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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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er mich mal anruft?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird, aber ich möchte ein paar Dinge klären, bevor …« Seine Stimme verlor sich.
    Erica kannte den Blick. Es war der Ausdruck eines Menschen, der zögert, eine schlechte Nachricht auszusprechen. Sie verstand mit einem Mal, warum Murray so hager war.
    »Gibt es etwas, das du ihm sagen solltest?«
    Murray seufzte. »Ich wollte es ihm nicht sagen, damit er sich nicht verpflichtet fühlt, mich anzurufen, aber du wirst Ärztin. Du hast es gesehen. Ich habe Lungenkrebs. Vermutlich habe ich zu spät mit dem Rauchen aufgehört.«
    »Wie lautet die Diagnose?«
    »Metastasen im Stadium vier. Ich sage es ihm irgendwann. Habe meine Lektion gelernt. Aber heute ist nicht der richtige Tag. Wenn du ihn nur dazu bringen könntest, mich mal anzurufen. Ich habe Freunde und ich habe meine Arbeit, aber er ist alles, was ich an Familie habe.«
    Erica sah ihm an, dass er es ehrlich meinte.
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Ich wusste es. Du passt gut zu Nick. Lass nicht zu, dass er dich verliert.«
    »Wir sind nur Freunde.«
    »Nein, so wie du auf ihn aufpasst, ist es nur eine Frage der Zeit.« Er zwinkerte.
    Erica fühlte, wie sie rot wurde. »Auf Wiedersehen, Murray.« Sie gab ihm die Hand, stieg lächelnd aus dem Auto und winkte ihm nach, als er sich in Richtung des Freeway entfernte. Dann folgte sie Kevin.
    Wie die meisten texanischen Gebäude im Sommer war auch SciSurplus von einer Klimaanlage heruntergekühlt. Hinter dem Eingang stand der Schreibtisch der Rezeption, und durch die Tür sah Erica einen Saal mit offenen Bürozellen rechts und links. Sie machte sich auf den Weg zu der, in der noch Licht brannte.
    Kevin untersuchte gerade ein etwa ein Meter langes Gerät. Es sah wie ein Teleskop aus und lag in einem Behälter. Ein langes Kabel verband es mit einem Würfel von neunzig Zentimetern Kantenlänge. Sie würden einen Kleinbus mieten müssen, um es abzutransportieren.
    »Ist er weg?«, fragte Kevin, ohne aufzublicken.
    »Ja. Dieses Gerät brauchen wir?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete der Verkäufer. »Es ist das verlässlichste Modell, das derzeit auf dem Markt ist.«
    »Ja, es sieht okay aus«, bestätigte Kevin. »Hast du den Scheck?«
    Erica reichte dem Verkäufer den Scheck, der ihn mindestens so gründlich musterte wie Kevin den Laser.
    »Bevor Sie kamen, habe ich mit Ihrer Bank telefoniert, ob die hiesige Filiale um diese Zeit noch geöffnet ist. Ich muss nur schnell dort anrufen und mir den Scheck bestätigen lassen.«
    Kevin machte sich daran, den Laser einzupacken, als der Verkäufer das Büro verlassen hatte.
    »Warum musst du so unerbittlich sein?«
    »Wovon redest du?«
    »Es schien, als wollte er seine Scharte wieder auswetzen.«
    »Ach so, du sprichst von meinem Vater.«
    »Von wem sonst?«
    »Ich weiß nicht. Vermutlich habe ich so lange alles in mich hineingefressen, dass es irgendwie herauskommen musste.«
    »Du hasst ihn also nicht?«
    »Gehasst habe ich ihn nie.«
    »Beinahe hättest du mich an der Nase herumgeführt.«
    »Gut, vielleicht doch. Jetzt versuche ich, einfach nicht an ihn zu denken. Aber sein Anblick hat so viele Erinnerungen geweckt. Es tut vor allem weh.«
    »Rufst du ihn also irgendwann an?«
    »Ich weiß es nicht. Es wird sich zeigen. Jetzt müssen wir erst einmal ein Taxi rufen.«
    Kevin verpackte den Laser fest in seinem Karton, Erica rief ein Taxi an.
    »In zwanzig Minuten ist es hier.« Der Verkäufer kam mit strahlendem Gesicht zu ihnen.
    »Alles in Ordnung. Keinerlei Probleme. Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Ja, danke.«
    Der Verkäufer zog seine Jacke über und half ihnen, den Laser zum Eingang zu tragen.
    Sie legten ihn behutsam auf den Boden unter der Markise vor dem Gebäude, um ihn vor dem heftigen Regen zu schützen. Der Verkäufer schloss die Tür ab.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie nicht drinnen warten lassen kann.«
    »Kein Problem«, sagte Erica, »Sie haben genug für uns getan. Unser Taxi kommt bald.«
    Der Verkäufer sah sie erstaunt an, zuckte dann aber mit den Schultern. Geld war Geld. Er stieg in sein Auto.
    Eine Minute später bog ein Ford von der Abrams Road ab. Erica schenkte ihm keine Beachtung. Vermutlich jemand, der nach dem Abendessen vorhatte, noch eine Nachtschicht einzulegen. Sie wollte gerade Kevin fragen, wo sie hinfahren sollten, als der Ford schwungvoll auf den Parkplatz von SciSurplus einbog.
    »O nein!«, stöhnte Kevin leise. Und dann schrie er aus

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