Substance-Die Formel
Tür einen Spalt weit öffnen wollen? Dann könnten wir Ihnen unsere Ausweise zeigen.«
Robleys Name beruhigte Kevin. Trotzdem entfernte er die Kette nicht gleich, sondern begutachtete die Ausweise. Sie kamen ihm in Ordnung vor, aber er hätte nicht gewusst, wie gefälschte aussehen. Schließlich öffnete er die Tür.
»Mann, bin ich froh, dass Sie hier sind.«
Der Kriminalbeamte, der sich Barnett nannte, schien Ende dreißig zu sein. Er trug einen grauen Anzug und einen Schlips mit Paisleymuster. Er wirkte wie ein gepflegter Geschäftsmann. Sein freundliches Lächeln hinderte ihn nicht daran, Kevin gründlich zu mustern. Der andere Mann, laut Ausweis hieß er Kaplan, war jünger, und sein dunkelblauer Anzug war zerknittert. Beide Männer waren ein gutes Stück kleiner als Kevin.
»Ihnen muss heiß sein. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Barnett warf Kaplan einen kurzen Blick zu und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, danke. Wir haben spät gefrühstückt, und ich glaube, wir haben zusammen eine ganze Kanne Kaffee leer getrunken.«
Im Wohnzimmer verwandelte sich sein Lächeln zu einem besorgten Stirnrunzeln. »Wir arbeiten mit Guy am Fall Stein. Er sagte, Sie hätten Informationen?«
»Eigentlich habe ich wegen Professor Michael Ward angerufen.«
»Das ist der Professor von der South Texas University, der in der vergangenen Nacht bei einem Brand umgekommen ist?«
»Ja, ich promoviere an der STU. Bis zum Januar dieses Jahres war ich Professor Wards Assistent, das heißt seit anderthalb Jahren.«
Barnetts Miene wurde noch besorgter. »Es muss eine schwierige Situation für Sie sein. Es tut mir leid. Bitte fahren Sie fort.«
»Ich habe nur für ihn gearbeitet, privat hatten wir keinen engeren Kontakt.«
Kevin erzählte alles, was sich ereignet hatte, seit er aufgewacht war. Barnett stellte ihm Fragen, Kaplan machte schweigend Notizen. Als Kevin bei Wards E-Mail angelangt war, unterbrach Barnett ihn.
»Wissen Sie, was die Nachricht bedeuten könnte? Ihre Antwort könnte für unsere Ermittlungen sehr wichtig sein.«
»Nein. Vielleicht hätte ich sie verstanden, wenn Dr. Ward sie nicht abgebrochen hätte. Der letzte Satz scheint mir unvollständig. Als wäre er gestört worden.«
»Dürfte ich die E-Mail sehen?«, fragte Barnett.
»Gern, ich kann sie Ihnen mitgeben.« Kevin druckte eine saubere Kopie aus. »Kann sie wirklich von Dr. Ward sein?«
Die beiden Kripobeamten lasen die Mail aufmerksam durch.
»Wie Sie bereits sagten, könnte jeder sie getippt haben und einfach von Wards Adresse aus abgeschickt haben. Andererseits können wir nicht ausschließen, dass sie echt ist.«
Zum ersten Mal sprach Kaplan. Seine Stimme war erstaunlich hoch für jemanden mit einer derart wuchtigen Figur. »Was bedeutet NV117?«
»Das war ein Experiment im Rahmen von Forschungen für das Energieministerium. Dr. Ward war der Leiter, ich half ihm, bevor unsere Zusammenarbeit endete.«
Kaplan warf einen schnellen Blick auf seine Notizen.
»Wieso war jemand hinter diesem Supraleiter her?«
Kevin sah ihn verwirrt an. »Ich habe keine Ahnung. Es ist eine ziemlich harmlose Sache. Woher wissen Sie …«
Barnett fiel ihm ins Wort. »Wissen Sie, was der Schlüssel in Ihrer Masterarbeit ist?«
Kevin zuckte die Schultern. »Dazu fällt mir nichts ein. Wie schon gesagt, die Nachricht war unvollständig.« Er sah wieder zu Barnett und überraschte ihn dabei, wie er Kaplan böse anfunkelte. Der Blick dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde und verschwand sogleich wieder.
»Kannten Sie Herbert Stein?«, fragte Barnett.
»Ich habe noch nie von ihm gehört. Wer war er? Der Anwalt eines Drogenhändlers?«
Wie in anderen Großstädten gab es in Houston einen regen Drogenhandel.
»Tja, ich kann nicht alles sagen, was ich weiß, Sie werden das verstehen, aber ich kann Ihnen verraten, dass er ein seriöser Anwalt war und eine kleine Praxis in Rice Village hatte. Ob Drogen im Spiel waren, entzieht sich unserer Kenntnis.«
»War Dr. Ward sein Mandant?«
»Ich kann mich nicht erinnern, dem Namen in seinen Unterlagen begegnet zu sein«, erwiderte Kaplan.
»Ich auch nicht«, kam es von Barnett. »Wir kümmern uns später darum. Haben Sie ein Foto von Mr. Stein gesehen?«
»Nein. Im Internet haben wir kein Foto von ihm gefunden. Ich habe überhaupt erst festgestellt, dass es ihn wirklich gab, als ich mit Detective Chambers sprach.«
»Mr. Hamilton, dürfen wir Sie bitten, uns auf die Dienststelle zu begleiten und sich ein Bild
Weitere Kostenlose Bücher