Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Gewissen. Sein Laden schloss gewöhnlich gegen fünf Uhr. «Nein, nein … das ist zu spät. Wir könnten es morgen versuchen …»
«Miss Kincaid», sagte er sanft. «Ich freue mich immer, Sie zu sehen. Das macht überhaupt keine Umstände.»
Als wir auflegten, fühlte ich mich immer noch schuldig. Erik wurde langsam alt. Sollte er um zehn nicht schon im Bett liegen? Oder um neun? Aber jetzt ließ sich daran nichts mehr ändern. Er hatte eingewilligt und ich wusste aus Erfahrung, wie dickköpfig er sein konnte. Nun blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten und darauf zu hoffen, dass Roman noch auftauchte, bevor ich zur Arbeit musste. Doch das tat er nicht, und ich hinterließ ihm schließlich einfach eine Nachricht, dass ich unverzüglich mit ihm reden müsse. Mehr konnte ich nicht tun.
Bei der Arbeit war niemand wegen Krankheit ausgefallen – und noch viel besser – auch niemand wegen eines Katers. Ich brachte meinen Papierkram auf den neuesten Stand und dann hatte ich viel Freizeit. Ob das gut oder schlecht war, konnte ich nicht beurteilen. Zwar konnte ich so meinen Job nicht vermasseln, doch stattdessen brütete ich nun dumpf vor mich hin.
Es war schon kurz vor Ladenschluss, als ich Seth auf seiner üblichen Position im Café entdeckte. Maddie hatte die Tagesschicht gehabt, was bedeutete, dass ich mich heute nicht mit ihren putzigen Pärchenschrullen rumschlagen musste. Als ich durchs Café lief, trafen sich unsere Blicke und wider besseres Wissen setzte ich mich zu ihm.
«Wie läuft’s?», fragte ich. Meine übliche romantische Fixierung auf ihn kam plötzlich ins Stocken, als ich bemerkte, wie durch den Wind er aussah.
Er tippte verärgert auf den Computer. «Schlecht. Seit zwei Stunden starre ich schon auf meinen Bildschirm und habe nichts auf die Reihe bekommen.» Er hielt inne. «Nein, das stimmt nicht ganz. Ich habe ein Wonder-Twins-T-Shirt bestellt und ein paar Videos auf YouTube angeschaut.»
Ich grinste und stützte mein Kinn in meine Hände. «Das hört sich doch nach einem ganz produktiven Tag an.»
«Aber so geht das schon die ganze Woche. Meine Muse ist eine undankbare Hure, die sich einfach aus dem Staub gemacht hat, und jetzt fallen mir keine eigenen Geschichten mehr ein.»
«Für dich ist das ein Rekord», bemerkte ich. Als wir zusammen gewesen waren, hatte ich bei ihm auch schon einige Anfälle von Schreibblockaden miterlebt, aber die hatten nie länger als einige Tage angehalten. «Wann ist deine Deadline?»
«Das dauert noch ein bisschen, aber trotzdem …» Er seufzte. «Ich kann es nicht leiden, wenn ich so blockiert bin. Wenn ich nicht schreiben kann, weiß ich nie so recht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.»
Ich wollte gerade sagen, dass er doch sicher einiges für die Hochzeit zu erledigen hätte, doch dann überlegte ich es mir anders. Ich hielt mich lieber an unverfänglichere Themen. «Vielleicht wird es Zeit, dass du dir ein Hobby zulegst. Vielleicht Fechten? Origami?»
Das etwas verträumte Lächeln, das so typisch für ihn war, huschte über seine Lippen. «Ich hab’s mal mit Knüpfen versucht.»
«Das hast du nicht.»
«Doch. Weißt du eigentlich, wie kompliziert das ist?»
«Eigentlich ist es ziemlich einfach», sagte ich und versuchte, mein Lachen zurückzuhalten. «Weißt du, Kinder machen das. Deine Nichten würden es wahrscheinlich auch hinkriegen.»
«Sie können es tatsächlich. Und damit baust du mich nicht gerade auf.» Doch seine wundervollen braunen Augen blickten amüsiert. Ich studierte sie für einen Moment. Wie ich es liebte, wenn sie für kurze Augenblicke einen Bernsteinton annahmen. Doch dann riss ich mich von diesem wehmütigen Bann los.
«Du kannst immer noch tanzen», sagte ich hinterhältig.
Darüber musste auch er lachen. «Ich glaube, wir haben zur Genüge festgestellt, wie müßig das mit mir ist.» Ich hatte zweimal versucht, ihm das Tanzen beizubringen – Swing und Salsa – und beides hatte katastrophal geendet. Seths Talente lagen in seinem Verstand und nicht in seinem Körper. Na ja, wenn ich so darüber nachdachte, war das nicht ganz zutreffend.
«Du hast nur noch nicht den richtigen Tanzstil gefunden.» Ich hatte es aufgegeben, mein Grinsen zu verstecken.
«Was ist denn noch übrig? Riverdance? Squaredance? Und wag es bloß nicht, Jazz Dance vorzuschlagen. Ich habe Die Zeitungsjungen gesehen und danach hatte ich für bestimmt fünf Jahre ein Trauma weg.»
«Heftig», sagte ich. «Aber beim Jazz Dance könntest
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