Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Nicht dass das Blut angefangen hätte zu kochen, auch hatte ich nicht das Bedürfnis, mich nackt auszuziehen und mich auf jemanden zu stürzen, sondern nur gemütlich warm. Es war, wie in eine Decke eingehüllt zu werden.
»Sieht schrecklich aus, wissen Sie.«
»Was?«
Er zeigte auf meinen Becher. »Diese Kombination da.«
»He, nicht darüber lästern, bevor Sie es versucht haben. Das passt tatsächlich sehr gut zusammen.«
Er wirkte nicht sonderlich überzeugt.
Ich rutschte mit meinem Stuhl zu ihm hinüber und bot es ihm an. »Achten Sie darauf, beide Geschmacksrichtungen in den Mund zu bekommen.«
Er beugte sich vor und brachte es fertig, sowohl etwas vom Blaubeerkäsekucheneis als auch vom Mandelmocha abzubeißen. Unglücklicherweise fiel ihm dabei etwas aufs Kinn. Instinktiv streckte ich die Hand aus, um es aufzuhalten und ihm in den Mund zurückzustecken. Ebenso automatisch leckte er mit der Zunge nach dem verirrten Stück und leckte es mir dabei von den Fingern.
Ein erotischer Feuerstoß durchfuhr mich, und als ich ihm in die Augen sah, wusste ich, dass es ihm ebenso ergangen war. »Hier«, sagte ich hastig, griff nach einer Serviette und unterdrückte das Verlangen, mit den Fingern an seinen Mund zurückzukehren.
Seth wischte sich den Mund ab, aber einmal wenigstens ließ er sich nicht von seiner Befangenheit überwältigen. Er blieb, wo er war, dicht an mich gelehnt.
»Sie riechen erstaunlich. Wie … Gardenien.«
»Tuberosen«, korrigierte ich automatisch, benommen von seiner Nähe.
»Tuberosen«, wiederholte er. »Und Weihrauch, glaube ich. So etwas habe ich noch nie gerochen.« Er beugte sich noch etwas näher heran.
»Das ist Michael von Michael Kors. Das können Sie in jedem besseren Kaufhaus kriegen.« Ich hätte fast aufgestöhnt, als die Worte über meine verwirrten Lippen traten. Was für eine Idiotie! Meine Nervosität machte mich respektlos. »Vielleicht wäre das was für Cady.«
Seth war die Ernsthaftigkeit in Person. »Nein. Das sind Sie. Nur Sie. Bei jemand anderem würde es nie genauso riechen.«
Ich zitterte. Ich legte dieses Parfüm auf, weil es daran erinnerte, was andere Unsterbliche in meiner einzigartigen Signatur spürten, meiner Aura. Das sind Sie. Dank ein paar beiläufig geäußerter Worte hatte ich das Gefühl, dass Seth einen geheimen Teil meiner selbst entdeckt, mir in die Seele geblickt hatte.
Daraufhin saßen wir da, und die Chemie kochte zwischen uns wie verrückt, und keiner von uns tat etwas. Ich wusste, dass er nicht versuchen würde, mich zu küssen, wie Roman es getan hatte. Seth war es zufrieden, mich einfach anzusehen, mich mit den Blicken zu lieben.
Plötzlich erwischte der Wind die Eingangstür zu der winzigen Eisdiele und drückte sie auf. Haarsträhnen flogen mir ins Gesicht, und ich schlug mit beiden Händen auf die Servietten ein, die von unserem Tisch davonfliegen wollten. Andere Dinge hatten weniger Erfolg, und weitere Servietten und Papierfetzen wirbelten herum, ein Becher mit Plastiklöffeln fiel von der Theke und verstreute seinen Inhalt über den Boden. Der Verkäufer hinter der Theke rannte zur Tür und musste gegen den Wind ankämpfen, um die Tür wieder ins Schloss zu drücken. Danach funkelte er sie ärgerlich an.
Da der Augenblick – worin er auch bestanden haben mochte – vorbei war, packten Seth und ich kurz darauf unsere Siebensachen und gingen. Ich bat ihn, mich an der Buchhandlung hinauszuwerfen. Ich hoffte, dass Doug dort wäre und ich mich bei ihm entschuldigen könnte, zudem wollte ich dieses Buch von Harrington in die Hand bekommen.
»Möchten Sie mit reinkommen? Allen „Hallo“ sagen?« Irgendwie widerstrebte es mir jetzt, Seth zu verlassen, trotz allem, was ich zu erledigen hatte.
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich muss los. Ich treffe mich mit jemandem.«
»Oh.« Ich kam mir etwas dämlich vor. Natürlich konnte er gut und gern mit jemandem ausgehen. Und warum auch nicht? Es war nicht so, dass ich sein einziger gesellschaftlicher Kontakt gewesen wäre, insbesondere nach meinem „Kein-Rendezvous“-Spiel. Es war dumm von mir, so viel in die Szene im Eissalon hineinzuinterpretieren, insbesondere, da ich doch so verrückt nach Roman war. »Na gut. Noch mal vielen Dank für alles. Ich werd’s irgendwann wieder gutmachen.«
Er wedelte abwehrend mit der Hand. »War doch nichts. Abgesehen davon, haben Sie es dadurch wieder gutgemacht, dass Sie zu dem Geburtstag mitgekommen sind.«
Jetzt schüttelte ich den
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