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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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steif und geringschätzig.
    Er blickte mich mit aufgerissenen Augen an. «Wie konntest du nur? Wie konntest du mir so etwas antun?»
    «Ich habe dir doch schon gesagt –»
    «Ich habe dir vertraut! Du hast gesagt, dass die Dinge bei dir sicher wären!»
    «Ich war im Irrtum. Satan hat meine Urteilskraft verwirrt.»
    Er tat mir weh, als er meinen Arm umklammerte und sich nahe zu mir beugte. «Was haben die mit dir gemacht? Haben sie dir gedroht? Das sieht dir nicht ähnlich. Was haben sie gegen dich in der Hand? Hat es etwas mit dem Priester zu tun, den du andauernd aufsuchst?»
    «Niemand hat mich gezwungen», antwortete ich tonlos. «Es war das einzig Richtige.»
    Er ließ mich los, so als könne er es nicht mehr ertragen, mich zu berühren. Mein Herz krampfte sich zusammen, als ich den Blick in seinen Augen sah. «Hast du eine Ahnung, was du da angerichtet hast? Einige dieser Gegenstände waren unersetzbar.»
    «Das ist mir bewusst. Aber es ist besser so.»
    Niccolò starrte mich noch einige Sekunden lang an und dann stolperte er, ungeachtet seines geschwächten Zustandes, zur Tür. Ich sah zu, wie er fortging, und fühlte mich wie tot. Er ist nur ein x-beliebiger Mann , dachte ich bei mir. Lass ihn ziehen. In meinem Leben hatte ich so viele von ihnen gehabt, und ich würde noch so viele mehr haben. Was bedeutete er da schon?
    Ich schluckte meine Tränen herunter und schlich mich leise und darauf bedacht, den übrigen Haushalt nicht zu wecken, ins Untergeschoss. Letzte Nacht hatte ich denselben Ausflug unternommen und unter großen Mühen einen Teil meiner Kleinode nach unten geschleppt – den Teil, den ich nicht den Dienern der Kirche übergeben hatte.
    Die Kunstgegenstände und Bücher aufzuteilen war wie zu entscheiden, welches meiner Kinder leben durfte und welches sterben musste. Bei den Seiden- und Samtstoffen hatte ich nicht lange überlegen müssen; sie alle gingen an Bruder Savonarola. Doch beim Rest ... da war es schwer gewesen. Die meisten Schriften von Ovid gab ich auf. Seine Arbeiten waren so weit verbreitet, dass ich darauf hoffen konnte, dass Kopien davon überdauern würden – wenn nicht in Florenz, dann doch höchstwahrscheinlich an einem anderen Ort, der von diesem religiösen Wahn unberührt geblieben war. Werke andere Schriftsteller, bei denen ich befürchten musste, dass sie nicht sehr bekannt waren, blieben bei mir.
    Die Skulpturen und Gemälde waren am schlimmsten. Sie alle waren Einzelstücke. Ich konnte nicht erwarten, dass noch Kopien existierten. Doch ich wusste genau, dass ich sie nicht alle behalten konnte, nicht wenn Tavia mich überwachte. Also hatte ich die ausgewählt, die ich für am wertvollsten gehalten hatte, um sie vor der Kirche zu retten. Niccolò konnte das allerdings nicht wissen.
    Beinahe drei Wochen lang sahen wir uns nicht, bis wir dann bei Savonarolas großer Verbrennung aufeinandertrafen. Sie würde später als Fegefeuer der Eitelkeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Das pyramidenförmige Feuer nährte sich von Brennmaterialien und Sünden. Die Fanatiker warfen immer mehr Gegenstände hinein und über ihrem schier endlosen Vorrat schlugen die Flammen hoch. Ich beobachtete Botticelli dabei, wie er eines seiner eigenen Gemälde hineinwarf.
    Niccolòs Gruß fiel knapp aus. «Bianca.»
    «Hallo Niccolò.» Mein Tonfall war kalt und zackig. Gleichgültig.
    Er stand vor mir und seine grauen Augen waren schwarz im Feuerschein. Er schien seit unserem letzten Zusammentreffen gealtert zu sein. Wir drehten uns beide um und betrachteten wortlos das Lodern, wurden Zeuge, wie mehr und mehr der wertvollsten Besitztümer der Menschheit geopfert wurden.
    «Du hast den Fortschritt vernichtet», sagte Niccolò irgendwann. «Du hast mich betrogen.»
    «Ich habe den Fortschritt nur aufgehalten. Und ich war dir gegenüber zu nichts verpflichtet. Außer hierzu.» Ich griff in die Falten meiner Robe und überreichte ihm eine schwere Börse mit Goldmünzen. Das war der letzte Teil meines Plans. Er nahm sie und blinzelte, verwundert über ihr Gewicht.
    «Das ist weit mehr, als du mir schuldest. Und das Fresko werde ich nicht vollenden.»
    «Ich weiß. Es ist in Ordnung. Nimm es. Geh woanders hin, weit weg von all dem. Male. Schreibe. Erschaffe etwas Wunderschönes. Hauptsache, du wirst glücklich. Mir ist es eigentlich gleich.»
    Er stierte mich an und ich befürchtete schon, dass er das Geld wieder zurückgeben würde. «Ich begreife es immer noch nicht. Wie kann dir das alles egal

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