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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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machen würde. Und so war es auch gekommen. Ich war nicht hastig gegen eine Mauer gepresst worden. Wir hatten uns Zeit genommen, um zu lernen, um unsere Körper zu erkunden. Er war auf mir gewesen und hatte mir direkt in die Augen gesehen – nicht auf meinem Rücken. Er hatte zu mir gesagt, dass ich sein Leben wäre. Er hatte zu mir gesagt, dass ich seine Welt wäre.
    «Das war eine Lüge», wiederholte ich bestimmter und fixierte die Oneroi mit einem finsteren Blick. «So ist es nicht gewesen. So ist es nicht gewesen.» Ich wusste, dass ich Recht hatte, doch ich verspürte das Bedürfnis, es zu wieder und wieder aufzusagen, um mich zu versichern, dass diese Worte wahr waren.
    Eins zuckte leicht mit den Schultern und blieb gleichgültig. «Da ist unerheblich. Wie ich dir schon gesagt habe: Mutter zeigt die Wahrheit. Doch Träume? Träume sind Träume. Sie können wahr oder gelogen sein und sie alle sind unsere Nahrung. Und du?» Er grinste ein Grinsen, das genau dem seines Zwillings entsprach. «Du wirst träumen … und träumen … und träumen …»

Kapitel 11
    Ich war in Seattle. Glücklicherweise im Seattle der Gegenwart. Auch wenn ich Angst hatte vor der Vision, die die Oneroi mir nun zeigen würden, wollte ich auf keinen Fall auch nur in die Nähe des vierten Jahrhunderts kommen.
    Ich war nicht nur in Seattle, Roman war sogar bei mir. Er hatte gerade auf der Cherry Street geparkt und ging jetzt auf das Zentrum des Pioneer Squares zu, wo es heute vor Touristen und anderen Menschen nur so wimmelte, die die klare Herbstnacht genossen. Dieses Mal kam ich nicht in dem Traum vor. Ich spielte lediglich die Rolle des Beobachters, der ihm folgte, wie ein Geist oder die Kamera eines Dokumentarfilmers. Ich wollte mit ihm reden, irgendwie kommunizieren, doch ich hatte keinen Mund zum Sprechen. Ich hatte überhaupt keine feste Form, es gab nur mein Bewusstsein, mit dem ich diese Vision verfolgte.
    Er lief schnell und schob sich ohne Rücksicht auf böse Blicke und gelegentliche Kommentare durch die wogenden Massen. Er war völlig auf sein Ziel fokussiert, welches ich inzwischen auch erkannt hatte: den Cellar. Die von uns Unsterblichen bevorzugte Location war heute mit Sterblichen voll gestopft. Doch, ganz egal wie überfüllt die Bar sein mochte, irgendwie schaffte es Jerome jedes Mal, denselben Ecktisch im hinteren Teil zu ergattern. Dort saß er nun mit Carter. Doch heute wirkte er nicht so gleichmütig wie sonst, wenn er einen heben ging. Die Miene des Dämons war angespannt und er und Carter stritten über etwas.
    Roman verbarg seine Signatur, weshalb weder der Engel noch der Dämon gleich bemerkten, wie er sich ihnen näherte. Jerome sah finster zu ihm auf und war zweifellos der Ansicht, dass irgendein Mensch ihn belästigte. Als Jerome erkannte, um wen es sich tatsächlich handelte, veränderte sich sein Ausdruck prompt und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch dazu bekam er keine Gelegenheit, denn Roman sprach zuerst.
    «Wo ist sie?», fragte er mit Nachdruck. Er setzte sich auf einen Stuhl und rutschte damit so nahe an Jerome heran, dass sich Vater und Sohn in die Augen sehen konnten. «Wo verdammt noch mal ist Georgina?»
    Er hatte Jerome angebrüllt. Die Musik und die Gespräche im Raum übertönten ihn zwar größtenteils, doch einige Gäste in seiner Nähe drehten sich irritiert nach ihm um. Roman bemerkte es gar nicht. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf Jerome gerichtet. Den Nephilim umgab knisternde Wut wie eine Aura.
    Bei Romans Erscheinen hatte der Dämon noch angespannt gewirkt, doch nun, in der Gegenwart eines Rangniederen, zeigte er die für ihn so typische kühle, stolze Fassade.
    «Witzig», sagte Jerome. «Das Gleiche wollte ich dich gerade fragen.» Roman sah ihn bitterböse an. «Woher, zur Hölle, soll ich das wissen? Sie ist vor meinen Augen verschwunden! Du bist doch hier derjenige, der so eine Art übersinnliche Verbindung zu ihr haben sollte.» Jerome verzog keine Miene, doch seine nächsten Worte wirkten auf Roman und mich wie ein Schlag in die Magengrube. «Ich kann sie nicht mehr spüren. Für mich ist sie genauso verschwunden.» Ich hatte keine körperliche Form, doch ich fühlte trotzdem, wie mich der Schreck eiskalt durchzuckte. Ein Erzdämon war mit seinen Untergebenen verbunden. Er wusste zu jeder Zeit, wo sie sich befanden und ob sie Qualen litten. Als Jerome beschworen worden war, war diese Verbindung zerschlagen und wir von unseren höllischen «Gaben» abgeschnitten

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