Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
Seele.»
«Also, ich bin doch halb menschlich. Dann gehe ich eben dorthin», meinte Roman stur und schnitt Jerome das Wort ab, bevor er etwas erwidern konnte. «Ich träume. Also kann ich hinein, richtig? Und ich kann es mit allem aufnehmen, was dort auf mich warten mag.» Es sagte das mit so viel Nachdruck, dass ich es ihm glatt abnahm, dass er es auf der Stelle mit einer ganzen Armee aus Oneroi aufnehmen würde.
«Du weißt ja nicht, wovon du sprichst», widersprach Jerome. «Ohne Frage. Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie es in der Traumwelt aussieht?»
« Du vielleicht?», fragte Roman ungerührt zurück. «Ich dachte, du könntest dort gar nicht hin.»
«Träume befeuern die menschliche Existenz … Träume von Macht, Liebe, Rache, Erlösung … die Träume der Menschheit sind unermesslich und zahllos. Menschen träumen im Wachen und im Schlafen. Diese Hoffnungen und Ängste machen sie anfällig – sie riskieren für Träume ihre Leben und ihre Seelen. Wenn man die Welt der Träume betritt, ist das, als ob man in einen Blizzard hineingeht. Jede einzelne Schneeflocke ist eine menschliche Vorstellung, die so schnell vorbeizischt, dass du sie nicht mal erkennen kannst. Du siehst nur einen verwaschenen Nebel, ein Wirrwarr aus Sehnsüchten und Chaos. Wenn Georgina dort ist, dann ist sie eine dieser Schneeflocken. Du würdest ihre Seele niemals finden.»
Bleiernes Schweigen.
Schließlich sagte Roman: «Das war sehr poetisch, Dad.»
«Aber er hat Recht», klärte Erik Roman auf.
Wieder Schweigen.
Roman blickte zweifelnd in die Runde. «Dann war’s das? Es ist hoffnungslos? Ihr gebt einfach auf und versucht nicht mal, sie zu finden?»
«Es ist hoffnungslos, es versuchen zu wollen», antwortete ihm Jerome.
Dämonen konnten vielleicht nicht wie die Menschen träumen, doch ich vermutete, dass sogar er sich ausmalen konnte, was seine Vorgesetzten mit ihm anstellen würden, wenn sie erfuhren, dass ihm ein Sukkubus abhanden gekommen war. «Menschliche Magie könnte dorthin vordringen, aber es würde nicht viel helfen.» Er sah zu Erik hin, der nickte.
«Jemand, der in diesem Chaos verloren geht, kann nicht zurückgeholt werden. Nicht einmal mit den kraftvollsten Ritualen. Nichts, was wir heraufbeschwören könnten, würde bis zu ihrer Seele durchdringen.»
Romans Miene spiegelte eine Vielzahl von Emotionen wider. Wut. Skepsis. Und … Resignation. Das wunderte mich nicht. Jeromes Miene allerdings schon. Bei Eriks Worten hatte er sich kerzengerade aufgerichtet und ein Funke der Erkenntnis war in seinen kalten, dunklen Augen aufgetaucht.
«Aber Sie könnten das Ritual vollziehen, richtig?», fragte er Erik. «Sie sind menschlich. Sie sind stark genug, um das Tor zu öffnen.»
Erik sah ihn müde an. «Ja … aber wie Sie bereits gesagt haben, wir würden nichts damit erreichen. Die Verbindung, die Sie zu ihr hatten, war vielleicht theoretisch stark genug, um sie zurückrufen zu können, aber Sie würden nicht eintreten können. Alles, was wir hätten, wäre ein unnützer Durchgang.»
Jerome stand unvermittelt auf. Er sah zu Roman hin. «Du musst alleine nach Hause finden.» Der Dämon verschwand mit einem Puff und einer protzigen Rauchwolke.
***
Und ich verschwand und saß wieder im Gefängnis der Oneroi. Da standen sie in der Dunkelheit und glühten von der Energie, die sie mir genommen hatten. Auch wenn ich in meinen Träumen schon litt, so verspürte ich die grauenvollen Auswirkungen ihrer Nahrungsaufnahme immer erst, wenn ich aus ihnen zurückkehrte. Erst dann trafen mich die Schmerzen, der Energieverlust und die Orientierungslosigkeit mit voller Wucht. Dieses Mal war ich jedoch nicht so sehr von Verzweiflung übermannt.
«Ihr habt euch geirrt», sagte ich. Ich versuchte, es arrogant klingen zu lassen, doch ich war heiser vor lauter Erschöpfung. Großer Gott. Ich war so, so müde. Scheinbar bedeutete träumen nicht gleich schlafen. «Meine Freunde haben das Rätsel gelöst. Sie wissen, wo ich bin.»
Wie gewöhnlich blieben Eins und Zwei nahezu undurchschaubar. «Weshalb glaubst du, dass das ein wahrer Traum war?»
Exzellente Frage. «Bauchgefühl», antwortete ich.
«Und du meinst, du kannst dich darauf verlassen?», fragte Eins. «Nachdem so viel Zeit vergangen ist? Nach so vielen Träumen? Wie willst du da beurteilen, was real ist und was Illusion?»
Das konnte ich nicht. Bei den Erinnerungen wusste ich, wann sie echt waren – zumindest bisher – aber bei den Träumen über die reale
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