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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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unterwegs.
     
    Riker blies Rauch aus dem Beifahrerfenster, als der Mercedes auf ein Feld zufuhr, über dem das Licht von Lagerfeuern und der zuckenden Flämmchen von Propangasflaschen lag. Von den Dächern der Streifenwagen, die auf der Straße geparkt waren,
blinkte es rot, und uniformierte Beamte machten zu Fuß die Runde um das Lager.
    »Das also ist der Konvoi. Entschieden sehenswert.« Riker war erst ein paar Schritte gegangen, als er einem Mann mit dem Stern eines Hilfssheriffs seine Dienstmarke zeigen musste. Der Mann sah Charles Butler fragend an.
    »Er gehört zu mir«, erklärte Riker. »Sie haben wohl heute Abend schon mit meiner Partnerin, Detective Mallory, gesprochen.«
    »Nie von ihr gehört, Sir. Ich bin gerade erst gekommen.« Der Deputy deutete über seinen Streifenwagen hinweg auf einen älteren Mann. »Da müssen Sie mit Sheriff Banner reden, der hat hier die Leitung.«
    Riker klipste seine Dienstmarke an die Brusttasche des Sakkos und trat zu dem Sheriff. Sie schüttelten sich die Hand und verzogen sich zu einem Gespräch von Cop zu Cop in eine ruhigere Ecke.
    Charles sah sich um. Manche Zelte waren nur Provisorien, andere, kuppelförmige, in denen Licht brannte, sahen aus wie leuchtende Iglus. An Lagerfeuern und im Licht von Campinglaternen hockten Gruppen von Männern und Frauen. Ein Endzeit-Szenario mit Überlebenden einer Apokalypse, dachte er - und wenn man überlegte, was diese Menschen verloren hatten, war das weit mehr als eine Metapher.
    Auf seinem Gang durch die Zeltstadt hörte er Hunde bellen, die von ihren Besitzern zum Schweigen gebracht wurden, und dann ein leises Summen. Zwei schulpflichtige Kinder in dieser Umgebung - das war erstaunlich. Der kleine Junge schien neben dem Mann, der am Feuer schlief, Wache zu halten, sehr aufmerksam, ganz auf seine Aufgabe konzentriert. Als er kurz zur Seite trat, erkannte Charles, woher die Töne kamen. Ein Mädchen saß auf einer Decke, wiegte sich beim Summen hin
und her und sah hin und wieder zu den Funken hoch, die aus dem brennenden Holzstoß aufstiegen. Eine Schreckreaktion, entschied er, nicht mehr. Das Kind war nicht wirklich unter ihnen, die Seele weit weg.
    Der Junge musterte ihn mit Augen, die viel zu alt für einen höchstens Zehnjährigen waren. Charles lächelte, und der Junge reagierte belustigt.
    Kein Wunder.
    Trotz seiner Größe, die manchmal einschüchternd sein konnte, wirkte Charles in diesem Augenblick wie ein harmlostrauriger Narr, und das wusste er. Er konnte nichts dagegen tun, es war eine Frage der Gene. Charles Butler war mit dieser Hakennase und den permanent überrascht blickenden Quellaugen zur Welt gekommen, und wenn er lächelte, sah er aus, als wäre er gerade einer Clownsschule entlaufen.
    Er zog sein von vielen Reisen arg mitgenommenes Sakko an und rückte den Schlips zurecht, ehe er sich zu den Kindern ans Lagerfeuer hockte. »Hallo, ich suche Dr. Magritte«, sagte er leise, um den schlafenden Mann nicht aufzuwecken. Er sprach den Namen französisch aus, mit langem »a« und einem ganz unenglischen »r«. Dem Jungen zeigte er seinen Ausweis und gewann mit dieser erwachsenen Geste sein Herz. »Ich bin auch ein Doktor.«
    »Dr. Magritte«, sagt der Junge zögernd.
    »Ja. Paul Magritte.«
    »Ach, Doktor Paul meinen Sie. Das ist der da drüben, der Alte mit dem weißen Haar.« Der Junge wiederholte den Namen mit englischem Zungenschlag und - weil er ein wohlerzogenes Kind war - im Flüsterton, um niemand in Verlegenheit zu bringen.
    Demnach war Magritte kein Franzose, sondern ein Landsmann und seit so vielen Generationen amerikanischer Staatsbürger,
dass seine Vorfahren der sehr amerikanischen Versuchung, den Familiennamen zu verhunzen, nicht hatten widerstehen können. Charles sah an einem weit entfernten Lagerfeuer einen Mann mit weißem Haarschopf, um den sich Menschen drängten, die an seinen Lippen hingen.
    Das also war der Hirte dieser Herde.
     
    Der Helikopter hing vor ihr in der Luft und setzte zur Landung an. Mallorys Wagen hatte die ganze Zeit mit ihm Schritt gehalten und ihn sogar überholt, um die zusätzliche Wegstrecke auszugleichen, die sie auf der Straße durch Kurven verlor, während der Hubschrauber schnurgerade sein Ziel anfliegen konnte. Sie hielt neben einem gelben Kleinlaster mit dem Logo einer Elektrizitätsgesellschaft an. Der dort gespannte Vorhang verriet, dass ein Tatort als Baustelle kaschiert werden sollte. Mit dem Einsatz des Hubschraubers machte das FBI-Team diese Tarnung noch

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