Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Succubus Dreams

Titel: Succubus Dreams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
gerade purpurfarbene Lichter auf den ‹wintermoosgrünen› Baum, da rückte sie endlich mit der Sprache heraus.
    «Also. Vincent hat mir erzählt, was geschehen ist.» Sie hielt inne, als sie das Kabel über einen Zweig schlang. «Es freut mich, dass es deinem Typen gut geht.»
    «Mich auch. Er hat Glück gehabt… wenn Vincent nicht da gewesen wäre…»
    Weiteres Schweigen. Ich wusste nicht so ganz genau, worauf Yasmine hinauswollte. Vermutlich machte sie sich Sorgen, dass ich jemandem von Vincent erzählen würde. Ich war mir jedoch absolut sicher, dass sie nicht damit drohen würde, mir die Kniescheibe zu zerbrechen oder etwas dergleichen, damit ich den Mund hielte. Schließlich begriff ich, dass sie eigentlich eine Bestätigung suchte. Eine verrückte, überraschende Vorstellung. Immerhin war sie der Engel. Ein Wesen der Hoffnung und des Friedens, ein Wesen, das andere um Trost anflehten. Dennoch suchte sie jetzt Trost bei mir – einer Kreatur der Hölle.
    «Ich hab’s so gemeint», sagte ich zu ihr. «Was ich zu ihm gesagt habe. Ich werd’s keinem erzählen.»
    «Ich glaube dir», meinte sie, Verwirrung im Gesicht. Engel wussten, wann andere die Wahrheit sagten. «Aber ich verstehe es nicht. Warum? Warum erzählst du es niemandem? Du könntest ganz schön in Schwierigkeiten geraten, wenn deine Vorgesetzten – wenn Jerome – herausfinden würden, dass du es gewusst und den Mund gehalten hast.» Vincent hatte dasselbe gesagt. Es stimmte. «Deine Leute werden stinksauer sein.»
    «Was, und deine nicht? Würden sie dir vergeben, wenn sie es herausfänden?»
    Sie wandte den Blick von mir ab und widmete sich voll und ganz dem Aufhängen einer pinkfarbenen Glastaube.
    «Sieh mal», sagte ich. «Ich arbeite für die Hölle, aber ich finde, nun ja, kein Vergnügen daran, andere leiden zu sehen. Insbesondere, da ich euch beide mag. Ihr sollt keine Probleme bekommen. Ich glaube nicht mal, dass es falsch ist, was ihr tut. Gefährlich vielleicht, aber nicht falsch.»
    «Welcher Teil? Der mit der Liebe oder der mit dem Nephilim?»
    Ich zuckte die Schulter. «Ist beides riskant.»
    Sie lächelte mich an. «Du sprichst ziemlich ruhig über Nephilim. Die meisten Leute – in unseren Kreisen – suchen fluchtartig das Weite.»
    «Ich hab mal einen getroffen. War mit ihm zusammen.» Ich hing eine mit Steinen verzierte Kugel an den Baum. «Er war absolut zum Fürchten, ja. Hatte diese Racheaktion am Laufen. Leute ermordet, was seine Anziehungskraft etwas verringerte. Aber letztendlich… ich weiß nicht. Er war kein echtes Ungeheuer. Er konnte nichts dagegen tun, dass er als das geboren worden wurde, was er war.»
    Ich war froh, Roman los zu sein, froh, dass er irgendwo weit weg von mir steckte. Er hatte eine allzu große Bedrohung für mich und diejenigen dargestellt, die ich liebte. Dennoch hatte mich etwas zu ihm hingezogen, und wir hatten deshalb angebändelt, bevor die Sache buchstäblich in die Luft geflogen war. Angesichts der Spiele, die Himmel und Hölle spielten, verstand ich seine Erschöpfung. Er hatte mir angeboten, mich mitzunehmen und mich von all dem zu befreien, und es gab immer noch Tage, da erwachte ich und sehnte mich danach.
    «Nein», stimmte Yasmine zu. «Sie können nichts dagegen tun, was sie sind. Und es ist nicht ihre Schuld. Aber ihre Existenz ist eine Erinnerung an unsere Fehler… an unsere Schwäche.» Sie hielt die Hände offen vor sich hin und musterte sie, als würden die Antworten darin liegen. «Keiner von uns höheren Unsterblichen möchte daran erinnert werden, dass er schwach ist. Das ist, glaube ich, unsere Hybris. Insbesondere bei den Engeln. Niemand ist vollkommen, aber wir tun gern so, als ob.» Sie seufzte und ließ die Hände herabfallen. «Ich sollte von hier verschwinden. Ich hätte schon vor langer Zeit gehen sollen.»
    Ich fuhr mit dem Kopf hoch. «Aber du liebst ihn.»
    «Manchmal bedeutet jemanden zu lieben, dass man tun muss, was im Endeffekt gut und richtig ist. Was nötig ist, statt was man will.»
    «Vermutlich. Aber die Sache zu beenden, erscheint so extrem. Es muss eine Möglichkeit geben… ich weiß nicht… alles zu bekommen.»
    Die Tür öffnete sich und Vincent trat ein. Er schien nicht weiter überrascht, uns beide zu sehen, aber dann wiederum hätte er auch unsere Auren gespürt. Sein Blick begegnete dem von Yasmine, und es war, als würde ein Blitz knisternd durch das Zimmer fahren. Beider Gesichter hellten sich auf und strahlten in einem Glanz, mit dem sich

Weitere Kostenlose Bücher