Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Angelegenheit mit Duane. Ich habe darüber nachgedacht, was Jerome mir erzählt hat …«
Hugh wartete ab. Er ließ mir Zeit, meine Gedanken zu sortieren, da er spürte, dass ich dabei war, etwas zu herauszubekommen. Im Kopf ging ich den Verlauf der Nacht durch, während ich die große Gestalt des Kobolds neben mir musterte. Manchmal konnte er ebenso dämlich sein wie die Vampire; ich wusste nicht, ob ich ernsthaft mit ihm reden konnte.
»Hugh … woher weißt du, dass ein Dämon lügt?«
Es folgte eine Pause, dann stieß er ein leises Gelächter aus, weil ihm der alte Witz einfiel. »Seine Lippen bewegen sich.« Wir lehnten an meiner Theke, und er musterte mich aus seiner größeren Höhe. »Warum? Glaubst du, Jerome belügt uns?«
»Ja, allerdings.« Eine weitere Pause folgte.
»Dann spuck’s aus!«
»Jerome hat mich aufgefordert, vorsichtig zu sei, er hat gesagt, man könne mich irrtümlich für einen Vampir halten.«
»Dasselbe hat er mir gesagt.«
»Aber Peter hat gesagt, Vampirjäger können uns nicht umbringen.«
»Hat dir jemals wer einen Pfahl durchs Herz getrieben? Es bringt dich vielleicht nicht um, aber ich gehe jede Wette ein: Gefallen wird’s dir nicht.«
»Hast ja Recht. Aber Jerome hat behauptet, Vampirjäger finden andere Vampire, indem sie ihrem Opfer folgen. Das ist Humbug. Cody und Peter sind die Ausnahme. Du weißt, wie die meisten Vampire so sind – sie hängen nicht mit anderen Vampiren herum. Einem zu folgen, würde im Allgemeinen nicht zu einem anderen führen.«
»Ja, aber er hat gesagt, dass das ein Neuling ist.«
»Jerome hat das nicht gesagt. Das war Peters Theorie, basierend auf dem Pfahl.«
Hugh stieß einen versöhnlichen Grunzer aus. »Okay. Was geht da also deiner Ansicht nach ab?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass diese Geschichten einander widersprechen. Und Carter scheint mächtig drin verwickelt zu sein. Er hat ebenfalls ein Geheimnis mit Jerome geteilt. Warum sollte sich Carter überhaupt darum kümmern? Seine Seite würde technisch gesehen einen Nutzen aus jemandem ziehen, der sich unsere Leute schnappt.«
»Er ist ein Engel. Sollte er nicht jeden lieben, sogar die Verdammten? Insbesondere, wenn besagte Verdammte seine Saufkumpane sind.«
»Ich weiß nicht. Da ist mehr dran, als man uns sagt … und Jerome hat eisern darauf beharrt, dass ich mich in Acht nehmen solle. Du anscheinend auch.«
Ein paar Augenblicke lang schwieg er, bevor er schließlich sagte: »Du bist ein hübsches Mädchen, Georgina.«
Ich fuhr auf. So viel also für ein ernsthaftes Gespräch. »Hast du mehr als dieses Bier getrunken?«
»Obwohl ich vergessen habe«, fuhr er fort, ohne auf meine Frage einzugehen, »dass du auch ein cleveres bist. Ich arbeite so viel mit seichten Frauen zusammen – Hausfrauen der Vorstädte, die eine glattere Haut und größere Brüste haben wollen –, die keine anderen Sorgen haben als ihr Aussehen. Es ist so leicht, sich in den Stereotypen zu verstricken und zu vergessen, dass du hinter deinem wunderschönen Gesicht auch einen Verstand zu bieten hast. Du siehst die Dinge anders als die Übrigen von uns – klarer, vermutlich. So was wie Denken im größeren Zusammenhang. Vielleicht liegt’s an deinem Alter – keine Beleidigung, übrigens.«
»Du hast zu viel getrunken. Abgesehen davon bin ich nicht clever genug, um mir vorstellen zu können, was Jerome uns nicht sagt, es sei denn … es sind gar keine Sukkubus- oder Koboldjäger auf der Pirsch, was meinst du?«
»Hast du jemals von einem gehört?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Aber ich habe von Vampirjägern gehört – unabhängig von der Popkultur.« Hugh griff nach seinen Zigaretten, überlegte es sich jedoch anders, weil ihm einfiel, dass ich Rauch in meiner Wohnung nicht leiden konnte. »Ich glaube kaum, dass uns irgendwer in nächster Zeit einen Pfahl durchs Herz rammen wird, wenn es das ist, was dir Sorgen bereitet.«
»Aber du meinst auch, dass wir nicht eingeweiht sind?«
»Was würdest du von Jerome sonst erwarten?«
»Ich glaube … ich glaube, ich werde Erik mal einen Besuch abstatten.«
»Lebt er immer noch?«
»So viel ich weiß.«
»Eine gute Idee. Er weiß mehr von uns, als wir selbst.«
»Ich lass’ dich wissen, was ich herausfinde.«
»Nö. Ich bleibe lieber unwissend.«
»Schön. Wohin geht’s jetzt also?«
»Ich habe noch was Zeit mit einer der neuen Sekretärinnen nachzuholen, wenn du verstehst, was ich meine.« Er grinste, wenn ich so sagen darf,
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