Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
zurück. «Ja, ja. Ich weiß. Was willst du?»
Doug wollte ein paar Schichten tauschen, und da seine Angebetete nicht anwesend war, entschied sich Cody zu gehen. Ich ließ ihn zur Hintertür raus, denn ich wollte im Laden keine Panik auslösen. Nachdem wir die Arbeitspläne geschrieben hatten, lästerten Doug und ich über die Cody-und-Gabrielle-Sache. Dabei vergaß ich völlig die Zeit und schließlich hörten wir die Durchsage, dass wir schlossen. Doug verabschiedete sich – er schien ein bisschen Angst zu haben, dass ich ihn, wenn er noch länger blieb, zum Arbeiten verdonnern könnte – und ich machte mich daran, meine Arbeit zu beenden. Mein Treffen mit Erik rückte näher und ich verspürte eine Mischung aus Aufregung und Anspannung.
Eine Stunde nachdem die Türen geschlossen worden waren, machte sich das Personal langsam auf den Heimweg. Ich machte noch einen letzten Rundgang durch den Laden und fand Seth immer noch auf seinem Platz im Café vor. Das überraschte mich nicht. Meine Mitarbeiter hätten es nie über sich gebracht, ihn bei Ladenschluss rauszuschmeißen. Einmal hatten wir ihn sogar eingeschlossen und er hatte aus Versehen die Alarmanlage ausgelöst. Ich ging zu seinem Tisch hinüber und bemerkte den verzückten Ausdruck in seinen Augen, während seine Finger über die Tastatur des Laptops tanzten.
«Hey, Mortensen», sagte ich zu ihm. «Du musst nicht nach Hause gehen, aber hier kannst du auch nicht bleiben.»
Er dauerte beinahe 30 Sekunden, ehe er aufblickte, und selbst dann schien er verdutzt zu sein, mich zu sehen. «Oh. Hallo.»
Ich fühlte ein Lächeln auf meinen Lippen. Das war Seth-Verhalten wie aus dem Bilderbuch. «Hey, wir haben geschlossen. Zeit, aufzubrechen.»
Er sah sich um und bemerkte die dunklen Fenster und das Fehlen von Kunden im Raum. «Oh Mann. Sorry. Ich hab es gar nicht gemerkt.»
«Dann ist deine Muse also zurückgekommen?»
«Das ist sie.»
«Dann weißt du jetzt, wie es enden wird?»
«Nein. Noch nicht.»
Ich führte Seth zur Hintertür und bevor ich selbst hinausging, schaltete ich noch die Alarmanlage ein. Er verabschiedete sich, und falls da vorhin irgendeine träumerische Zuneigung für mich gewesen war, so war sie jetzt verschwunden. Seine Charaktere füllten nun sein Herz ganz aus. Das hatte ich auch schon akzeptieren müssen, als wir noch zusammen gewesen waren. Während ich ihm nachsah, wie er die Straße hinunterging, entschied ich, dass es genauso sein musste. Schreiben war einfach ein wichtiger Teil von Seth.
Ich ließ meine eigene verträumte Zuneigung für ihn ruhen und fuhr in den Norden der Stadt, wo Eriks Geschäft lag. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich mich so spät mit ihm traf.
Das Licht aus seinem Laden fiel durch die Schaufenster auf die Straße. Drinnen herrschte dieselbe dichte Atmosphäre aus Musik und Räucherstäbchen wie während der Öffnungszeiten. Ich blickte mich um und entdeckte ihn nicht sofort. Dann sah ich, dass er vor einigen Büchern übers Handlesen kniete.
«Hey, Erik.»
«Miss Kincaid.»
Er erhob sich, doch seine Bewegungen waren ruckhaft und unsicher. Und als er sich schließlich zu mir umdrehte, war da eine Hagerkeit in seinem Gesicht, die beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte, noch nicht da gewesen war. Instinktiv wollte ich zu ihm eilen und ihn stützen, doch ich hatte das Gefühl, dass ihm das nicht gefallen würde. Trotzdem stellte ich die naheliegendste Frage.
«Sind Sie okay? Waren Sie krank?»
Er schenkte mir ein freundliches Lächeln und bewegte sich – langsam – auf die Ladentheke zu. «Eine leichte Erkältung. Sie scheinen jetzt länger zu dauern als früher, aber das wird schon wieder.»
Da war ich mir nicht so sicher. Ich kannte Erik schon sehr lange … ich wusste tatsächlich gar nicht mehr, seit wie vielen Jahren. Das passierte mir oft bei Sterblichen und traf mich jedes Mal wie aus heiterem Himmel. Eben schienen sie noch so jung und gesund zu sein … und im nächsten Augenblick waren sie alt und starben. Und jedes Mal tat es wieder weh. Zum Teil hatte sich Seth auch deswegen von mir getrennt, um mir den Schmerz dieses Verlustes zu ersparen, denn ich hatte eine übermäßige Paranoia im Bezug auf seinen Gesundheitszustand entwickelt.
Als ich Erik jetzt so betrachtete, fühlte ich mich noch mieser, weil ich ihn so spät noch belästigte. Außerdem bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil mir auffiel, dass ich ihn nur besuchte, wenn ich etwas von ihm brauchte. Wann
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