Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
wusste, was richtig war. Wir stiegen aus dem Auto.
Seth und ich eilten Hand in Hand den Strand entlang. Es herrschte Ebbe und das zurückweichende Wasser hatte eine Landschaft bloßgelegt, die fast zu gleichen Teilen aus Sand und Kies bestand. In Richtung Festland wurde sie jedoch grün und grasig – was wahrscheinlich der Arbeit von Parkangestellten zu verdanken war. Die Wasserfläche der Semiahmoo Bay breitete sich dunkel und windgepeitscht in ihrer unermesslichen Weite vor uns aus. An einem schöneren Tag wäre sie sicherlich blau und wunderschön gewesen. Schwere, graue Wolken verhüllten das meiste vom Festland, das dieBay umgab, und ich glaubte sogar, Donner zu hören, was recht ungewöhnlich für das milde Klima des Nordwestpazifiks war. Ich hoffte, dass wir sehr bald finden würden, was wir suchten, denn es sah so aus, als würde bald ein Unwetter über uns hereinbrechen. Ah, was für eine schöne Metapher.
Seth unterbrach meine Gedankengänge. «Also das», sagte er, «ist wirklich ein weißer Felsen.»
Ich blieb stehen und lenkte meine Aufmerksamkeit von dem weiten Panorama auf den Pfad vor mir. Dort, etwa 25 Meter vor uns, lag ein weißer Felsen – ein riesiger weißer Felsen. So wie er aussah, hatte Evan nicht übertrieben, als er sein Gewicht auf 500 Tonnen geschätzt hatte.
«Jetzt komme ich mir irgendwie dumm vor, dass ich meine Zeit mit kleinen Kieselsteinen verschwendet habe», grübelte ich und strich mir das Haar aus den Augen. Der Wind peitschte es sofort wieder zurück.
«Es war so offensichtlichᅠ… und doch auch nicht. Sollen wir?»
Ich nickte und wir näherten uns voller Eifer und böser Vorahnungen dem Stein. Nach all der Zeit und den Fehlschlägen schien es unfassbar, dass wir es wirklich geschafft haben sollten. Irgendetwas würde passieren. Etwas musste passieren.
«Wow», flüsterte ich, als wir den Steinbrocken erreicht hatten und ich zur Spitze des Felsens emporspähte. Er war so massiv, dass wir ganz in seinem Schatten standen. «Jetzt kann ich nachvollziehen, weshalb die Menschen geglaubt haben, dass er von den Göttern geschickt wurde.»
Seth sah zu Boden. «Leider müssen wir uns aber auf einen weniger erhabenen Ort konzentrieren. Wie sollen wir es bloß finden? Einfach wahllos graben?»
Wenn Seth und ich alleine gewesen wären, so wäre das die einzige Möglichkeit gewesen. Doch ich hoffte, dass Roman uns jetzt einen Hinweis darauf geben würde, wo sich das Gefäß befand – wenn es überhaupt hier war. Ein kleiner Teil von mir verfiel in Panik, dass unser Trip hierher die größte Irreführung von allen gewesen war.
Ich studierte den Boden um den Felsen herum, doch es gab keine Anzeichen dafür, dass hier kürzlich gegraben worden war. An einem Strand wie diesem war der ganze Boden völlig uneben. «So etwas Ähnliches», sagte ich, um Roman sein Stichwort zu geben.
Als wir beim Felsen angekommen waren, hatte Seth meine Hand losgelassen, doch jetzt ergriff er sie wieder und zog mich zu sich.
«Georginaᅠ…»
Ich löste meine Augen vom Boden und sah ihn direkt an. Adrenalin durchpulste mich, ich war bereit für die Auflösung dieses Abenteuersᅠ… und doch wurde mir das Herz schwer, wenn ich an die Konsequenzen dachte. Ich drückte Seths Hand, trat an ihn heran und legte meinen Kopf an seine Brust. Sein Herz schlug schnell. Zweifellos waren seine Gefühle genauso verworren.
«Ich weiß», sagte ich sanft. «Mir geht es genauso.»
Er hielt mich fest und küsste meine Stirn. «Wenn wir Jerome findenᅠ… wenn du ihn befreistᅠ… dann wird es schnell gehen, oder?»
«Ja. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, aberᅠ… na ja, ich denke, es wird recht schnell sein. So war es auch, als er entführt wurde.»
«Und das war es dann.»
«Vermutlich.»
Da standen wir, leidend und verwirrt. Ich hatte geglaubt, dass es nicht schlimmer werden könnte als damals im Dezember, als Seth die Trennung durchgesetzt hatte. Jetzt begriff ich, dass er es getan hatte, weil er es für das Beste gehalten hatte, doch es schmerzte noch immer. Und jetztᅠ… dieser Schmerz war anders. Als Seth und ich uns in meinem Apartment zum ersten Mal geküsst hatten, hatte ich noch gedacht, dass es einfach eine Art Ferien für mich sein würde, genau wie für die Vampire. Seth würde mein Sonnenschein sein, jemand, mit dem ich ein kurzes Abenteuer verleben konnte, bis ich wieder zu meinem trostlosen Dasein als Unsterbliche zurückkehren musste. Mir würden die Erinnerungen bleiben und
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