Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
aber sie machen eine kräftige Pho.«
»Nein, ich habe das da gemeint. Da draußen.«
Ich folgte seiner Geste zum University Way und sah zunächst lediglich missmutige Studenten, die Rucksäcke herumschleppten. Dann, als ich meine Suche erweiterte, wurde ich mir der anderen kleinen Spezialitätenrestaurants bewusst, der Cafés und der Buchantiquariate. Es war eine elektrisierende Mischung, an den Enden etwas ausgefranst, aber sie hatte eigenartige, intellektuelle Typen zu bieten – sogar berühmte, introvertierte Schriftsteller.
Ich sah Seth an, der meinen Blick erwartungsvoll erwiderte. Es war unser erster direkter Blickkontakt an diesem Tag.
»Gibt’s hier in der Gegend irgendwo Wohnungen?«
»Natürlich. Wenn Sie ein Haus mit einer Bande Achtzehnjähriger teilen wollen.« Ich hielt inne und überlegte dann, dass diese Möglichkeit für einen Knaben wie ihn vielleicht gar nicht so unattraktiv sein könnte. »Wenn Sie etwas Gediegeneres in dieser Gegend haben möchten, wird es Sie einiges kosten. Cady und O’Neill sorgen allerdings bestimmt dafür, dass das kein Thema ist, oder? Wir können uns ein wenig umsehen, wenn Sie möchten.«
»Vielleicht. Ehrlich gesagt möchte ich zuerst dahin.« Er zeigte auf die andere Straßenseite, auf eines der Antiquariate. Sein Blick glitt unsicher zu mir zurück. »Wenn Ihnen das recht ist.«
»Gehen wir!«
Ich liebte Antiquariate, hatte jedoch beim Betreten stets ein wenig Schuldgefühle. Als würde ich betrügen. Schließlich arbeitete ich die ganze Zeit mit hellen, knusperfrischen Büchern. Ich könnte von fast allem eine Neuauflage bekommen, brandneu. Irgendwie erschien es falsch, ein so instinktives Vergnügen daraus zu ziehen, von alten Büchern umgeben zu sein, vom Geruch nach alterndem Papier, Moder und Staub. Eine solche Ansammlung an Wissen, manches davon ziemlich alt, erinnerte mich stets an längst vergangene Zeit und Orte, die ich gesehen hatte, und rief eine Woge der Wehmut in mir hervor. Ich fühlte mich dabei zugleich alt und jung. Die Bücher alterten, während ich jung blieb.
Eine grau gescheckte Katze streckte sich bei unserem Eintritt und blinzelte uns von der Theke aus an. Ich streichelte ihr den Rücken und begrüßte den alten Mann neben ihr. Er sah kurz von den Büchern auf, die er gerade sortierte, lächelte uns an und kehrte an seine Arbeit zurück. Seth betrachtete die hohen Regale vor uns, einen verzückten Ausdruck auf dem Gesicht, und verschwand prompt zwischen ihnen.
Ich wanderte zu den Sachbüchern hinüber, wollte die Kochbücher durchstöbern. Ich war damit aufgewachsen, das Essen ohne Mikrowelle und Küchenmaschinen zuzubereiten, und hatte den Eindruck, dass es höchste Zeit sei, meine kulinarischen Kenntnisse auf dieses Jahrhundert auszuweiten.
Schließlich vertiefte ich mich in ein griechisches Kochbuch mit vielen farbigen Abbildungen. Eine halbe Stunde später riss ich mich davon los, machte mich auf die Suche nach Seth und fand ihn in der Kinderbuchabteilung, wo er völlig versunken neben einem Stapel Bücher kniete.
Ich hockte mich neben ihn. »Wonach suchen Sie?«
Aufgeschreckt von meiner Nähe, fuhr er leicht zusammen und riss den Blick von seinem Fund los. Aus dieser Entfernung erkannte ich, dass seine Augen eigentlich mehr von einem goldenen und bernsteinfarbenen Braun und die Wimpern lang genug waren, um jedes Mädchen neidisch zu machen.
»Andrew Langs Märchenbücher.« Er hielt eine Paperback-Ausgabe mit dem Titel The Blue Fairy Book hoch. Auf dem Stapel neben ihm lag ein weiteres, The Orange Fairy Book, und ich konnte nur vermuten, dass der Rest der Farbskala folgte. Seth glühte in literarischer Verzückung und vergaß völlig seine Zurückhaltung mir gegenüber. »Die Reprints von 1960. Nicht so wertvoll wie, sagen wir, die Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert, aber die hier hatte mein Vater und aus denen hat er uns immer vorgelesen. Obwohl er nur ein paar besaß; das ist die Gesamtausgabe. Ich werde sie kaufen und meinen Nichten vorlesen.«
Ich blätterte durch The Red Fairy Book und erkannte die Titel vieler vertrauter Geschichten wieder. Von einigen hatte ich nicht mal gewusst, dass es sie immer noch gab. Ich drehte das Buch um und suchte im Innern, fand jedoch keinen Preis. »Wie viel kosten die?«
Seth zeigte auf ein kleines Schildchen neben dem Regal, aus dem er sie hervorgeholt hatte.
»Ist das für die hier angemessen?«, fragte ich.
»Ein wenig viel, aber es ist mir die Sache wert, sie alle auf einmal zu
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