Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
koboldhaft. »Zwanzig Jahre, mit Brüsten, die der Schwerkraft trotzen. Das weiß ich aus erster Hand. Ich hab’ sie nämlich mit eingebaut.«
Ich musste einfach lachen, trotz der grimmigen Atmosphäre. Hugh hatte, wie wir anderen auch, einen Alltagsjob, wenn er nicht die Sache des Bösen und des Chaos vorantrieb. In seinem Fall war die Linie zwischen den Beschäftigungen reichlich dünn; er war Schönheitschirurg.
»Da kann ich natürlich nicht mithalten.«
»Falsch! Deine Brüste könnte die Wissenschaft nicht reproduzieren.«
»Lob von Seiten eines wahren Kenners. Viel Spaß!«
»Werd’ ich haben. Pass auf dich auf, Schätzchen.«
»Du auch!«
Er gab mir einen raschen Kuss auf die Stirn und ging. Ich stand da, endlich allein, starrte müßig meine Tür an und fragte mich dabei, was das alles zu bedeuten hatte. Jeromes Warnung war wahrscheinlich völlig übertrieben gewesen. Wie Hugh gesagt hatte, hatte keiner jemals von Kobold- oder Sukkubusjägern gehört.
Dennoch schob ich den Riegel vor und legte die Kette an meiner Tür vor, ehe ich zu Bett ging. Unsterblich mochte ich ja sein, aber leichtsinnig nicht. Na ja, zumindest nicht dann, wenn’s drauf ankam.
Kapitel 6
Am folgenden Tag wachte ich mit dem festen Entschluss auf, Erik aufzusuchen und die Wahrheit über Vampirjäger zu erfahren. Dann, als ich mir gerade die Zähne putzte, fiel mir die andere Krise des gestrigen Tags wieder ein.
Seth Mortensen.
Fluchend beendete ich meine Morgentoilette, was mir einen missbilligenden Blick seitens Aubrey einbrachte. Es ließ sich unmöglich sagen, wie lange diese Tour mit ihm benötigen würde. Vielleicht müsste ich den Besuch bei Erik auf Morgen verschieben, und bis dahin könnte dieser Vampirjäger, oder was er auch war, erneut zugeschlagen haben.
Ich begab mich auf den Weg zu Emerald City in dem unattraktivsten Outfit, das ich nur hatte finden können: Jeans und Rollkragenpulli, das Haar straff zurückgekämmt. Eine breit lächelnde Paige trat zu mir, während ich im Café auf Seth wartete. »Sie sollten ihm auf Ihrem Rundgang Foster’s und Puget Sound Books zeigen«, sagte sie verschwörerisch zu mir.
Da ich immer noch dabei war aufzuwachen, nahm ich einen Schluck von dem Mocha, den Bruce mir gerade zubereitet hatte, und versuchte dabei, ihre Logik nachzuvollziehen. Foster’s und Puget Sound Books waren Konkurrenten, obwohl keine größeren. »Das sind Kaschemmen.«
»Eben.« Sie grinste mich an, wobei sie ihre ebenmäßigen weißen Zähne zeigte. »Zeigen Sie sie ihm, und er wird davon überzeugt sein, dass wir der beste Ort zum Schreiben sind.«
Ich musterte sie mit dem Gefühl, mal wieder keine Ahnung zu haben. Oder nach wie vor abgelenkt zu sein durch diese Sache mit Duane. Es geschah nicht alle Tage, dass jemandes Unsterblichkeit widerrufen wurde.
»Warum … sollte er hier schreiben?«
»Weil er sich gern seinen Laptop unter den Arm klemmt und in Cafés schreibt.«
»Ja, aber er lebt in Chicago.«
Paige schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Wo sind Sie gestern Abend gewesen? Er zieht hierher, näher zu seiner Familie.«
Ich erinnerte mich daran, dass Seth seinen Bruder erwähnt hatte, aber ich war zu sehr mit meinem eigenen Ärger beschäftigt gewesen, um der Sache viel Aufmerksamkeit zu schenken. »Wann?«
»Sofort, soweit ich weiß. Deswegen war das hier die letzte Station auf seiner Tournee. Er wohnt bei seinem Bruder, möchte jedoch bald eine eigene Bleibe finden.« Sie beugte sich nahe zu mir heran, und ihre Augen glitzerten raubtierhaft. »Georgina, wenn sich hier bei uns regelmäßig ein berühmter Autor aufhält, wird das gut für unser Image sein.«
Ehrlich gesagt bestand meine unmittelbare Sorge nicht darin, wo Seth schreiben würde. Was mich zutiefst erschütterte, war, dass er nicht demnächst in eine andere Zeitzone entschwinden und mich dann vergessen würde, sodass wir beide unser jeweiliges Leben allein weiterführen könnten. Jetzt würde ich ihm jeden Tag über den Weg laufen. Buchstäblich, wenn Paiges Wunsch in Erfüllung ginge.
»Würde ihn das nicht vom Schreiben ablenken, wenn seine Anwesenheit überall bekannt wäre? Störende Fans und so?«
»Wir würden nicht zulassen, dass das zum Problem wird. Wir würden das Beste draus machen und seine Privatsphäre respektieren. Achtung, da kommt er!«
Ich trank noch etwas Mocha und bewunderte nach wie vor die Arbeitsweise von Paiges Gehirn. Sie hatte Ideen für Werbung, die mir nie in den Sinn gekommen wären.
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