Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
auszuhebeln oder mit einem Hieb zu treffen, und für einen Augenblick war ich wegen all dem zu betäubt, um zu reagieren. Doch dann begriff ich endlich Seths Worte. Die Uhr. Ich hastete auf sie zu, vorsichtig darauf bedacht, nicht von den rudernden Gliedmaßen getroffen zu werden. Seth bemerkte mich und versuchte, so gut wie möglich Dantes Handgelenk zu erfassen und es in meine Richtung zu beugen. Dante wand sich jedoch – ich hatte den Eindruck, dass er in seinem Leben schon in mehr Kämpfe als Seth verwickelt gewesen war – und als er begriff, was vor sich ging, verstärkte er seinen Widerstand.
Die Uhr. Das ergab wirklich einen Sinn. Grace trug ihren Teil des Siegels um den Hals. Dante würde seinen Teil genauso sicher wissen wollen, warum sollte er ihn also nicht in dem einzigen Accessoire verstecken, dass er jemals trug?
Endlich schaffte es Seth, Dantes Handgelenk so lange festzuhalten, dass ich meine Finger unter das Uhrenarmband schieben konnte. Ich zog fest daran, mit mehr Kraft, als ich es für möglich gehalten hatte, und das Band riss. Die Uhr fiel mir in die Hand und ich wich zurück, als Dante rasend vor Wut aufschrie. Jetzt, wo wir unser Ziel erreicht hatten, lockerte Seth seinen Klammergriff um Dante. Doch sobald er frei war, jagte er mir nach, und Seth schoss hoch, um ihn wieder einzufangen.
Ich wich weiter zurück und umklammerte die Uhr in meiner Hand, bis ich gegen etwas stieß – oder besser, gegen jemanden. Ich drehte mich um und starrte direkt in Graces kalte, harte Augen. Nachdem es mir bei Dante vorhin nur so vorgekommen war, als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht, so wusste ich, dass es, was Grace betraf, tatsächlich so gewesen war. Ich erstarrte und hinter mir verstummten plötzlich die Kampfgeräusche. Ich denke, die Jungs waren genauso darüber überrascht wie ich, sie hier zu sehen – oder vielleicht auch nicht. Dante hatte ja quasi gesagt, dass er Grace berichtet hatte, dass wir hier waren.
«Georgina», sagte sie. «Du bist so eine gute Angestellteᅠ… und gleichzeitig bist du auch so schlecht.» Ihre Stimme klang flach und gefühllos wie immer, doch im Gegensatz zu früher hatte ich dieses Mal das Gefühl, dass sie tatsächlich vorhatte, mich zu töten.
«Warum?», fragte ich und versuchte, Zeit zu schinden. «Du hattest unter Jerome doch einen guten Job.»
«Aber ich hatte nichts zu sagen. Ich wollte meine Existenz nicht damit verbringen, jemandes Stellvertreter zu sein, und schon gar nicht einer von zwei Stellvertretern.»
«Sie hat das Siegel», hörte ich Dante hinter mir sagen.
«Das weiß ich», antwortete Grace. «Du hast es ihr gegeben.»
«Hey, ich –»
Sie erhob die Hand und Dante schrie. Ich riss den Kopf herum und sah, wie er sich vor Schmerzen aufbäumte, so als ob er von Schnüren gehalten würde, die von ihr kontrolliert wurden. Nachdem ich Nanettes Zorn gespürt hatte, wusste ich, wie qualvoll die dämonische Folter war, und ich konnte es nicht ertragen zu sehen, wie jemand anderes sie durchlitt. Seth blickt von mir auf Dante und war eindeutig verunsichert, was er tun sollte. Faustkämpfe waren zwar eigentlich nicht sein Ding, doch damit konnte er immerhin fertigwerden. Doch das hier? Das war etwas völlig anderes.
«Lass ihn gehen!», sagte ich. Dumm wie ich war, griff ich nach ihr und versuchte, sie zu schütteln, aber ich hätte genauso gut versuchen können, den riesigen Gletscherfindling neben ihr von der Stelle zu bewegen.
«Ich hätte mich niemals auf jemanden verlassen dürfen, der –»
Die Worte wurden ihr abgeschnitten, als sie plötzlich durch die Luft flog und gegen den Felsen krachte. Der Aufprall schien sie eher überrascht als verletzt zu haben und gnädigerweise unterbrach er auch Dantes Qualen. Sie blickte sich mit großen, verwunderten Augen um.
«Was zur –»
Roman materialisierte sich aus dem Nichts und schlenderte grimmig und Furcht erregend auf sie zu. Endlich, dachte ich. Ohne meine unsterblichen Sinne konnte ich zwar weder seine Aura noch seine Signatur wahrnehmen, doch irgendetwas sagte mir, dass er einen gehörigen Teil seiner Kräfte heraufbeschwor, während er auf sie zuging. Das war riskant. Es würde jedem höheren Unsterblichen in der Nähe seine Identität verraten, auch wenn es wegen der dramatische Dinge, die momentan in Seattle vorgingen, eher unwahrscheinlich war, dass sich einer von ihnen gerade in der Gegend aufhielt und ihn spüren konnte. Cedric war jedenfalls mit Sicherheit nicht da.
Grace atmete
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