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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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Rezeption wollte keine Papiere sehen, und das war genau das, was sie brauchten. Ihn interessierte nur das Geld für das Zimmer – sofort und bar auf die Hand.
    Erica warf ihre wenigen Habseligkeiten auf das Bett. Kevin verriegelte die Tür und öffnete anschließend einen Spalt weit die zerschlissenen, fleckigen Vorhänge. Von der Straße aus war ihr Auto nicht zu sehen. Zufrieden zog er die Vorhänge wieder fest zu. Für den Augenblick schien zwar alles in Butter zu sein, aber das war kein Grund, leichtsinnig zu werden.
    Erica verschwand im Badezimmer, um vor dem Essen zu duschen. Kevin lief vor Hunger das Wasser im Mund zusammen. Er nahm sich ein Sandwich aus der Tüte und biss ab.
    Er suchte auf allen lokalen Kanälen nach weiteren Neuigkeiten zu den Fällen Ward oder Herbert Stein. Was er hörte, war ihm bereits bekannt. Die Polizei ging noch immer von einem Unfall aus, ermittelte aber auch wegen möglicher Brandstiftung.
    Niedergeschlagen saß er auf dem Bett und lauschte dem rauschenden Wasser im Badezimmer. Je mehr Einzelheiten er erfuhr, und je mehr er darüber nachdachte, desto größer wurde das Durcheinander in seinem Kopf. Er konnte nun mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Dr. Ward und seine Frau ermordet worden waren. Aber warum? Was befand sich in dem Safe? War es so etwas Ungewöhnliches, dass jemand dafür mordete? Und warum nur hatte Ward die E-Mail an ihn geschickt?
    Am schwersten lag ihm auf der Seele, dass er Erica ins Vertrauen gezogen hatte. Er überlegte kurz, ob er einfach verschwinden und den Rest alleine lösen sollte. Aber würde das wirklich etwas ändern? Erica war schon bis zum Hals in die Sache verwickelt. Ohne ihn wäre sie kaum sicherer als mit ihm. Und wenn sie wirklich irgendwann ihren Verdacht wie auch immer beweisen könnten, würden sie ihr Gegenüber gemeinsam besser überzeugen können, als wenn es jeder für sich allein versuchte.
    Erica stellte das Wasser ab.
    »Was Neues?«, rief sie.
    »Nein, nichts Neues.«
    Sie kam ins Zimmer. Das Handtuch, in das sie sich gewickelt hatte, reichte ihr gerade bis zu den Beinen. Obwohl Kevin erschöpft war, turnte ihn ihr Anblick an und machte ihn gleichzeitig verlegen. Sie holte das extra lange T-Shirt, das auf dem Bett lag, und verschwand wieder im Bad.
    »Ich habe einen Riesenhunger«, rief sie. »Ich hoffe, die Sandwichs taugen was.«
    »Klar, hast du noch nie ein Po’boy gegessen?«
    Erica kam mit nassen Haaren zurück. Ihr T-Shirt war kaum länger als das Handtuch. »Nein. Mein Heimatort ist eher für gute Barbecues bekannt.« Sie breitete das Einpackpapier auf dem schäbigen Tisch aus und knabberte an dem Sandwich.
    »He, das ist aber wirklich gut.«
    »Siehst du? Du musst mir glauben.«
    »Ich werde deinen Rat annehmen.«
    »Gut. Nun bin ich an der Reihe.« Kevin duschte, Erica aß ihr Sandwich. Er zog sein neues T-Shirt und Boxershorts an.
    Erica hatte sich aufs Bett gelegt, die Fernbedienung in der Hand.
    »Mir ist wieder eingefallen, warum ich aufgehört habe fernzusehen«, sagte sie, stellte das Gerät ab und legte die Fernbedienung auf den Nachttisch.
    »Ich dachte, es hätte etwas mit dem Studium zu tun.«
    Mit diesen Worten nahm Kevin ein Kopfkissen vom Bett und legte es auf den Sessel.
    »Das auch. Was hast du vor?«
    »Ich will schlafen.«
    »Dort?«
    »Ja. Du weißt schon. Ein gemeinsames Bett …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte …«
    »Fang nicht an zu spinnen. Auf dem Sessel schlafen, kommt nicht in Frage!«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin frisch geduscht. Mein Geruch hält sich in Grenzen. Hast du Angst, ich könnte dich beißen?«
    »Nein, ich will nur höflich sein.«
    »Lass es. Wir sind beide erwachsen.«
    Sie knipste die Lampe aus. Er kam ins Bett, und es schien jetzt noch schmaler zu sein. Erica lag keine dreißig Zentimeter von ihm entfernt.
    »Ist das nicht bequemer?«, wollte sie wissen.
    »Mm«, brummte er, obwohl er sich äußerst unwohl in seiner Haut fühlte. Sie hatte sich zu ihm gedreht. Er spürte ihren Atem im Nacken und ihre Körperwärme, die sich langsam bis zu ihm ausbreitete.
    »Du bist ein interessanter Mensch, Kevin«, sagte sie schläfrig.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich hab dich immer einfach nur für nett gehalten.«
    Überrascht fragte er: »Bin ich das nicht?«
    »Nette Leute sind langweilig. Verlässlich, aber langweilig. Der heutige Tag mit dir war nicht langweilig.«
    Eine Minute später war sie eingeschlafen. Sie hatte das beneidenswerte Talent, überall jederzeit

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