Succubus Dreams
«Natürlich nicht. Ich meine, als Bischof, da muss Geoffrey bestimmt… tun, was nötig ist, um seine Pflichten weiterhin zu erfüllen, aber ich? Ich diene den Menschen. Ich werde den Menschen weiterhin dienen. Wenn sie krank sind, werde ich sie pflegen.»
Mein Sarkasmus wich dem Schock, und ich sprang auf die Füße und eilte zu ihm. «Das könnt Ihr nicht tun! Habt Ihr nichts darüber vernommen? Die Menschen genesen nicht mehr. Das Einzige, was bleibt, ist zu verschwinden und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen.»
Es stimmte. Vielleicht war es grausam, aber wie ich Liam bei unserem Rendezvous nach der Auktion gesagt hatte: So war die Welt während eines großen Teils der menschlichen Geschichte mit Epidemien verfahren. Gewiss kümmerten sich einige Menschen um andere und versorgten sie, aber wenn die Seuche wirklich schlimm wurde und kein Ende in Sicht war, behielten Missachtung und Furcht die Oberhand. Die meisten Menschen jenes Zeitalters sahen die einfachste Lösung darin, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und die Krankheit zu legen.
Andrew erhob sich gleichfalls und zeigte, als er sich mir zuwandte, einen äußerst ärgerlichen Ausdruck von Weisheit und Heiterkeit. «Wenn du das tun musst, dann musst du es tun. Mein Platz ist hier.»
Ich hatte nicht mal an eine Verführung gedacht, als ich ihn an beiden Händen packte. Er fuhr überrascht zusammen, ließ jedoch nicht los.
«Es ist dumm», sagte ich ernst zu ihm. «Ihr könnt sie nicht aufhalten. Ihr werdet sterben, und ich – ich kann da nicht einfach zusehen.»
«Dann geh! Geh mit Geoffrey. Oder geh… hinaus ins Kloster. Es liegt isoliert. Dort wärst du sicher.»
Ich sah finster drein. «Nicht das schon wieder.»
«Ich möchte nur das Beste für dich, mehr nicht.» Er griff mir mit einer Hand unters Kinn. «Ich möchte dich auch nicht leiden sehen.»
Da kam mir der Gedanke, wie nahe wir uns standen. Die Hitze, die sich zwischen unseren Leibern aufbaute, war der des Sonnenscheins ebenbürtig, der von oben auf uns herabfiel. Andrew, der das ebenfalls begriff, wollte sich losreißen. Ich hielt ihn weiterhin an der Hand fest und Wut flammte in meiner Brust auf.
«Dann soll es also so enden? Ihr verbringt Euer ganzes Leben in Armut und Keuschheit und sterbt einfach in einem Haufen stinkender Leichen mit schwärenden Wunden und verfaulender Haut?»
«Wenn es das ist, was Gott…»
«Hört auf damit!», sagte ich und beugte mich vor. «Hört einfach auf damit! Versteht Ihr nicht? Gott ist es gleichgültig. Er beachtet uns nicht mal.»
«Cecily…»
Ich ließ ihn nicht ausreden. Stattdessen drückte ich meine Lippen auf die seinen und schmiegte meinen Leib an ihn. Ich weiß nicht, ob er je zuvor jemanden geküsst hatte, aber falls nicht, lernte er rasch. Er löste sich nicht von mir. Im Gegenteil: Ich hätte schwören können, dass da eine Begierde in seinen Lippen war, als er die meinen erforschte, und er ließ willig meine Zunge die seine streicheln und mit ihr tanzen.
Und – Gott möge mir helfen! – er war so gut und edel, dass ich einen gewaltigen Schwall an Energie bloß allein durch diesen Kuss erhielt. Sie ergoss sich wie Honig in mich hinein, prächtig und süß.
Überraschenderweise war ich es, die schließlich den Kuss beendete, obwohl ich nach wie vor an seinen Leib geschmiegt dastand und ihn in den Armen hielt.
«Siehst du nicht, wie dumm das ist?», flüsterte ich, und unsere Lippen waren einander so nahe, dass wir den Atem des anderen spürten. «Wirst du sterben, ohne jemals gelebt zu haben? Ohne alles gekostet zu haben, was es dort draußen gibt? Willst du wirklich so dem Tod entgegeneilen?»
Sein Blick lag auf mir, seine eigenen Hände ruhten auf meiner Taille. «Um mein Leben zu vollenden, dazu benötige ich keine fleischlichen Genüsse.»
«Du lügst», sagte ich zu ihm. «Du willst sie.»
«‹Wollen› und ‹nötig sein› sind zwei verschiedene Dinge.» Er trat von mir weg, und ich kam mir auf einmal ohne seinen Leib, der sich gegen den meinen drückte, unvollständig vor. Ich hatte den flüchtigen Eindruck einer Verbindung, die größer war als wir beide, und dann war er verschwunden. «Ein langes Leben bedeutet nichts, wenn es leer und ohne Zweck ist. Besser ein kurzes Leben, das erfüllt ist von den Dingen, die einem wichtig sind.»
«Du bist ein Narr!», fauchte ich. «Ich werde nicht bleiben und dir beim Sterben zusehen!»
«Dann geh!»
Und ich ging.
Kapitel 17
Am folgenden Tag hätte ich
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