Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
durch. Das dünne blonde Haar hatte er unter einer umgekehrt aufgesetzten Baseballkappe versteckt, und sein Flanellhemd hatte offenbar auch schon einmal bessere Tage gesehen.
»Auf der Suche nach Devotionalien?«, fragte er, ohne aufzusehen. »Oder bist du vielleicht hier, um deine astrologischen Kenntnisse aufzupolieren?«
»Es geht dich nichts an, weshalb ich hier bin«, fauchte ich zurück. Sein Anblick machte mich zu nervös, um mir etwas Komisches oder gar Plausibles auszudenken.
Die grauen Augen hoben sich. »Weiß Jerome, dass du hier bist?«
»Geht ihn auch nichts an. Warum? Wirst du mich verpfeifen?«
Meine Worte waren kühn, obwohl ein Teil meiner selbst überlegte, dass ich, sollte Carter tatsächlich hinter den Überfällen stecken, mir um wesentlich mehr Sorgen zu machen hätte als um Jeromes Zorn.
»Vielleicht.« Er schloss das Buch und hielt es zwischen den Handflächen fest. »Natürlich habe ich den Verdacht, dass der Unterhaltungswert für mich auf längere Sicht gesehen größer wird, wenn ich den Mund halte und du deine Pläne ungestört verfolgen kannst.«
»Ich weiß nicht, von welchen „Plänen“ du sprichst. Kann ein Mädchen nicht einkaufen gehen, ohne gleich auf die Folterbank gelegt zu werden? Schließlich quetsche ich dich ja auch nicht aus, weswegen du hier bist.«
In Wahrheit brannte ich darauf zu erfahren, was er hier tat. Es überraschte mich nicht, dass er Erik kannte – das taten wir alle –, aber ihn hier im Lichte all dessen zu finden, was vor Kurzem geschehen war, nährte nur weiter meinen Verdacht.
»Ich?« Er hielt das Buch hoch, in dem er gerade geblättert hatte. Hexenkunst für jedermann – in 30 Tagen. »Ich muss die verlorene Zeit wieder gutmachen.«
»Clever«, gab ich zu.
»Lob einer Meisterin. Welche Ehre! Habe ich dir jetzt genügend Zeit verschafft, damit du dir ein ähnlich cleveres Alibi ausdenken konntest?« Er stellte das Buch zurück.
»Miss Kincaid.« Erik schlurfte in den Raum, bevor ich Antwort hätte geben können. »Ich bin so erfreut, Sie zu sehen! Mein Freund hat gerade die Ohrringe vorbeigebracht, nach denen Sie gefragt haben.«
Kurzzeitig verwirrt starrte ich ihn an, und dann fielen mir die Perlenhalskette ebenso wie die Ohrringe wieder ein, nach denen ich so nebenbei gefragt hatte.
»Freut mich, dass das so schnell ging.«
»Nett aus der Patsche geholfen«, gab Carter mit einem gewissen Unterton zu.
Ich überhörte ihn.
Erik öffnete eine kleine Schachtel, und ich spähte hinein. Drei winzige Stränge aus Süßwasserperlen, die gleichen wie die vom Halsband, baumelten an zarten Kupferdrähten.
»Sie sind wunderschön«, sagte ich zu ihm und meinte es auch so. »Vielen Dank an Ihren Freund! Ich habe ein Kleid, zu dem werden sie richtig gut aussehen.«
»Das muss tröstlich sein«, bemerkte Carter, der Erik beobachtete, wie er den Preis für die Ohrringe an der Theke eintippte. »Passende Accessoires, meine ich. Cody erzählt mir, dass du dich dieser Tage oft mit jemandem triffst. Ich gehe nicht davon aus, dass du das Buch gelesen hast, das ich dir geschickt habe.«
Ich reichte Erik meine Kreditkarte. Cody hatte meine männliche Begleitung bei der Tanzstunde gesehen, aber ich hatte nur von meinem nachfolgenden Rendezvous mit Roman gestern erzählt.
»Wann hast du mit Cody gesprochen?«
»Gestern Abend.«
»Komisch. Ich auch. Und heute bist du hier. Verfolgst du mich?«
Carters Blick tanzte fröhlich. »Ich war zuerst hier. Vielleicht verfolgst du mich. Vielleicht fängst du diese Sache mit den Rendezvous an und willst nur einen geschickten Weg finden, dich an mich heranzupirschen.«
Ich unterschrieb den Bon und reichte ihn einem still zuhörenden Erik. »Tut mir leid. Mir gefallen Männer mit etwas mehr Leben in sich besser.«
Carter kicherte leise über meinen Witz. Sex mit anderen Unsterblichen zahlte sich für meine Energie nicht aus. »Georgina, manchmal glaube ich, dass es sich wirklich lohnt, dich zu verfolgen, und zwar einfach nur deswegen, um zu hören, was du als Nächstes sagst.«
Erik schaute auf. Wenn er sich im Kreuzfeuer zweier Unsterblicher unwohl fühlte, so ließ er sich nichts anmerken. »Dann wollen Sie vielleicht auch einen Tee mit uns trinken, Mr. Carter? Sie wollten bleiben, nicht wahr, Miss Kincaid?«
Ich lächelte Erik etwas ehrlicher an. »Ja, natürlich.«
»Mr. Carter?«
»Vielen Dank, nein. Ich habe was zu erledigen, und wenn ich es recht verstehe, nimmt sich Georgina sowieso am besten einen
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