Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
Vom Netzwerk:
zu wecken, schlich ich mich auf Zehenspitzen in mein Zimmer.
    Etwa eine Stunde später hämmerte es an die Haustür. Nach einer Weile fragte ich mich, warum mein Vater nicht öffnete. Ich stand auf, ging zu meinen Eltern, fand aber ihr Zimmer leer und das Bett unberührt vor. Dann hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich rannte nach unten, weil ich dachte, meine Eltern hätten sich ausgeschlossen. Ich war so schlaftrunken, dass ich mir gar nicht die Frage stellte, warum sie erst so spät nach Hause kamen.
    Vor der Tür stand ein Polizist. Meine Eltern hatten einen Verkehrsunfall gehabt, ich sollte mich anziehen und mit ihm zum Krankenhaus fahren. Ich fragte, wie es meinen Eltern ginge. Das wisse er nicht, antwortete er – was gelogen war. Er trieb mich zur Eile an, und als ich bei meinen Großeltern anhalten wollte, erklärte er, dafür wäre keine Zeit.
    Vom Arzt im Krankenhaus erfuhr ich, dass meine Eltern auf dem Nachhauseweg von einem Lastwagen angefahren worden waren, der ihnen die Vorfahrt genommen hatte. Meine Mutter und der Fahrer des Lastwagens waren auf der Stelle tot, mein Vater kam im Krankenhaus wieder zu sich und sagte, wo ich zu finden war. Er starb fünfzehn Minuten, bevor ich eintraf.
    An die nächsten Tage erinnere ich mich nur unscharf. Mein Onkel Rick, der Bruder meines Vaters, kümmerte sich um die Beerdigung. Dann erfuhr ich, dass meine Eltern eine Versicherung für mich abgeschlossen hatten. Sie belief sich auf zwei Millionen. Ich gehe sparsam mit dem Geld um. Deshalb können wir heute einen Laser für dreißigtausend Dollar kaufen. Ich muss nur anrufen, und die Summe wird angewiesen.«
    Kevin sah sie sprachlos an. Als er es merkte, versuchte er seine Verwirrung zu erklären.
    »Das tut mir ja so leid … ich kann mir vorstellen, warum du nicht davon gesprochen hast, aber ich hatte keine Ahnung, dass du Geld hast. Du bist besser gekleidet als die meisten anderen, und auch deine Wohnung ist schöner als unter Studenten üblich, aber ich habe einfach angenommen, dass deine Eltern sie finanzieren.«
    »Was sie ja auch tun, in gewisser Weise.«
    Eine Erinnerung kam Kevin.
    »Aber auf der Party hast du doch gesagt, du wärst nicht zum Essen gekommen, weil du Geldsorgen hast. Ich dachte, du hättest vielleicht vergessen, eine Rate zu bezahlen oder so etwas Ähnliches.«
    »Ich habe das Essen ausfallen lassen, weil ich tatsächlich Probleme habe. Ich habe mich zwei Stunden mit meinem Anwalt unterhalten. Mein lieber Onkel Rick war nämlich auch der Testamentsvollstrecker. In diesem Jahr habe ich festgestellt, dass er sich immer wieder von meinem Geld bedient hat.«
    »Wie viel hat er sich genommen?«
    »An die dreihunderttausend.«
    Kevin machte große Augen. »Dollar?«
    »Ja. Ich hatte keine Ahnung, bis ich die monatlichen Kontoauszüge an mich schicken ließ. Ich hatte nämlich an einem Seminar teilgenommen, bei dem man alles über die Verwaltung des eigenen Geldes lernte. Danach fand ich, dass es an der Zeit wäre, nach und nach meine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Meinem Onkel gegenüber hatte ich nichts davon erwähnt, weil ich erst einmal nur mit den Kontoauszügen anfangen wollte. Nachdem ich ein paar merkwürdige Abhebungen gefunden hatte, die nicht ich vorgenommen hatte, habe ich die Abrechnungen der vergangenen sieben Jahre angefordert. Und so kam alles ans Licht. Seither prozessiere ich.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Das muss ich erst einmal verdauen.«
    »Es bot sich noch keine Gelegenheit, über solche Dinge zu sprechen.«
    Kevin tätschelte ihre Hand. »Ich kann das Geld nicht annehmen. Dreißigtausend Dollar ist zu viel …«
    »Hör mal, es geht schließlich auch um mich. In dieser Patsche stecken wir gemeinsam.« Sie lächelte. »Und wenn alles vorbei ist, kann ich ihn auf eBay verkaufen.«
    Er zögerte. Sollte er ihr von seinem Vater erzählen und seinen Sorgen wegen der Studiengebühren? Nein, es war nicht der richtige Zeitpunkt. Es könnte so wirken, als wollte er sie anpumpen. Wenn sie diese Sache hinter sich hatten und in Sicherheit waren, würde er ihr alles erzählen.
    Auf ihrem Handy fand Erica die Homepage von SciSurplus in Dallas und gab Kevin die Nummer. Er rief an und erklärte dem Verkäufer, was er wollte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er den Mann davon überzeugt hatte, dass er keinen Witz machte. Erica verzog bereits besorgt das Gesicht, aber irgendwann verhandelten sie schließlich über den Preis, und Kevin legte auf.
    »Und?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher