Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
den anderen, die im Haus umherrannten, einen Blick zu. »Ich weiß nicht genau, ob es klug von Seth war, Sie herzubringen. Sie werden nie wiederkommen.«
»He!«, rief mir Kendall zu. »Ist das nicht das Hemd, das wir Onkel Seth zu Weihnachten geschenkt haben?«
Ein verlegenes Schweigen entstand unter uns Erwachsenen, und wir versuchten, jeder in eine andere Richtung zu schauen. Schließlich räusperte sich Andrea und sagte: »Na gut, ihr, dann ab durch die Mitte! Wir wollen mal einige Spiele in Schwung setzen.«
Ich hatte erwartet, dass es auf einem Kindergeburtstag wild zuginge, aber was an diesem Nachmittag geschah, übertraf meine kühnsten Vorstellungen. Gleichermaßen beeindruckend war die Weise, wie es Seths Bruder und Schwägerin gelang, die Herde kreischender, umherhüpfender Wesen zu bändigen, die irgendwie alle zugleich und überall im Haus zu sein schienen. Terry und Andrea gingen ausreichend gutmütig mit ihnen um, während Seth und ich wenig mehr taten als zuschauen und gelegentlich zufällig gestellte Fragen zu beantworten, die uns zugeworfen wurden. Das ganze Erlebnis machte mich als Zuschauerin völlig benommen; ich konnte mir kaum vorstellen, mit so etwas regelmäßig umgehen zu müssen. Es war faszinierend.
Als er einmal ein wenig zu Atem kommen wollte, entdeckte mich Terry allein und fing ein Gespräch mit mir an.
»Ich bin froh, dass Sie kommen konnten«, sagte er. »Ich habe nicht gewusst, dass Seth mit jemand zusammen ist.«
»Wir sind nur Freunde«, stellte ich klar.
»Trotzdem. Es ist schön, ihn mit jemandem aus Fleisch und Blut zu sehen. Jemanden, den er nicht erfunden hat.«
»Stimmt es, dass er fast Ihre Hochzeit versäumt hätte?«
Terry schnitt eine Grimasse als Bestätigung. »Mein Trauzeuge, wenn Sie das glauben können. Erschien zwei Minuten vor Beginn der Zeremonie. Wir waren knapp davor, ohne ihn anzufangen.«
Ich konnte nur lachen.
Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie weiter mit ihm zusammen sind, achten Sie darauf, ihn bei der Stange zu halten. Mein Bruder ist vielleicht brillant, aber, mein Gott, er braucht manchmal einen Aufpasser.«
Nach den Spielen kam Kuchen, und nach dem Kuchen kamen Geschenke. Kendall hob Seths Geschenk kennerisch hoch und schüttelte es. »Bücher!«, verkündete sie.
Brandy, die älter und deswegen die ruhigste der Gruppe war, warf mir einen Blick zu und erklärte: »Onkel Seth schenkt uns immer Bücher.«
Was Kendall anscheinend nicht im Geringsten aus der Fassung brachte. Sie riss das Päckchen auf und jubelte entzückt über die drei Bücher mit Piratengeschichten.
»Piraten, hm?«, fragte ich Seth. »Ist das political correct?«
Seine Augen tanzten. »Sie möchte gern einer sein.«
Als die Geburtstagsfeier zu Ende war und die Gäste von ihren Eltern abgeholt wurden, bettelte Kendall Seth an, er solle Geschichten vorlesen, und ich folgte ihm, den Nichten und anderen Nachzüglern ins Wohnzimmer, während die Eltern der Mädchen versuchten, in der Küche aufzuräumen. Seth las auf dieselbe bewundernswerte Weise, wie er es bei der Signierstunde getan hatte, und ich rollte mich in einem Sessel zusammen, zufrieden damit, einfach zuzuhören und zuzuschauen. Daher überraschte es mich, als die kleine Kayla auf meinen Schoß kletterte.
Als jüngstes der Mädchen konnte sie auch am allerbesten Kreischen, aber sie sprach sehr wenig. Sie betrachtete mich eingehend mit ihren riesigen Kulleraugen, berührte interessiert meinen Zopf und schmiegte sich dann an mich, um Seth zuzuhören. Ich überlegte, ob sie etwas von dem verstand, was er vortrug. Ungeachtet dessen war sie weich und warm und roch wie ein kleines Mädchen. Unbewusst ließ ich die Finger durch das feine helle Haar laufen und flocht es bald zu einem Zopf, ähnlich dem meinen.
Nachdem Seth eine Geschichte beendet hatte, bemerkte McKenna, was ich da tat. »Als Nächste ich.«
»Nein, ich!«, ordnete Kendall eifrig an. »Es ist mein Geburtstag.«
Am Ende flocht ich allen vieren der jüngeren Mädchen die Haare. Brandy wehrte scheu ab. Da ich keine vier Kopien meiner selbst haben wollte, wählte ich andere Frisurenstile für die Mädchen, Bauernzöpfe und so, die sie entzückend fanden. Seth las weiter und warf mir und meiner Tätigkeit hin und wieder einen Blick zu.
Als sie bereit waren zu gehen, fühlte ich mich körperlich und emotional völlig erschöpft. Bei Kindern empfinde ich immer etwas Wehmut; ein so enger Kontakt wie jetzt machte mich auf eine Weise regelrecht traurig, die
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