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Succubus Dreams

Titel: Succubus Dreams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mein Sukkubus-Glanz auch nicht im Entferntesten messen konnte.
    Er äußerte seine Überraschung über meinen Weihnachtswald, half uns jedoch sogleich und war offenbar ebenso aufgeregt wie Yasmine. Die beiden berührten sich nie, aber mir fiel dasselbe auf, was ich bereits beim Frühstück bemerkt hatte: eine Intimität in der Art und Weise, wie sie miteinander umgingen. Sie mussten einander nicht berühren. Vielleicht traf zu, was Yasmine über Engel und Hybris gesagt hatte. Vielleicht nahmen Engel immerzu an, sie seien perfekt, und waren zu blind, um Fehler im anderen zu sehen, wohingegen jemand wie ich – die Schwächen ausnutzte – wusste, wonach sie zu suchen hatte.
    Wir vollendeten Peters Baum, und dann suchte ich meinen Baumschmuck vom vergangenen Jahr hervor – soweit er nicht vom Feuer vernichtet worden war – und hängte ihn an den Baum aus der Buchhandlung. Als mein Waldparadies schließlich vollendet war, hatte ich immer noch keine Ahnung, worin ihre göttliche Mission in Seattle bestand, aber ich vermutete, dass sie universelle Konsequenzen hatte. Ich fand es etwas seltsam, dass sie diese Mission hintangestellt hatten, um meine Wohnung zu schmücken.
    Als ich die Pakete wegräumte, musste ich unentwegt daran denken, was Yasmine über ‹nötig sein› und ‹wollen› gesagt hatte. In gewisser Hinsicht war es wie bei Seth und mir. Wir wollten Sex haben. Es war nötig, davon Abstand zu nehmen.
    Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich wieder an Andrew denken musste, jenen ärgerlich guten Priester, der mir so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Ich hatte seit letzter Woche nicht viel über seine Geschichte nachgedacht, aber während ich mehr oder weniger mechanisch meine Arbeit erledigte, spulten sich die Bilder wieder in meinen Gedanken ab.
    Trotz all meiner Bemühungen war er eine Bastion der Reinheit und Willenskraft geblieben. Einerseits war das enttäuschend, andererseits blieb dennoch der Spaß am Spiel. Und obwohl ich es damals ebenso wenig schätzte wie heutzutage, nicht mein Ziel zu erreichen, war ich doch gern in seiner Nähe. Er war ein guter Umgang und bedeutete mir allmählich mehr als bloß eine sexuelle Herausforderung. Offensichtlich bedeutete ich ihm ebenfalls sehr viel.
    Da passte es gut, dass an einem wunderschönen, sonnigen Tag alles zwischen uns schiefging. Ich erinnerte mich genau. Ich war zu seiner Kirche hinübergewandert und saß mit ihm im Gemüsegarten. Wegen meines gelben Seidenkleids, das mir mein Bischof gerade hatte machen lassen, hielt ich mich vom Schmutz fern. Andrew, weniger besorgt, werkelte auf den Knien, pflanzte und bestellte das kleine Feld der Kirche.
    «Habt Ihr niemanden, der das für Euch erledigen könnte?»
    Er kniff die Augen in dem hellen Licht zusammen und sah lächelnd zu mir hoch. «Nichts lässt sich mit der Befriedigung vergleichen, etwas selbst getan zu haben.»
    «Wenn Ihr meint.»
    Er machte sich wieder an seine Arbeit, und ich saß weiterhin schweigend da und sah ihm in dem goldenen Nachmittag zu. Nicht weit entfernt erklangen die Geräusche des geschäftigen Alltagslebens. Ich mochte den Ort – er war eine nette Unterbrechung nach den großen, von Menschen wimmelnden Städten, in denen ich die meiste Zeit meines Daseins als Sukkubus verbracht hatte. Am Ende jedoch würde ich unruhig werden und in einen etwas aufregenderen Ort ziehen.
    Ich wandte mich wieder Andrew zu. «Thomas Brewer ist gerade aus Cadwell zurückgekehrt. Er sagt, dort sind alle krank.»
    Andrew nickte. «Die Leute werden überall krank. In vielen Städten des Westens ist die Krankheit ausgebrochen.»
    «Seid Ihr besorgt?»
    Er zuckte die Schultern. «Was kommen wird, kommt. Keiner von uns kann Gottes Willen ändern.»
    Ich verzog das Gesicht. Ich hatte von dieser Krankheit gehört, die spätere Generationen den Schwarzen Tod nennen würden. Der rasche Ausbruch. Die geschwärzte Haut. Die Geschwülste. Selbst wenn sie mir nichts weiter anhaben konnte, so wollte ich nicht sehen, dass sie sich hier ausbreitete.
    «Ich glaube, Gott kann nicht so gnädig sein, wie Ihr in der Messe sagt, wenn er seinem Volk so etwas zumutet.»
    «Es ist eine Prüfung, Cecily. Gott prüft uns immerzu. Es macht uns stärker.»
    «Oder tot.»
    Er gab keine Antwort.
    «Was werdet Ihr tun, wenn sie kommt?», bedrängte ich ihn. «Geoffrey sagt, er wird gehen. Werdet Ihr mit ihm gehen?»
    Überrascht zog er die dunklen Brauen hoch, als ob ich ihn gefragt hätte, ob er sich morgen frei nähme.

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