Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Sie wollen, können Sie auch mitkommen.«
Wir beide erstarrten vor Verlegenheit. Mir war wirklich nicht danach, zu irgendeiner seltsamen Party zu gehen, sondern ich wollte eher nach Hause zurückkehren und bei Roman und Doug Schadensbegrenzung betreiben. Trotzdem … Seth war so schrecklich nett zu mir gewesen, und er hatte sich vorher schon gewünscht, ich würde mitgehen. War ich ihm nicht was schuldig? Das könnte ich bestimmt für ihn tun. Eine Party am Nachmittag würde bestimmt nicht so lange dauern.
»Müssen wir unterwegs nicht noch was besorgen?«, fragte ich schließlich. »Wein? Brie?«
Er schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. Es ist für meine achtjährige Nichte.«
»Oh. Dann also kein Wein?«
»Nö. Und ich glaube, sie steht sowieso mehr auf Gouda.«
Ich betrachtete das Kleid. »Ich werde hoffnungslos overdressed sein. Haben Sie was, das ich drüberziehen kann?«
Sieben Minuten später saß ich in Seths Wagen und fuhr nach Lake Forest Park. Ich war wieder in dem Georgette-Kleid, darüber das gebügelte Männer-Flanellhemd in Weiß, Grau und Marineblau. Das Hemd war nur zum Teil zugeknöpft. Ich hatte mein Haar zu einem Zopf geflochten, statt die Gestalt zu wechseln, und trug jetzt in rasender Eile beim Fahren einige Schminke aus meiner Handtasche auf. Ich hatte den Verdacht, dass ich so ein bisschen nach Ginger-Rogers-joins-Nirvana aussah.
Wir trafen bei dem Vorstadthaus ein, an dem ich Seth vor ein paar Wochen hinausgeworfen hatte. Rosafarbene Ballons hingen am Briefkasten, und eine Mutter in Jeans und Sweatshirt winkte zum Abschied, als ein kleines Mädchen im Haus verschwand. Daraufhin wandte sich besagte Mutter einem massigen Fahrzeug zu, das groß genug für eine Fußballmannschaft war und die Auffahrt hinauffuhr.
»Boa!«, sagte ich angesichts dessen, was ich vor mir hatte. »Bei so was bin ich noch nie gewesen.«
»Waren Sie bestimmt, als Sie noch klein waren«, verbesserte mich Seth und parkte auf der anderen Straßenseite.
»Na, ja«, log ich. »Aber in diesem Alter ist das eine andere Erfahrung.«
Wir gingen zum Vordereingang hinüber, und er trat ein, ohne anzuklopfen. Sofort fielen vier kleine, blonde, weibliche Gestalten über ihn her, packten ihn an Armen und Beinen und warfen ihn fast um.
»Onkel Seth! Onkel Seth!«
»Onkel Seth ist hier!«
»Ist das für mich? Ist das für mich?«
»Hör auf, bevor ich das Tränengas herausholen muss!«, sagte Seth milde zu ihnen und löste die Hand derjenigen, die ihm fast den linken Arm ausgerissen hätte.
Eines der Mädchen, die samt und sonders blonde Locken und riesige blaue Augen hatten, bemerkte mich. »Hallo!«, sagte es kühn, »wer bist du denn?« Bevor ich antworten konnte, schoss es aus dem Eingang und kreischte: »Onkel Seth hat eine Frau mitgebracht!«
Seth schnitt ein Gesicht. »Das ist Morgan. Sie ist sechs.« Er zeigte auf eine andere, die wie ein Klon der ersten aussah. »Das ist McKenna, ihre Zwillingsschwester. Hier drüben ist Kayla, vier. Die hier …« Er hielt inne und hob die größte der vier hoch, eine Bewegung, bei der sie fröhlich gackerte »… ist Kendall, das Geburtstagskind. Und ich könnte mir vorstellen, dass Brandy hier irgendwo ist, aber sie ist zu höflich, um wie die anderen über uns herzufallen.«
Hinter dem Eingang lag ein Wohnzimmer, und ein weiteres blondes Mädchen, ein paar Jahre älter als Kendall, beobachtete uns über die Rückenlehne eines Sofas hinweg. Andere versammelte Kinder – die Geburtstagsgäste, nahm ich an – liefen kreischend vor ihr herum. »Ich bin hier, Onkel Seth!«
Seth setzte Kendall nieder und wuschelte Brandy durchs Haar, sehr zu ihrem Ärger. Sie verströmte die beleidigte Würde, die nur jemand am Rand der Pubertät haben konnte. Anschließend kehrte Morgan mit einer großen, blonden Frau im Schlepptau zurück. »Siehst du? Siehst du?«, rief das kleine Mädchen. »Ich hab’s dir gesagt.«
»Machst du immer einen solchen Aufstand?«, fragte die Frau und umarmte Seth kurz. Sie wirkte glücklich, jedoch erschöpft. Ich verstand den Grund hierfür.
»Ich sollte mich glücklich schätzen. Meine Fans sind nicht halb so gierig. Andrea, das ist Georgina. Georgina, Andrea.« Ich schüttelte ihr gerade die Hand, als eine etwas kleinere, jüngere Ausgabe von Seth den Raum betrat. »Und das ist mein Bruder Terry.«
»Willkommen in unserem Chaos, Georgina«, sagte Terry zu mir, nachdem ich vorgestellt worden war. Er warf sämtlichen Kindern, den eigenen wie
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