Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
meinen.«
»Nein, nein. Es ist nur so … ich weiß nicht. Ich rede später mit dir.«
Ich legte auf.
Lucinda tot? Lucinda, mit ihrem Faltenrock und Bobhaarschnitt? Unmöglich. Mir war schrecklich zumute; ich hatte sie erst neulich gesehen. Natürlich, ich hatte sie eine bigotte Hure genannt, aber das hatte ich nicht gewollt. Ebenso wenig, wie ich Duane hatte tot sehen wollen.
Ja, die Verbindungen, die Hugh gezogen hatte, waren unheimlich, unheimlicher, als mir lieb gewesen wäre. Ich hatte mich sowohl mit Duane als auch mit Lucinda gestritten, und beide waren kurz darauf gestorben. Aber Hugh … wie passte der da hinein? Was ich so gehört habe, findet er es ausgesprochen lustig, jedem, der zuhören will, von deinem kleinen Auftritt mit Peitsche und Flügeln zu erzählen. Mir fiel Lucindas höhnische Bemerkung ein. In der Tat hatte ich kurz vor dem Überfall auf ihn eine kleine heftige Auseinandersetzung mit dem Kobold gehabt. Eine kleine heftige Auseinandersetzung und ein kleiner Überfall. Immerhin hatte er überlebt.
Ich zitterte und wusste nicht recht, was das zu bedeuten hatte. Doug kam herein.
»Du hast alles klargestellt?«
»Ja. Danke sehr.« Einen Moment lang standen wir unbehaglich voreinander, bis ich schließlich die Schleusen meines Schuldgefühls öffnete. »Doug, ich …«
»Schon gut, Kincaid. Es ist nichts.«
»Was ich gesagt habe, ich hätte es nicht sagen sollen. Ich war …«
»Kaputt. Am Boden. Sturzbetrunken. Kann vorkommen.«
»Dennoch hatte ich dazu kein Recht. Du wolltest nett sein, und ich habe dir gegenüber völlig die durchgeknallte Tussi raushängen lassen.«
»So durchgeknallt warst du gar nicht.«
»Aber ganz bestimmt eine Tussi?«
»Na ja …« Er verbarg ein Lächeln und mied meinen Blick.
»Tut mir leid, Doug. Tut mir wirklich leid.«
»Lass gut sein. Mehr von diesem sentimentalen Kram ertrage ich nicht.«
Ich beugte mich vor und drückte ihm den Arm, wobei ich meinen Kopf leicht auf seiner Schulter ruhen ließ. »Du bist ein guter Mann, Doug. Ein wirklich guter Mann. Und ein guter Freund. Und es tut mir leid … leid für Vieles, was zwischen uns geschehen ist – oder auch nicht.«
»He, jetzt hör’ damit auf, ja? Zwischen Freunden ist das nichts, Kincaid.« Ein bedeutungsschwangeres Schweigen hing zwischen uns; ihm war bei diesem Gespräch eindeutig unbehaglich. »Ist … ist letztlich alles gutgegangen? Nach der Show habe ich deine Spur verloren. Dieses Outfit, das du da anhast, beruhigt mich nicht im Geringsten.«
»Du wirst nicht glauben, wessen Hemd das ist«, neckte ich, woraufhin ich ihm die ganze Geschichte beichtete – wie mir bei Seth schlecht geworden war und der nachfolgende Kindergeburtstag.
Als ich fertig war, war Doug der Hysterie nahe, obwohl auf eine gewisse erleichterte Weise. »Mortensen ist ein guter Mann«, sagte er schließlich, immer noch lachend.
»Er sagt dasselbe von dir.«
Doug grinste. »Weißt du, er ist – oh, Mann! Ich habe diese ganzen Anrufe vergessen!« Er wandte sich zu dem Schreibtisch um, durchwühlte sämtliche Papiere und Bücher und zog schließlich einen kleinen weißen Umschlag heraus. »Du hast eine Nachricht bekommen. Paige sagte, sie habe sie gestern Nacht gefunden. Hoffentlich sind es gute Nachrichten.«
»Das hoffe ich auch.«
Aber bei ihrem Anblick kamen mir einige Zweifel. Ich nahm sie zaghaft entgegen, wie etwas, an dem ich mir den Finger verbrennen könnte. Papier und Schriftbild waren identisch mit der letzten Nachricht. Ich öffnete den Umschlag und las:
Also interessierst du dich für gefallene Engel, nicht wahr? Na ja, heute Nacht wird es eine praktische Vorführung geben. Sie sollte informativer sein als deine gegenwärtigen Unternehmungen, und es wird nicht erforderlich sein, mit deinem Boss eine Nummer zu schieben, um Hilfe zum Extrapolieren zu bekommen – nicht, dass es nicht was für sich hat, dich dabei zu beobachten, wie du eine Hure aus dir machst.
Im Aufschauen begegnete ich Dougs neugierigem Blick. »Nichts Schlimmes«, sagte ich salopp zu ihm, faltete das Blatt zusammen und legte es in meine Handtasche. »Kalter Kaffee.«
Hughs Bericht zufolge war Lucinda letzte Nacht getötet worden, und diese Notiz war mir laut Doug zuvor zugestellt worden. Die Warnung war unbeachtet geblieben. Diese Person kannte meinen Tagesablauf offenbar nicht besonders gut, oder sie hatte eigentlich nicht gewollt, dass ich vorher handelte. Das roch eher nach Einschüchterungstaktik.
Welchen Sinn es auch
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