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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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wäre sie ein eitler kleiner Fratz geworden, bei dem dir sechs Minuten für ein Bier zu schade gewesen wären.«

    In Charles Butlers Universum, in dessen Mittelpunkt Mallory stand, war das schiere Ketzerei. »Nein«, sagte Mallorys Apologet. »Sie hätte eine normale Kindheit gehabt statt dieser wilden Jahre - das ist der entscheidende Unterschied.«
    »Einen Großteil ihrer Talente verdankt sie diesen Jahren auf der Straße«, widersprach Riker. »Deine alternative Mallory hätte keine diebstahlsicheren Schlösser knacken können. Kann sein, dass du sie Kathy hättest nennen dürfen, aber sie hätte nicht die Anlagen dazu gehabt, im Polizeidienst besser zu werden als Lou Markowitz es je war. Ach ja, und …« Jetzt sprach er Charles Butlers Sinne an. »Und wie sie geht. Man sieht sofort, was Sache ist - sieht die Dienstmarke, die Schusswaffe, diese geballte Power. In diesem anderen Leben wäre sie Durchschnitt gewesen oder nicht mal das.« Riker stieß eine Rauchwolke aus. »Nicht das Kind, das Lou und Helen aufgezogen haben, das dich fasziniert. Nicht meine Kathy.«
    Er ließ die Kippe fallen und trat sie mit dem Schuh aus. »Und wenn du mich fragst - ich würde nicht eine Minute an ihrer Lebensgeschichte, nicht eine ihrer verkorksten Gehirnzellen ändern wollen. Nichts. Du siehst sie an und erkennst dieses enorme Potential, das in ihr steckt. Und ich wünschte mir nur eins - dass ich ihr begreiflich machen könnte, was für eine tolle Frau sie ist.« Vielleicht war sie ja wirklich eine Soziopathin mit eiskalten Killeraugen, aber von den Menschen, die ihm am nächsten standen, hatte Riker noch nie Vollkommenheit verlangt.
     
    Dr. Paul Magritte führte Mallory zu einem Lincoln Town Car. Höflich hielt er ihr die Tür zur Rückbank auf, aber sie machte keine Anstalten einzusteigen. Er schüttelte innerlich den Kopf über seinen Fehler. Sie würde nie einem Fremden trauen.
    Also stieg er zuerst ein. Als sie zum Schutz gegen Störungen die Autotür schloss, machte er sich auf einiges gefasst.

    »Gerald Linden, der Mann, auf den Sie gewartet hatten, ist tot. Seine Leiche wurde dort gefunden, wo die Route 66 anfängt.«
    Magritte schloss die Augen. »Da kann es unmöglich einen Zusammenhang geben. Das FBI findet seit mehr als einem Jahr Leichen an der Route 66, aber das sind alles Kinder.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Aus dem Internet. Ich betreibe mehrere Online-Therapiegruppen für die Eltern vermisster Kinder.«
    »Und die ermordeter Kinder. Das haben Sie ausgelassen.«
    »Ja, ich bitte um Verzeihung.« Eine törichte Floskel. »Ich habe fünf Therapiegruppen, alles in allem achtundzwanzig Patienten.«
    »Als Sie an dem Diner in Illinois Halt machten, habe ich zweiundvierzig Personen gezählt.« Detective Mallory sagte das so, als habe sie ihn bei einer Lüge ertappt. Sie sah aus dem Fenster auf die Reihen geparkter Autos. »Wie viele sind seither dazugekommen? Zwanzig? Mehr?«
    »Unterwegs sind immer wieder Eltern zu uns gestoßen. Natürlich sind nicht alle meine Patienten, die anderen haben davon durch andere Internet-Links erfahren. Vor einem Jahr hatte das FBI die Gräber einiger Kinder gefunden und die Eltern über den Fund informiert. Zwei der Väter waren bei mir in der Therapie. Das fand ich bemerkenswert. Zwei Kinder, beide an derselben Straße begraben. Erstaunlich, sagte ich mir, dass ein Mörder das Risiko eingeht, beim Begraben eines Opfers beobachtet zu werden. Die meisten Leichen werden in abgelegenen Gegenden gefunden, wo man sich besser verstecken kann und …«
    Er merkte an ihrer Haltung, dass sie die Geduld verlor. Er erzählte ihr Dinge, die sie schon wusste. Aber er lernte schnell und fuhr rasch fort: »Die Gräber lagen zwar an unterschiedlichen Straßen, aber ein Bekannter sagte mir, dass sie alle ursprünglich
Teil der alten Route 66 gewesen waren. Er hat eine besondere Begabung dafür, größere Zusammenhänge herzustellen und Muster zu erkennen.«
    »Sein Name?«
    Als er zögerte, rückte sie nah - zu nah - an ihn heran. »Halten wir fest, dass ›Bekannter‹ und ›Begabung‹ Synonyme für ›Patient‹ und ›übergeschnappt‹ sind.«
    Paul Magritte hätte sich ohrfeigen können und schwor sich, seine Worte sorgfältiger zu wählen. »Ich habe mich mit Psychologen anderer Internetgruppen in Verbindung gesetzt und bin auf weitere Eltern ermordeter Kinder gestoßen, deren Gräber am Straßenrand lagen. Einige der Leichen sind schon vor Jahren entdeckt worden - alle an der Route

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