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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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Adresse eingerichtet hatte. Grotman musste sich gleich an sie erinnert haben, denn es dauerte keine fünf Minuten, und er schickte ihr seine Telefonnummer. Sie rief ihn von einem Apparat der Bibliothek aus an. Er hatte sich bereit erklärt, ihnen zu helfen. Sie sollten nur ein Passbild von Kevin machen lassen und es mitbringen.
    Auf dem Weg zum Apartment 215G dröhnte ihnen Heavy Metal entgegen. Die Band erkannte Kevin nicht, aber es war heftig. Ob sich die Nachbarn wohl manchmal beschwerten? Vermutlich nicht.
    Erica hämmerte drei Mal an die Tür. Von innen war keine Reaktion zu vernehmen. Sie drehte den Türknopf. Er ließ sich mühelos öffnen. Langsam schob sie die Tür auf, bis ein schriller Alarm aufjaulte. Völlig überrascht sprang sie zurück. Genauso plötzlich verstummte der Alarm. Jemand rief: »Tut mir leid! Tut mir leid!«
    Eine Kette klirrte, die Tür öffnete sich weit, und Daryl Grotman begrüßte sie.
    Er war so groß wie Kevin, wog aber mindestens zehn Kilo weniger. Hätte Kevin ihn beschreiben müssen, hätte er ihn als Gerippe bezeichnet. Schütteres Haar und ein buschiger Bart ließen ihn älter wirken, aber die starke Akne auf der Stirn und den vernarbten Wangen verriet seine Jugend. Er trug Birkenstocksandalen, abgeschnittene Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Logo einer Band: Das Sperma tobt.
    »Sieh an, meine Frau Doktor! Hier, schauen Sie mal.« Er zeigte Erica seine Arme. »Alles heil! Das verdanke ich nur Ihnen.«
    »Hi. Gern geschehen. Das hier ist der Freund, von dem ich Ihnen am Telefon erzählt habe. Daryl Grotman, das ist Kevin Hamilton.«
    Daryl schüttelte Kevin kräftig die Hand. »Hoffentlich ist Ihnen von dem Alarm nicht das Trommelfell geplatzt. Ich habe ihn selbst gebastelt. Hier sind Einbrüche an der Tagesordnung. Ich wollte ihn extra für Sie abstellen, dann hat mich was abgelenkt, und ich hab’s vergessen. Treten Sie ein.«
    Kevin folgte Erica, blieb aber gleich wie angewurzelt stehen. Er hatte eine unordentliche Wohnung erwartet, leere Pizzaschachteln auf dem Boden und Berge von Geschirr im Spülstein, wie Computerfreaks seiner Erfahrung nach eben hausten.
    Das Apartment war aber sauber und aufgeräumt. Die Plakate an den Wänden von Bands wie den Butthole Surfers und den Blood Junkies waren zwar nicht nach seinem Geschmack und auch nicht die vielen Reihen von Comics, die in alphabetischer Folge ordentlich nebeneinanderstanden, aber wenn man davon absah, hätte er auf ein Foto in Lifestyle blicken können, sofern man dort Zimmer mit Computerausrüstungen im Wert von zwanzigtausend Dollar fand. Von der Explosion war keine Spur mehr zu sehen.
    »Ja, ich weiß schon«, kam es von Daryl, dessen Kleidung, wie Kevin nun bemerkte, ebenfalls fleckenlos sauber war, »nicht unbedingt das, was Sie sich vorgestellt haben. Ich bin vermutlich einfach ein pingeliger Typ. Wirkt sich aber nicht nachteilig auf meine Arbeit aus.«
    »Und worin besteht die?«
    »Ach so, ich dachte, Erica hätte Sie aufgeklärt. Ich fälsche Führerscheine. Manchmal auch Pässe, staatliche Ausweise, aber meistens Führerscheine. Ich kann Visa von sechs Ländern machen, aber das dauert etwas länger.«
    »Sie hat es mir gesagt. Deshalb sind wir hier. Aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass Sie es im großen Stil betreiben.«
    »Ich hab nicht vor, daraus einen Beruf zu machen. Ich verdiene mir damit nur die Studiengebühren. Hauptfach Informatik, falls Sie nicht darauf gekommen sein sollten, allerdings habe ich im Nebenfach Kriminalistik belegt.«
    »Darin kriegen Sie bestimmt eine Eins«, murmelte Kevin.
    »Wie kommen Sie an die Aufträge?«, fragte Erica. Sie funkelte Kevin kurz an. »Haben Sie keine Angst, man könnte Sie erwischen?«
    »Nicht wirklich. Meine Aufträge kriege ich anonym online. Wer mich sucht, würde einen ganz anderen Namen finden.«
    »Und der wäre?«, fragte Kevin.
    »Dave Zugot.«
    »Ich brauche einen anderen Namen.«
    David nickte, als wäre das kein ungewöhnlicher Wunsch. »Einen bestimmten?«
    »Ja. Den von einem Typ, dem ich einen Streich spielen will.«
    »Verstehe. Kann ich die Fotos sehen?«
    Nach einem kurzen Blick darauf legte Daryl sie auf einen Scanner und tippte etwas in seinen PC ein. Eine Minute später erschien Kevins Foto auf dem Bildschirm. Eine weitere Minute später war es vor dem Hintergrund eines Vorhangs im Bürgerschutzministerium des Staates Texas zu sehen.
    »Siehe da!«, sagte Daryl, »die Wunder der Bildmanipulation in ihrer ganzen

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