Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
Vom Netzwerk:
spülte einige Teller mit der Hand ab, allerdings nicht sonderlich sorgfältig, doch es fiel mir überhaupt nicht auf. Auf dem Boden lagen diverse Einzelteile einer Spülmaschine, was die Handarbeit erklärte.
    Aus einem angrenzenden Zimmer drangen die Klänge von «Sweet Home Alabama» an meine Ohren. Während ich weiter abwusch, summte ich mit. Ich war zufrieden und erfüllt von einer so makellosen Freude, dass ich es nach all dem, was bisher in meinem Leben geschehen war – besonders nach meiner Gefangenschaft bei den Oneroi – kaum fassen konnte. Nachdem ich noch ein paar Takte mitgedudelt hatte, stellte ich eine nasse Tasse auf die Küchentheke, drehte mich um und spähte hinter mich ins Wohnzimmer.
    Dort saß ein kleines Mädchen. Sie war ungefähr zwei Jahre alt. Sie hockte, umringt von Kuscheltieren und anderen Spielsachen, auf einer Decke. In ihren Händchen hielt sie eine Plüschgiraffe. Als sie sie schüttelte, rasselte es in ihrem Inneren. Plötzlich sah sie auf, als hätte sie meinen Blick bemerkt.
    Sie hatte runde Babyspeck-Bäckchen. Ihr Kopf war mit feinen, hellbraunen Locken bedeckt und ihre großen, haselnussbraunen Augen wurden von langen Wimpern umrandet. Sie war zum Küssen. Auf der Couch hinter ihr hatte sich Aubrey zu einem kleinen Ball zusammengerollt. Neben ihr lag Godiva.
    Ein erfreutes Strahlen erschien auf dem Kindergesicht und auf einer Wange tauchte ein Grübchen auf. Eine mächtige Woge aus Liebe und Freude überrollte mich, Emotionen, die mein wirkliches, geschundenes, leidendes Ich kaum zulassen konnte. Wie schon beim ersten Mal, als ich diesen Traum geträumt hatte, wusste ich mit Gewissheit – mit absoluter Gewissheit –, dass dieses Mädchen meine Tochter war. Einen Moment später widmete ich mich wieder meinem schmutzigen Geschirr – auch wenn ich nichts sehnlicher wollte, als ins Wohnzimmer zurückzukehren. Verdammte Handarbeit. Mein Traum-Ich, wie auch mein reales Ich, konnten gar nicht genug von der Kleinen kriegen. Ich hätte sie fressen können. Ich hätte sie für immer ansehen können, ihre Augen mit den langen Wimpern, ihre zarten Löckchen.
    Ich konnte nicht widerstehen – und war außerdem gelangweilt vom Abwasch. Schließlich gab ich nach und sah wieder zurück ins Wohnzimmer. Das Mädchen war verschwunden. Gerade als ich meine Hände aus dem Spülwasser zog, hörte ich ein Rumsen und einen Knall. Darauf folgte Weinen.
    Ich sprintete aus der Küche. Meine abrupten Bewegungen irritierten Aubrey und Godiva und sie rissen ihre Köpfe hoch. Im Wohnzimmer saß meine Tochter neben einem Beistelltisch mit scharfen Kanten und hielt sich die Stirn mit ihrer kleinen Hand. Sie heulte und Tränen flossen über ihre Wangen.
    In null Komma nichts war ich auf den Knien und nahm sie fest in meine Arme. Ich beobachtete und fühlte diesen Traum gleichzeitig, und wie ich so diesen weichen, warmen Körper in meinen Armen spürte, hätte ich gleich mitheulen können. Ich wiegte das Mädchen, murmelte irgendetwas Nichtssagendes, Tröstendes und drückte meine Lippen in ihr seidenweiches Haar. Schließlich verebbte ihr Schluchzen und sie legte ihren Kopf an meine Brust. Sie wurde geliebt und gewiegt und damit war sie zufrieden. So saßen wir noch etwa eine weitere, glückselige Minute, bis ich in der Ferne das Geräusch eines Automotors vernahm. Ich hob den Kopf.
    «Hast du das gehört?», fragte ich sie. «Papa ist zu Hause.»
    Jetzt sah sie genauso aufgeregt aus wie ich. Ich stand mit ihr auf und balancierte sie auf meiner Hüfte. Sie war so klein, dass einiges an Koordination dafür nötig war.
    Wir gingen zur Vordertür und traten über die Schwelle hinaus. Es war Nacht und außer einem kleinen Licht über uns ziemlich finster. Das Licht beleuchtete eine Fläche aus unberührtem Schnee, der den Rasen und die Einfahrt bedeckte. Um uns herum fiel stetig noch mehr Schnee. Ich erkannte meine Umgebung nicht wieder, wir waren mit Sicherheit nicht in Seattle. Wenn es dort so viel geschneit hätte, dann wäre in der Stadt bestimmt eine Panik ausgebrochen und das Ende der Welt ausgerufen worden. Meine Tochter und ich waren ganz gelassen, wir schenkten dem Schnee kaum Beachtung. Wo immer wir waren, war ein solches Wetter nichts Ungewöhnliches.
    Am Ende der Einfahrt parkte bereits das Auto, das ich gehört hatte. Mein Herz wurde schwer vor Glück. Dahinter stand ein Mann, eine formlose Figur im fahlen Licht. Er nahm einen Rollkoffer aus dem Wagen und knallte die Kofferraumtür zu. Das kleine

Weitere Kostenlose Bücher