Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
fragte sie.
Kendall sah von ihren Malsachen auf. Sie hatte mit einem orangefarbenen Wachsmalstift «IRS
(IRS – Internal Revenue Service, Steuerbehörde der USA (Anm. d. Übers.))» auf ein weißes Blatt Papier gezeichnet.
«Ja, können wir uns mit Georgina treffen?», quakte sie dazwischen.
Seth bekam einen gequälten Ausdruck. «Ich weiß nicht, ob sie da ist oder nicht.»
Ich wusste es auch nicht so genau. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um einen wahren oder falschen Traum handelte. Bis jetzt schien er ziemlich wahrhaftig zu sein, doch ich traute den Oneroi nicht über den Weg. Da ich die Rolle des Beobachters spielte, musste ich wohl davon ausgehen, dass ich nicht im Laden sein würde. Wenn das ein wahrer Traum war, dann war ich bestimmt nicht da. Ich fragte mich, wie man es wohl im Laden finden würde, wenn ich plötzlich einfach nicht mehr zur Arbeit erschien.
«Ich kann doch auch hier bleiben, solange ihr weg seid», meinte Brandy. «Mum hat nichts dagegen, dass ich alleine zu Hause bin.»
«Dann kannst du aber nicht die Schuhe anprobieren. Und das ist ja der Sinn der ganzen Sache.»
Nach einer, vorsichtig ausgedrückt, «Diskussion», bei der Brandy den Vorschlag machte, Seth könnte ihr die Schuhe doch auch vorbeibringen, gab sie schließlich nach. Da nun die ganze Gang am Start war, mussten sie den Mortensen-Familienvan nehmen, wovon Seth nicht sonderlich begeistert schien. Aber um fünf Mädels zu transportieren, von denen eines einen Kindersitz benötigte, gab es keinen anderen Weg.
Das Rudel kam schließlich bei Emerald City an. Seth ließ die vier Jüngeren in der Kinderbuchabteilung zurück, einem Wunderland mit Bilderbüchern, Puzzles und Kuscheltieren. Janice arbeitete heute dort und sie versprach Seth, ein Auge auf die Mädchen zu haben. Außerdem beauftragte Seth Kendall damit, auf ihre Schwestern aufzupassen, und köderte sie damit, dass er ihr ein Buch über Finanzwirtschaft kaufen würde.
Damit blieben nur noch er und Brandy übrig, und die beiden machten sich auf die Suche nach Maddie. Die hatte sich in einem der Büros verkrochen. Als sie die beiden bemerkte, hellte sich ihre Miene auf und sie hüpfte quasi von ihrem Stuhl hoch und gab ihm rasch einen Kuss. Brandy blickte finster vor sich hin und ein bekümmertes Gefühl machte sich in mir breit. Die Liebe in Maddies Augen war so unübersehbar, so starkᅠ… das wäre jedem aufgefallen. Nicht mal auf der Arbeit versuchte sie, sie zu verbergen. Ich hasste es, dass sie eine Beziehung hatten, aber wie konnte ich ihr wegen ihrer Gefühle böse sein? Wie konnte ich ihr böse sein, weil sie den Mann liebte, der mein Ein und Alles war?
«Was macht die Arbeit?», fragte er sie und lächelte dabei liebevoll. Zeigte er so ebenfalls, dass er sie liebte? Wie hatte er ausgesehen, wenn er mir gegenübergestanden hatte? Irgendwie war ich mir sicher, dass er anders ausgesehen hatteᅠ… oder? Ich konnte mich nicht erinnern.
Maddie wies auf den Schreibtisch, den sie mit Doug teilte. «Verrückt. Und doch eigenartigerweise langweilig. Ich habe den ganzen Tag diesen Papierkram hier am Hals. Mitarbeiterbeurteilungen.»
«Hey, ich habe jeden Tag Papierkram am Hals.»
Sie rollte mit den Augen. «Blöder Witz. Und das ist absolut nicht vergleichbar.»
«Versuch’s bei den Beurteilungen mal mit ein bisschen Sex und Gewalt, dann geht’s bestimmt schneller.»
Ich war zu sehr von ihrem Geplänkel irritiert, um richtig mitzubekommen, dass Maddie meinen Job machte. Brandy schien die Unterhaltung genauso auf die Nerven zu gehen. Während Maddie und Seth weitersprachen, musterte ich ihn weiterhin ganz genau und versuchte, seine Gefühle zu erraten. Ja, da war schon Zuneigungᅠ… doch sie erinnerte mich eher ein wenig an die warmherzige Milde, die er seinen Nichten gegenüber an den Tag legte.
Schließlich präsentierte Maddie eine Einkaufstasche voller Schuhe. Brandys Kleid hing im Büro und Maddie befahl Seth, vor die Tür zu gehen, während sich seine Nichte umzog.
Kurz bevor er nach draußen gescheucht wurde, bemerkte Maddie an Brandy gewandt: «Ich bin so froh, dass dir die Farbe steht. Ich habe beschlossen, dass alles Lila sein soll, weil das an Georgina so gut ausgesehen hat.»
Oh, wie beschissen schön. Ich hatte das Farbthema für ihre Hochzeit inspiriert.
Seth ging hinaus und ich ging mit ihm. Er wanderte durch den Laden und durchstöberte die Bücher – eine Aktivität, von der er nie genug bekam. Einige Angestellte grüßten ihn
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