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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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dem Chevy und legten ihn auf die Trage. Jake drückte auf die Schusswunde, während sie ihn ins Krankenhaus schoben. Wenige Sekunden später hatten sie den Schockraum erreicht. Kevin wollte hineingehen, aber Erica hielt ihn zurück.
    »Sie kümmern sich um ihn. Wir stehen ihnen jetzt nur im Weg.«
    Ein Krankenpfleger stellte einen Wandschirm neben Murray, so dass er nicht mehr zu sehen war. Jake wusste aber, dass Kevin und Erica alles hören konnten.
    »Auf drei!«, sagte er und zählte: »Eins, zwei, drei!« Murray wurde auf den Tisch gehoben. Fünf Leute, Ärzte und Krankenschwestern, machten sich an ihm zu schaffen. Sie legten ihn an den Tropf, schlossen Geräte an und intubierten ihn.
    Jake hörte Murray ab. Die Medizinstudentin hatte recht. Die linke Brusthöhle war voll Blut. Die Lunge konnte nicht mehr arbeiten.
    »Ich brauche eine Thoraxdrainage«, sagte er. Er redete weiter, während er sie legte. »Holt mir einen Chirurgen und ruft einen Kardiotechniker.«
    Als die Drainage lag, floss viel Blut ab.
    »Kein Puls!«, rief da eine Krankenschwester.
    »Verdammt!«, sagte Jake. »Beginnt mit der Wiederbelebung. Gebt ihm eine Ampulle Epinephrin. Wann kommt der Chirurg?«
    Zehn Minuten lang versuchten sie, Murray wiederzubeleben, aber sein Herzrhythmus blieb eine flache Linie. Bis der Chirurg eintraf, war es zu spät. Murrays Herz schlug nicht mehr, er atmete nicht mehr und seine Pupillen waren starr und geweitet. Es war neunzehn Uhr einundvierzig.
    Jake zog den Kittel aus und wollte zu Kevin, um ihn vom Tod seines Vaters zu unterrichten. Doch er fand weder ihn noch Erica, nicht hinter der Vorhangabtrennung und auch nicht im Warteraum.
    Jake hielt einen Krankenwärter an.
    »Haben Sie gesehen, wo der Sohn und die Medizinstudentin hingegangen sind?«
    »Vor fünf Minuten sind sie hinaus ins Freie.« Der Mann deutete auf die Tür der Notaufnahme.
    Jake ging hinaus auf die Rampe für die Krankenwagen. Vielleicht rauchten sie eine Zigarette oder standen am Auto und weinten. Er sah sich um – der Chevy war weg. Die beiden waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Erst als eine halbe Stunde später die Polizei eintraf, um wegen der Schießerei zu ermitteln, wurde Jake klar, dass Kevin und Erica nicht wiederkommen würden.

FÜNFUNDZWANZIG
    Ein Obdachloser, dessen Bart so lang war, dass er ohne Weiteres ein Ehrenmitglied der texanischen Band ZZ Top hätte werden können, starrte Kevin von seinem Tisch auf der anderen Seite des Burger King an. Niedergeschlagen starrte Kevin zurück. Er wusste nicht, ob der Kerl ihn einschüchtern wollte oder ob er so neben der Spur war, dass er ihn für eine Halluzination hielt. Kevin war es egal. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Mann ihm eine auf die Nase gegeben hätte. Das hätte ihm heute noch gefehlt.
    Dass er es überhaupt bis in den Burger King geschafft hatte, verdankte er Erica. Er war wie gelähmt nach dem plötzlichen Tod seines Vaters. Erica, die öfter extremen Situationen ausgesetzt war, hatte ihn sanft zum Transporter geführt, bevor die Polizei im Krankenhaus eintraf.
    Sie war zum nächsten Discounter gefahren. Im Auto hatte sie eine Jacke gefunden, die gerade lang genug war, um die Blutflecken auf ihrer Kleidung zu überdecken. Kevin wartete im Auto, während sie neue Kleider und Putzmittel kaufte, mit denen sie die Sitze reinigen wollte.
    Sie hatte Kevin an den Tisch im Imbiss gesetzt und sich allein an die Säuberung des Autos gemacht. Der Burger und die Pommes vor ihm wurden kalt, aber Kevin verspürte keinen Appetit.
    Fünfzehn Minuten später kam Erica in einem neuen T-Shirt und neuen Jeans und setzte sich neben ihn.
    »Das Auto ist halbwegs sauber. Den Abfall habe ich in den Container hinter dem Restaurant geworfen.«
    Kevin nickte nur.
    Erica warf einen Blick auf sein unberührtes Essen. »Kevin, du musst etwas essen.« Sie nahm ein paar Pommes, um mit gutem Beispiel voranzugehen.
    Kevin fühlte, wie ihm die Tränen kamen, und versuchte sie zu unterdrücken. »Warum habe ich ihn gezwungen umzukehren? Es war so dumm von mir.«
    Sie legte ihre Hand auf seine und hielt sie fest.
    »Nein. Es war nicht dumm. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast. An dem, was danach geschah, bist du nicht schuld.«
    »Aber wir hätten einen anderen Laser kaufen können.«
    »Es ging alles sehr schnell. Du konntest doch nicht wissen, dass es so enden würde.«
    Kevin sah ihr in die Augen. »Und wenn du erschossen worden wärst? Wie würdest du die Sache dann

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