Substance-Die Formel
Leibeskräften: »Hau ab!«
Erica wurde flau, als sie den Grund für Kevins Schrecken erkannte. Er griff nach ihrer Hand und rannte mit ihr zum anderen Ende des Parkplatzes. Innerhalb von Sekunden waren sie beide klatschnass. Der Fahrer hielt auf sie zu, als wollte er sie überfahren. Kurz bevor sie die Stelle erreicht hatten, wo sie um den Maschendraht zum nächsten Grundstück hätten herumrennen können, kam das Auto schlitternd keine drei Meter vor ihnen zum Stehen. Es blockierte ihren einzigen Fluchtweg.
Ein schwarzhaariger Mann mit gepflegter Frisur senkte die Beifahrerscheibe. Am Steuer saß ein bulliger Typ, jünger als sein Komplize. Der Schwarzhaarige richtete eine Pistole auf sie.
»Guten Abend, Mr. Hamilton. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, Sie wiederzusehen.«
VIERUNDZWANZIG
Kevin traute seinen Augen nicht, aber in dem Ford saßen tatsächlich Barnett und Kaplan, die unechten Polizisten aus Houston.
»Ich merke, dass Sie überrascht sind, Mr. Hamilton«, fuhr Barnett fort. »Wir werden jedoch viel Zeit haben, unsere Erlebnisse auszutauschen.« Er blickte zu Erica. »Und ich bin ja so froh, endlich Miss Jensen kennenzulernen. Sie beide haben uns wirklich eine Weile enorme Sorgen gemacht. Der Trick mit Ihren Kreditkarten war genial. Mich würde sehr interessieren, wessen Idee das war. Und jetzt öffnen Sie bitte langsam die hintere Tür und steigen ein.«
Kevin sah Erica bestürzt an. Wenn er irgendetwas Dummes tat, beispielsweise die beiden Männer angriff, würden sie schießen. Er wollte Erica schon schweren Herzens auffordern, Barnetts Anweisungen zu befolgen, als auf ihrer linken Seite ein Motor aufheulte.
Reflexartig sprangen Kevin und Erica aus dem Weg, Sekundenbruchteile, bevor Murrays Transporter in den Ford raste, dessen Kofferraum eindrückte und das Auto in den sechs Meter entfernten Maschendraht katapultierte. Der Ford prallte schlingernd ab und kam anderthalb Meter vor dem Zaun mit abgewürgtem Motor zum Stehen.
Ohne eine Sekunde zu verlieren, rannten Kevin und Erica zu Murray, der schon die Beifahrertür aufgerissen hatte. Trotz des schweren Aufpralls schien sein Auto kaum beschädigt.
»Schnell!«, rief er.
Erica stieg zuerst ein, dann folgte Kevin.
»Nick, im Handschuhfach liegt meine Pistole.«
Kevin fand eine Glock 17 in einem Lederhalfter. Er zögerte, bis sich auf einmal zwischen den schlaffen Airbags des Fords etwas bewegte. Schnell öffnete er das Halfter und zog die Pistole heraus. Sein Vater hielt auf den Ausgang des Parkplatzes zu.
»Halt! Der Laser! Dad, zurück!« An einen zweiten würden sie nicht herankommen. Sobald Barnett und Kaplan kapiert hatten, warum sie ihn gekauft hatten, würden sie jeden Laborausrüster im ganzen Land bewachen lassen.
Murray warf seinem Sohn einen erstaunten Blick zu.
»Was?«
»Wir müssen zurück zum Ladeneingang. Da liegt unser Laser.«
Als sein Vater keine Anstalten machte umzukehren, schrie er ihn an: »Fahr zurück!«
»Bei mir muss eine Schraube locker sein«, murmelte Murray. Er warf das Steuer herum. Kreischend kamen sie vor SciSurplus zum Halten. Kevin warf einen kurzen Blick zurück auf den Ford. Er konnte hören, wie dessen Motor angelassen wurde. Die Beifahrertür öffnete sich, Barnett stieg aus. Blutüberströmt.
»Dad, stell das Auto zwischen die Kiste da und den Ford.«
Sein Vater richtete die Motorhaube zur Markise des Ladens mit der Fahrerseite zum Ford ihrer Verfolger. Kevin sprang hinaus.
»Benutzt die Beifahrertür.«
Murray und Erica folgten ihm. In diesem Moment hörte Kevin den Knall einer Pistole. Er überprüfte, ob seine Waffe geladen war.
»In Deckung!« Er stand auf und feuerte über die Ladefläche des Transporters drei schnelle Schüsse auf den Ford, um seinem Vater und Erica Deckung zu geben.
»Erica, kannst du Dad helfen, den Laser von hinten in die Fahrerkabine zu schieben? Ich versuche so lange, die beiden in Schach zu halten.«
Er rannte zum hinteren Ende des Fahrzeugs und spähte über den Rand. Barnett stieg gerade wieder in den Ford ein. Zwar fehlte die Hälfte des hinteren Teils, das hinderte Kaplan jedoch nicht daran zurückzusetzen. Die rückwärtigen Räder waren noch intakt. Kevin überlegte sich, dass er zwar aus der gestrigen Verfolgungsjagd als Sieger hervorgegangen war, aber ob er noch einmal dasselbe Glück haben würde, noch dazu mit dem schwerfälligen Fahrzeug seines Vaters, stand in den Sternen. Er musste das Auto seiner Gegner
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