Succubus on Top
gestanden hatte, auch wenn ich auf Jeromes Seite gewesen war. Ich lächelte für Seth.
«Nun gut. Wenn du kein Vertrauen in einen Engel setzen kannst – in wen dann?»
Nach dem Essen rief ihn die Muse und ich ließ ihn ziehen, da ich ihr nichts entgegenzusetzen hatte. Ich fragte mich, ob Seth wohl mit jemandem zusammen sein könnte, die seine Bücher nicht liebte. Wenige Frauen könnten mit dieser Konkurrenz umgehen. Und ja, auch mir fiel es manchmal schwer. Schwer genug war es, dass Seth nichts für die spritzigeren Dinge des Lebens übrig hatte, die ich so gern mochte, wie zum Beispiel fürs Tanzen. Aber dass mir auch die leiseren Dinge verwehrt blieben, war gelegentlich schon ein Stachel unter der Haut.
Im Wissen, dass seine Missachtung meiner Person dem größeren Ganzen diente, machte ich mich wieder ans Sortieren der Bücher, was einer Hälfte meines Gehirns gestatte, über dem Problem ‹Alec› sowie darüber zu brüten, wie ich das Dichter-Model zu fassen bekäme. Doug am Abend zu erreichen, war niemals leicht, aber ich würde ihn morgen auf der Arbeit sehen. Er hatte mir einmal Alecs Nummer angeboten; hoffentlich wäre er diesmal ebenso freundlich.
Gegen zwei Uhr war ich mit Katalogisieren und Einräumen fertig. Sämtliche Bücher standen entweder auf den Regalen im Büro oder im Wohnzimmer und waren so nach Genre und Autor sortiert, dass Emerald City ein Loblied darauf gesungen hätte. Das Büro bot jetzt Platz für den Schreibtisch.
Im dunklen Schlafzimmer tippte Seth immer noch, lediglich vom Bildschirm beleuchtet. Ich küsste ihn erneut auf die Wange und fiel auf seinem Bett erschöpft in Schlaf.
Stunden später erwachte ich davon, dass mich jemand auf die Wange küsste. «Hallo», murmelte ich schläfrig und versuchte, Seth zu mir ins Bett zu ziehen. «Du bringst mich auf komische Ideen.»
Er beugte sich über mich und setzte mir einen Kuss auf die Nase. Das morgendliche Sonnenlicht erhellte die kupferfarbenen Strähnen in seinem verwuschelten Haar und dem ewigen Drei-Tage-Bart. Er betrachtete mich stolz und hatte die üppigen Lippen zu einem Lächeln verzogen.
«Du hast meine Bücher aufgeräumt. Alle.»
«Ich musste es tun. Meine Güte! Wenn jemand bei Emerald City herausgefunden hätte, dass ich das so hatte schleifen lassen, hätten sie mich gefeuert.»
Er rollte sich neben mir zusammen und legte einen Arm über mich. «Du bist sehr gut zu mir, Thetis, wenn man bedenkt, was ich manchmal für ein Idiot bin.»
«Hör auf, dich über meinen Lieblingsautor lustig zu machen, oder ich muss dir den Laufpass geben.»
«Das meine ich ernst. Ich habe Freundinnen aus geringerem Anlass verloren als dem, was ich letzte Nacht getan habe.»
«So schlimm warst du gar nicht. Ich habe dich schon schlimmer erlebt.» Ich richtete mich etwas auf. «He, wie viele Freundinnen hast du denn überhaupt schon gehabt?»
Lachfältchen erschienen um seine Augen, wodurch er noch süßer aussah. «Alles nur aus Recherchegründen, für die Bücher. Ich schwöre es!»
Es war eine Ironie, dass ich letzten Endes immer bei den künstlerisch veranlagten Typen hängen blieb. Vor sehr langer Zeit hatte ich einen Mann geheiratet, der, und das schwöre ich, manchmal seine Musik mehr liebte als mich. Ich hatte ihn um dieser musikalischen Leidenschaft willen geliebt und zugleich gehasst. Ähnliche Szenarien mit anderen Sterblichen hatten sich über die Jahrhunderte hinweg wiederholt. Bei der Erinnerung an meine Gedanken von letzter Nacht machte ich mir Sorgen, dass Seth vielleicht das alte «grüngeäugte Scheusal» Eifersucht wieder hervorholen könnte.
«Wie ist das Kapitel geworden?», fragte ich und zerzauste sein Haar noch weiter.
«Gut. Sogar großartig.» Er warf mir einen süßen, amüsierten Blick zu. «Ich gehe nicht davon aus… ich gehe nicht davon aus, dass du die Manuskripte lesen möchtest, an denen ich arbeite, oder? Ihren Fortschritt verfolgen willst?»
Ich erstarrte, weil ich begriff, was für ein kostbares Geschenk er mir anbot. Seth hatte mir einmal gesagt, er würde nie jemanden erste Entwürfe lesen lassen. Er wollte keine Rückmeldung, die vielleicht seinen eigenen kreativen Strom beeinflussen könnte. Erst wenn er ein Manuskript beendet und das Gefühl hatte, die Bücher wären nahezu perfekt, erlaubte er seinen Verlegern, einen Blick hineinzuwerfen. Daher wühlte mich sein Angebot auf und rührte mich zugleich.
«Nein», sagte ich leise und lächelte. «Aber vielen Dank. Ich möchte den normalen
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