte den Kopf nach oben. »Was ist was?«
»Du musst dich hinlegen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es niemand entdeckt hat.« Sie rutschte beiseite, damit er sich neben sie legen konnte. Sie richtete den Strahl ihrer Helmlampe darauf.
»Genau dort! Schau!«
Im Zentrum des Lichtkegels befand sich ein primitives Relief. Das Oval, das jemand in die Decke gemeißelt hatte, war nur eine Handspanne breit. Mitten hindurch verlief eine Zickzacklinie wie ein Blitz.
Ben hob den Arm und tastete mit dem Finger an den Umrissen entlang. Er stieß einen langen Pfiff aus. Dann flüsterte er: »Weißt du was? Das kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Wie meinst du das?« Sie machte sich auf eine neunmalkluge Antwort gefasst.
»So etwas habe ich schon einmal gesehen. Mein Großvater hat es mir gezeigt.«
»Das meinst du nicht im Ernst?«
»Doch, ganz bestimmt.« Seine Stimme klang ehrlich. Fast ehrfürchtig. »Meine Urgroßmutter war eine reinrassige Gagudja. Das ist ein Stamm der Aborigines aus der Region Djuwarr. Habe ich dir das schon erzählt?«
»Nein.«
Er lächelte, zwei Zentimeter von ihrer Nase entfernt. »Nichts als die Wahrheit, Euer Ehren.«
Dieser Mann hatte mehr Seiten als das Pentagon. Oder er erfand gerade eine Lügengeschichte. Sie schaute ihm prüfend in die blauen Augen und erkannte, dass es ihm ernst war. Sie schluckte und blickte wieder auf das Deckenrelief. »Erinnert es dich an etwas Bestimmtes?«
Er zuckte mit den Schultern und stupste dabei gegen ihren Arm. »Es ist nicht genau dasselbe. Aber es sieht aus wie das Symbol der Gagudja für eines ihrer Geistervölker. Eines der ältesten, das sie Mimi nennen.«
Sie dachte über diesen Hinweis nach. Konnte es da eine Verbindung geben?
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