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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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die Tränen. »Ich bin rechtzeitig abgehauen.«
    »Ich weiß. Mach dir keine Sorgen um mich, und lass dich auf kein Geschäft ein. Mach weiter wie geplan…«
    Sie hörte etwas, das wie ein Handgemenge klang, dann war der Texaner wieder am Apparat.
    »Ich dachte, wir hätten Kevin dazu überredet, mit uns zu kooperieren. Ich habe ihm sogar zehn Millionen geboten. Wissen Sie, was er getan hat? Er hat versucht, mir ins Gesicht zu spucken.«
    »Gut.«
    »Sie beide sind aus einem Holz geschnitzt, wie? Nun, es macht keinen Unterschied. Erica, wollen Sie Kevin lebend wiedersehen?«
    Erica blieb die Antwort in der Kehle stecken.
    »Ich habe gesagt, wollen Sie ihn lebend wiedersehen?«
    »Ja.«
    »Dann müssen wir uns einigen. Kommen Sie nach Washington, das wäre für uns viel praktischer. Sie treffen sich mit meinen beiden Unterhändlern in einem Lagerschuppen am Potomac. Die Adresse lautet …«
    »Nein. Ich habe zwar keine Erfahrung in diesen Dingen, aber auf den Kopf gefallen bin ich nicht. Der Treffpunkt muss irgendwo sein, wo etwas los ist.«
    Eine Sekunde Pause. »In Ordnung. Wo?«
    Nach ihrem ersten Studienjahr hatte Erica während der Semesterferien in der Innenstadt von Washington gearbeitet. Weil sie damals noch kein Auto besaß und die überfüllte U-Bahn vermeiden wollte, war sie täglich von ihrer Wohnung über die lebhaft befahrene Arlington Memorial Bridge geradelt. Besonders während der Stoßzeit herrschte dort reger Verkehr.
    »Auf der Mitte der Arlington Bridge, nördliche Seite. Ich will nur die beiden Männer, die ich bereits kenne, und Kevin sehen. Wenn eine Truppe von Kerlen auftaucht, verschwinde ich und schicke jeder Internetadresse, die ich kenne, eine Kopie des Laborbuchs.«
    Wieder eine Pause am anderen Ende der Leitung. Vermutlich diskutierte man über die Risiken, die der vorgeschlagene Treffpunkt barg.
    »In Ordnung, Erica. Die Arlington Memorial Bridge, morgen Mittag.«
    »Es geht nicht vor Montagmorgen«, wandte sie ein, um Zeit zu gewinnen.
    »Warum erst am Montag? Zeit ist ein wichtiger Faktor für mich, Erica.« Es widerte sie an, wenn der Texaner ihren Namen gebrauchte.
    »Ich kann es nicht ändern. Wenn Sie das Laborbuch haben wollen, müssen Sie warten.« Sie sah auf ihren Rucksack. »Ich kann es frühestens morgen Abend aus seinem Versteck holen.«
    Ein Seufzer. »Sieben Uhr am Montagmorgen. Ach ja, und bringen Sie noch etwas mit. Das Video, das Sie gefunden haben. Haben Sie es?«
    »Ja …«, antwortete sie zögernd. Es war zwar nicht viel darauf zu sehen, aber es war immerhin ein Beweis dafür, dass Kevin eine Rolle bei der Entwicklung des Verfahrens gespielt hatte.
    »Gut. Wenn Sie nicht kommen, ist Kevin eine Leiche, und mit Ihnen werden wir uns auch noch befassen. Dasselbe gilt, wenn Sie das Laborbuch und das Video nicht dabeihaben oder es zur Polizei bringen. Kapiert?«
    »Ich habe Sie verstanden.«
    »Es freut mich, dass wir endlich miteinander ins Gespräch gekommen sind. Ich bin sicher, Sie sind nicht nur hübsch, sondern auch gescheit. Machen Sie nicht denselben dummen Fehler wie Michael Ward.« Er legte auf.
    Erica steckte ihr Handy wieder in die Handtasche. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie allein sie war. Sie lehnte sich gegen die Wagentür und weinte. Jemand klopfte ihr leicht auf die Schulter. Marcy hielt ihr ein Taschentuch hin.
    »Männer«, sagte sie kopfschüttelnd. Erica nahm das Taschentuch. »Wenn du meine Meinung wissen willst: Du bist viel zu nett für ihn. So, hier habe ich eine gute Tasse Kaffee und ein paar Donuts für dich. Danach wirst du dich besser fühlen.«
    Erica lächelte über Marcys freundliche Art. Sie wischte sich die Tränen ab und kletterte in das Auto zu ihren guten Samaritern.

VIERUNDDREISSIG
    »He! He! Du da draußen! Franco!« Kevin hörte nicht auf, gegen die Schlafzimmertür zu hämmern. »Es gibt ein Problem!«
    Kevin trat einen Schritt zurück, als Franco ins Zimmer kam.
    »Ich habe doch schon gesagt, Essen gibt es erst in einer Stunde.«
    »Ich weiß, aber da stimmt etwas nicht mit der Toilette. Ich glaube, sie ist verstopft.«
    Franco machte einen weiteren Schritt nach vorn, seine Verstärkung blieb abwartend hinter ihm stehen. Das Zimmer war spartanisch ausgestattet. Bett, Nachttisch, Lampe, ein zierlicher Schreibtisch und ein Rohrstuhl. Alles, was nur der Dekoration diente, war entfernt worden. Die Löcher in den Wänden verrieten die Stellen, an denen einst Bilder gehangen hatten. Das Fenster über dem Schreibtisch war vernagelt.

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