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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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und ich uns getrennt hatten.
    Er setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen. Das war ein so vertrauter, wehmütiger Anblick. Er hatte immer Probleme mit dem Aufstehen, hauptsächlich weil er immer zu den unmöglichsten Zeiten schrieb. Er sah auf den Wecker, der in Richtung meines «Beobachtungspostens» stand. Seine Augen strichen genau über den Punkt, an dem ich stehen würde. Ja. In dieser Episode war ich nur ein Geist. Aber was für eine «Episode» war das? Lüge oder Wahrheit?
    Die Uhrzeit, die der Wecker anzeigte – neun Uhr morgens – schien für ihn motivierend genug zu sein, um sich aus dem Bett zu schleppen. In seinen Boxershorts stolperte er ins Badezimmer und stieß auf dem Weg dorthin wundersamerweise trotz seiner Schläfrigkeit mit nichts zusammen. Während er noch seine Zähne putzte, fiel ihm eine Nachricht auf, die auf der Ablage lag. Ich erkannte die Handschrift sofort, denn ich hatte sie auch im Buchladen ständig vor Augen.
    Bin heute schon früh los, um noch einiges zu erledigen. Bis sechs Uhr dürfte ich fertig sein. Bring, wenn möglich, Brandy mit, damit sie die Schuhe anprobieren kann.
    Hab dich lieb, Maddie
    Maddies Namen zu lesen holte mich sofort aus der Seth-Fantasiewelt, in der ich geschwelgt hatte, während er seine Morgenroutine durchlaufen hatte, auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich sah mich genauer um und entdeckte jetzt, dass sich einiges in seinem Bad verändert hatte – da waren Dinge, die während unserer Beziehung noch nicht dort gewesen waren. Zum Beispiel eine zweite Zahnbürste. In einer Ecke lag Make-up. An einem Haken hing ein pinkfarbener Bademantel. Offiziell wohnte Maddie zwar noch mit Doug zusammen, aber wir wussten eigentlich alle, wie es in Wirklichkeit aussah. Der Schmerz, der seit dem letzten Traum nicht ganz verschwunden war, schnürte meine Brust zusammen. Sie war überall in der Wohnung. Sie hatte überall ihre Spuren hinterlassen, überall an diesem Ort, den er und ich einst geteilt hatten. Ich war ersetzt worden.
    Seth brachte sein Morgenprogramm, inklusive einer beachtlich kurzen Dusche, zu Ende. Eigentlich entsprach es seinen Gewohnheiten eher, dass er sich dort ewig lange herumtrieb und sich Handlungsstränge für seine Romane ausdachte. Ich versuchte angestrengt, mich nicht zu sehr auf den Anblick des splitternackten und feuchten Seth zu konzentrieren, und überlegte stattdessen, wo er heute wohl hingehen würde. Wenn er nur zum Buchladen wollte, um dort zu schreiben, dann hätte er es nicht so eilig gehabt.
    Saubere Boxershorts und Jeans waren gleich gefunden, doch dann kam die schwierigste Entscheidung des Tages: Welches T-Shirt sollte er nur anziehen? Als wir noch zusammen gewesen waren, hatte ich es geliebt, ihn dabei zu beobachten. Ich hatte immer lachend im Bett gelegen – denn schließlich hatte ich keinen Stress, da ich ja nie viel Zeit brauchte, um mich fertig zu machen – während er im Angesicht seiner immensen T-Shirt-Kollektion hin und her überlegte. Jedes hing auf seinem eigenen Kleiderbügel und auf jedem sah man irgendein Retro-Kuriosum oder ein schräges Pop-Culture-Motiv. Vanilla Ice. ALF. Mr.-T-Frühstücksflocken. Er sah alle durch, betrachtete jedes Einzelne eingehend und berührte es.
    Dann strichen seine Finger plötzlich länger über einen der Ärmel. In seinem Schrank hingen nicht nur T-Shirts. Er hatte auch ein paar Sweatshirts und Pullover, die er an den Seiten dazugequetscht hatte. Und ein Flanell-Hemd. Selbiges war ihm aufgefallen und er hatte innegehalten. Er schob die anderen Shirts zur Seite, nahm das Hemd von seinem Bügel und betrachtete es. Seine Gesten waren beinahe andächtig.
    Auch ohne feste physische Form hatte ich das Gefühl, mein Herz würde stillstehen. Ich kannte dieses Hemd. In der Nacht, als ich nach zu viel Alkohol in seiner Wohnung geblieben war, hatte er es mir gegeben, damit ich etwas zum Anziehen hatte. Am nächsten Tag hatte er mich seiner Familie vorgestellt und dabei hatte ich in meiner Kombination aus Flanellhemd und Partykleid völlig beknackt ausgesehen. Nicht mal während unserer Beziehung hatte ich noch an das Hemd gedacht.
    Jetzt hielt er es in den Händen und der Ausdruck auf seinem Gesicht warᅠ… da war so vieles. Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte. Seth war so gut darin, eine gleichgültige Miene aufzusetzen, und wenn er wollte, konnte er sehr kurz angebunden sein. Doch hier, ganz für sich, hielt er sich nicht zurück. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Trauer. Trauer

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