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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Nordwand war wie eine riesige Bühne angeleuchtet.
    »Wow«, sagte Ben, als er aus dem Wagen kletterte und neben sie trat.
    Ein Gerüst aus Metallrahmen und verworfenen Brettern verdeckte die von Höhlen durchsetzte Wand. Die Behausungen waren in fünf erkennbaren Ebenen angeordnet, schätzungsweise über eine Höhe von vierzig Metern. Verbunden wurden die Ebenen durch eine Reihe Haltegriffe oder primitive Stufen. Ashley schielte nach links; die Behausungen erstreckten sich sogar über den See. Felsplateaus ragten wie Vorbauten über das Wasser.
    »Was hältst du davon, Ashley?« Ben stand zu ihrer Linken.
    »Ich könnte hier Jahre verbringen.«
    »Wer, glaubst du, sind die Erbauer gewesen?«
    Sie zeigte auf die Wand. »Eines weiß ich mit Sicherheit. Der Homo sapiens war es nicht.«
    »Wer dann?«
    »Eine frühere menschliche Spezies, nehme ich an. Schau dir die Größe der Höhlen an. Keine ist höher als ein Meter fünfzig. Viel zu klein für den Homo sapiens. Vielleicht war es der Homo erectus, aber das bezweifle ich auch.« Sie dachte laut nach. »Ein Stamm von Neandertalern? Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie einen Hinweis darauf gefunden, dass Neandertaler derart weiträumige Bauten anlegten. Und wie sind sie überhaupt hierhergekommen?«
    »Sollten wir nicht auf Dr. Symski warten?«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig.« Sie ging zur Wand und setzte sich einen Grubenhelm auf.
    Ashley hörte, dass Ben hinter ihr herschlurfte. Dr. Symski rief ihr zu: »Geben Sie acht, wo Sie hintreten. Dort gibt es jede Menge Felsspalten, und manche sind sehr tief.«
    Sie winkte ihm zu, schüttelte aber den Kopf. Hielt er sie etwa für eine blutige Anfängerin? Sie schritt energisch aus.
    Plötzlich packte sie jemand von hinten. Instinktiv stieß sie ihren Ellbogen zurück.
    »Autsch!«, rief Ben, ließ sie los und taumelte rückwärts. »Ich wollte doch nur verhindern, dass du in ein Loch fällst.« Er zeigte auf den Boden vor ihr und rieb sich den Solarplexus. »Was hast du für spitze Knochen? Bearbeitest du sie täglich mit dem Schleifstein?«
    Sie hielt sich den Ellbogen, als wollte sie ihn verstecken. »Entschuldigung.« Selbst wenn man es wusste, war die schwarze Spalte von dem Felsgestein kaum zu unterscheiden. Ashley ging um das Loch herum. »Ich habe es nicht gesehen.«
    »Du hättest dir den Fuß verstauchen können.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen. Wenn ich dich das nächste Mal berühre, lass mich bitte am Leben.«
    Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht trat, und räusperte sich, glücklich darüber, dass sie noch nicht die erleuchteten Felsen erreicht hatten. Die Dunkelheit verbarg ihr Gesicht.
    »Schauen wir uns einmal die unteren Behausungen an«, schlug sie vor und machte einen Schritt vorwärts. Sie wusste nicht, ob ihr der Fauxpas peinlicher war oder ihr Zorn auf Ben … oder etwas anderes. Er war vollkommen anders als ihr Exmann. Während Scott durch und durch Finanzbuchhalter, ausgeglichen und oft zurückhaltend war, ein Mensch, der sich selten jemandem anvertraute, ließ sich Ben seine Unbeschwertheit und seine gute Laune nicht verderben.
    Sie erreichten den Eingang einer Behausung. »Ladies first«, sagte Ben. Ashley vermied den Blickkontakt, hockte sich hin und leuchtete mit ihrer Helmlampe in das Innere der Höhle. Die Kammer reichte etwa fünf Meter weit in den Fels hinein. Die schmucklosen Wände waren offenbar aus dem Stein herausgehauen und poliert worden. Sie strich mit der Hand über die glatte Oberfläche und staunte über den Einfallsreichtum und die Ausdauer der Frühmenschen. Mit groben Werkzeugen mussten sie Jahre für das Aushöhlen der Kammern benötigt haben.
    Das leere Innere wies keinerlei Hinweise auf ihre Bewohner auf. Sie bückte sich und krabbelte hinein. Es schadete nie, sich einmal umzuschauen.
    Ihr Helm schabte an der Decke entlang, als sie sich durch die schmale Öffnung wand. Sie bemerkte eine kleine Senkung in der Mitte der Höhle, nahe beim Eingang. Wahrscheinlich eine alte Feuerstelle. Sie drang in den hinteren Teil der Kammer vor. Nichts. Sie setzte sich einen Moment und dachte über die Erbauer nach.
    »Hast du was gefunden?« Ben kniete, den Grubenhelm auf dem Kopf, am Eingang, den er vollkommen ausfüllte. »Es ist merkwürdig«, sagte sie.
    »Was?«
    »Wo sind sie alle?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich tot. Ausgestorben. Wie die Dinosaurier.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ergibt keinen Sinn. Es widerspricht dem Zustand des

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