Such mich Thriller
finden.«
»Aber die meisten Eltern haben mit dieser Ermittlung gar nichts zu tun, das Opferprofil passt nicht auf ihre Kinder.« Sie verstummte. Natürlich war das Dr. Magritte klar, und jetzt begriff sie, dass auch die Eltern es wussten. »Das Muster der Leichen auf der Route 66 ist nur ein Teil des Ganzen.«
»Ganz recht. Die einzige Vorbedingung für die Teilnahme an dieser Reise war ein verschwundenes Kind.«
Agentin Nahlman sah die Liste der Nummernschilder vor sich, Nummernschilder aus den Küstenstaaten, aus dem Herzland, aus dem Süden - aus dem ganzen Land. Die Eltern, die auf dieser Reise zusammengetroffen waren, standen stellvertretend für viele andere, einerlei welcher Hautfarbe, mit runden Augen oder Schlitzaugen, mit Gebetsteppichen oder Kreuzen oder sechszackigen Sternen. Demokratie in Reinkultur.
Mit diesem Konvoi suchte Amerika seine Kinder. Ihre Zahl war Legion. Jetzt gab es kein Halten mehr.
Ihr Handy klingelte. Dale Bermans Nummer erschien auf dem Display. Nahlman schickte den Anruf auf die Mailbox. Einer neuen Runde seines Lieblingsspiels »Papa hat immer recht« fühlte sie sich nicht gewachsen. Sie sehnte sich nach ein wenig Ruhe und Frieden. Irgendwo spielte ein Radio einen goldenen Oldie. Ein Autoradio. Die Musik kam aus dem Mercedes. Riker saß am Steuer und führte einen kleinen Autokorso aus fünf Fahrzeugen an. Fünf! Das verlorene Schaf war gefunden.
Es war noch dunkel, als der neongrüne Pickup in nordwestlicher Richtung durch Kansas fuhr, über eine Flickendecke aus Straßen zweiter und dritter Ordnung, die weitab von der Route 66 lagen. Mallory war mit einem Farmer in einer abgelegenen Stadt verabredet. Sie war ganz gut vorangekommen, aber jetzt hielt ein Fahrzeug mit Überbreite - einer Art von Flügeln, die in die Nachbarspur hineinragten - sie auf, das wagte sie nicht zu überholen, obgleich ihr nur zweieinhalb Stunden blieben, um die Farm der Finns zu dem Zeitpunkt zu erreichen, an dem vor einem Jahr dort ein Schulbus gehalten hatte. Zu dem Zeitpunkt, als Ariel Finn dort entführt und ermordet worden war.
Mallory hatte ihren Biss verloren.
Sie hörte sich einen vertrauten Song an, den ein örtlicher Radiosender spielte.
»… some fine things have been laid upon your table …«
Der Song stand nicht auf Peyton Hales Liste, und auch aus der Zeit, als ihr Pflegevater Lou Markowitz ihr den Rock and Roll beigebracht hatte, kannte sie ihn nicht.
» … but you only want the ones you can’t get …«
Es war eine Nummer aus einem Eagles-Album, das Riker ihr geschenkt hatte, als sie elf war. Es ginge um mehr als nur die Musik, hatte er ihr erklärt, der Song »Desperado« sei nun ihre Erkennungsmelodie. Tausend Mal hatte sie die Ballade gespielt - um die CD auf immer wegzulegen, als sie zwölf war.
»… your pain and your hunger, they’re driving you home …«
Agentin Nahlman fehlte Mallorys ausgeprägte Fähigkeit, ihren Mitmenschen Angst und Schrecken einzujagen, fand Riker.
Die kleine Ansprache, die sie an die Mütter und Väter verschwundener Kinder richtete, war entschieden zu zahm. »Sie können die Gruppe nicht verlassen, um auf eigene Faust in der Gegend herumzufahren. Sie wissen alle, was Gerald Linden passiert ist. Aber Sie wissen nicht, dass er nicht der Einzige war.«
Riker horchte auf. Ob Kronewald informiert war?
»Ein weiteres Opfer«, fuhr Nahlman fort, »wurde in Kalifornien gefunden und noch eins in Arizona. Das Tatgeschehen war ähnlich wie bei Mr. Linden. Hier hat es ein Serienmörder auf Ihren Konvoi abgesehen.«
Agent Allen beging die Taktlosigkeit zu lächeln, als er vortrat, um die Streckenpläne für den kommenden Tag zu verteilen. Und auch die Formulierung, mit der er sie den Eltern in die Hand drückte, war übertrieben rücksichtsvoll. »Ich weiß, dass Sie nicht die Interstate nehmen möchten, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht über die nächstbeste Ausfahrt auf die Route 66 zurückfahren würden.«
»Sonst sind Sie nämlich tot«, ergänzte Nahlman, energisch um Schadensbegrenzung bemüht. »Wenn Sie sich von der Gruppe trennen, wird er Sie erledigen, einen nach dem anderen.« Und dann bat sie um Geduld, die Abfahrt werde sich an diesem Tag etwas verzögern.
Riker war das nur recht. Er streckte sich auf dem Liegesitz
des Mercedes aus, um den Schlaf nachzuholen, auf den er in der Nacht hatte verzichten müssen. Als ihn jemand wachrüttelte, war nach der Uhr auf dem Armaturenbrett eine Stunde vergangen, aber er hatte
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