Substance-Die Formel
wie du. Jetzt hast du deine eigene Firma aufgebaut und bist fast so erfolgreich wie dein Vater. Ich will nicht miterleben, wie du sie in den Sand setzt, Junge.«
Tarnwell beherrschte sich, auch wenn ihm das »fast so erfolgreich« gewaltig gegen den Strich ging. Sein Vater hatte eine Bergbaugesellschaft aus dem Boden gestampft und sie für zweihundert Millionen verkauft. Er war im letzten Studienjahr, als sein Vater starb und ihm ein Almosen von einer Million hinterließ. Den Rest hatte er für wohltätige Zwecke bestimmt. Tarnwell war damals sehr aufgebracht gewesen, denn er fühlte sich von seinem Vater hintergangen. Mit dem geerbten Geld gründete er seine eigene Firma, Tarnwell Mining and Chemical. Er hatte sich vorgenommen, der Welt zu beweisen, dass er im Geldverdienen Bernard Tarnwell überlegen war. Noch eine Woche und der Beweis wäre erbracht.
»Ohne diesen Aufkauf würde es über zwei Jahre dauern, bis ich Adamas produzieren kann. Forrestal Chemistry verfügt über alle technischen Voraussetzungen, die ich brauche. Ich könnte in zwei Monaten mit der Produktion beginnen. Auf Teilverkäufe lassen sie sich aber nicht ein. Mir bleibt als Alternative nur, die ganze Firma zu übernehmen. Ohne deine Fürsprache hapert es aber an den Krediten, die ich dafür brauche.«
»Und du bist dir ganz sicher, dass das Verfahren wirklich funktioniert? Wie sind die Tests verlaufen?«
Tarnwell blieb neben seinem Ball stehen. »Die abschließende Überprüfung findet gerade statt. Bis Dienstag liegen mir die Resultate vor. Aber ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen – das Verfahren klappt. Tarnwell Mining and Chemical hat die Erfindung angemeldet, und das Patentverfahren läuft schon auf Hochtouren.«
»Ich vertraue deinem Geschäftssinn, wenn schon sonst nichts. Ich weiß, dass du mich nicht aufs Kreuz legen würdest.« Hanson sah Tarnwell an, als stellte er ihm eine Frage.
»Natürlich nicht. Eine klügere Investition hast du nie getätigt.«
Hanson schwieg und nickte dann. »Ich gehe am Montagnachmittag auf Geschäftsreise. Komm gleich am Morgen zu mir ins Büro. Wir reden mit Wayne Haddam von First Texas. Ich bin sicher, wir kommen zu einem günstigen Abschluss mit seiner Bank.«
»Danke, Vic. Du wirst es nicht bereuen.«
»Das will ich hoffen.«
VIERZEHN
Erica gab ihre Pin ein. Nervös beobachtete Kevin die Umgebung. Kirby Drive war von seinem Standort aus gut zu sehen, weil der Vorraum zur Schalterhalle nur teilweise geschlossen war. Deshalb konnte man ihn selbst aus den vorüberfahrenden Autos mühelos erkennen. Er stand nicht gern auf dem Präsentierteller, und dass sie darauf angewiesen waren, einen Geldautomaten zu benutzen, machte die Sache nicht besser.
Erica hatte den Höchstbetrag von fünfhundert Dollar abgehoben und nahm jetzt ihre Karte wieder an sich.
Es deutete einiges darauf hin, dass ihre Verfolger Zugang zu ihren Kreditkartenkonten hatten, darin waren sie sich einig. Sie hatten noch nicht darüber diskutiert, wie sie weiter vorgehen wollten, aber möglichst viel Bargeld konnte nicht schaden. Um vor unliebsamen Überraschungen sicher zu sein, waren sie zu einem Geldautomaten gefahren, den Erica normalerweise nicht benutzte. Kevin konnte ohne seine Brieftasche noch nicht einmal auf die müden sechsundachtzig Dollar auf seinem Konto zugreifen.
»Jetzt muss ich vierundzwanzig Stunden warten, bis ich wieder etwas abheben kann.« Erica dehnte ihre Vokale etwas länger als normal, aber davon abgesehen war ihr kein Zeichen von Stress anzumerken. Auf dem Weg zurück zum Auto bedankte Kevin sich bei ihr.
»Ich habe Gespartes. Das dürfte reichen.« Sie tat gelassen, aber Kevin spürte, dass sie den Vorfall in dem physikalischen Institut noch nicht ganz bewältigt hatte.
»Und jetzt?«, fragte sie nachdenklich im Auto. Sie hatte im Krankenhaus Bescheid gegeben, sie könne wegen eines Todesfalls in ihrer Familie nicht zum Dienst kommen.
»Fahr erst einmal los. Einfach ins Blaue. Wenn sie wirklich die Bewegungen auf deinem Konto beobachten können, wissen sie, dass wir hier etwas abgehoben haben.«
Erica fuhr in Richtung South Kirby. »Wie groß sind die Chancen, dass sie dieses Auto finden? Was meinst du? Die Nummer dürften sie inzwischen kennen.«
»Solange wir einen weiten Bogen um alle die Orte schlagen, an denen wir uns gewöhnlich aufhalten, können wir ihnen nur rein zufällig über den Weg laufen. Falls es dazu kommt, sind wir entweder ausgemachte Pechvögel oder ihr
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